Essen. .
Im Verkaufspoker um Karstadt wirbt Maurizio Borletti um die Mitarbeiter. Nach Medienberichten versicherte er dem Gesamtbetriebsrat in einem Brief, sein Angebot sehe weder Entlassungen noch Standortschließungen vor.
Im Poker um die insolvente Essener Warenhauskette Karstadt versucht der italienische Unternehmer Maurizio Borletti nun offenbar, die Unterstützung der Mitarbeiter zu gewinnen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, wirbt Borletti in einem zweiseitigen Brief an den Gesamtbetriebsrat der Kaufhauskette für sein Übernahmekonzept. Ein Borletti-Sprecher bestätigte, dass es einen Brief gegeben habe. Zum Inhalt wollte er sich jedoch nicht äußern.
Borletti, der Warenhausketten in Italien und Frankreich besitzt, hatte vor rund zwei Wochen überraschend ein Kaufangebot für Karstadt abgegeben. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte ihm jedoch eine Absage erteilt und auf die Ende Mai ausgelaufene Angebotsfrist verwiesen. In dem Brief schreibt der Italiener laut „Bild“, dass er Karstadt gemeinsam mit dem Betriebsrat „wieder zu einem gesunden und starken Unternehmen“ machen wolle. Er sei überzeugt, „dass die Borletti-Gruppe für Karstadt und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig sichere Arbeitsplätze bietet“. Sein Angebot sehe keine Entlassungen und keine zusätzlichen Standortschließungen vor. Weitere Einschnitte auf Arbeitnehmerseite werde es auch nicht geben.
Etwa 25.000 Stellen gefährdet
In dem Schreiben heißt es laut Zeitung: „Wir lehnen weitere Zugeständnisse bei Lohn und Wochenarbeitszeit ab.“ Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Borletti sich mit dem Vermieterkonsortium Highstreet einig über die Mieten für die Karstadt-Häuser sein soll. Genau an dieser Stelle hakt es bei den Verhandlungen zwischen Highstreet und dem eigentlich vorgesehenen Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen seit zwei Monaten. Sollte zwischen den beiden Parteien keine Einigung über die künftigen Mieten der Karstadt-Kaufhäuser gefunden werden, würde der gesamte Kaufvertrag zwischen dem Insolvenzverwalter und Berggruen scheitern. Dann wären mehr als 100 Kaufhäuser in Deutschland von der Schließung bedroht und etwa 25 000 Stellen gefährdet.
Das Amtsgericht Essen verlängerte daher vor wenigen Tagen die Berggruen eingeräumte Verhandlungsfrist noch einmal bis Anfang September. Auch wenn Borletti sich im Hintergrund bereithält, ist umstritten, ob er wirklich noch zum Zug kommen kann. Möglicherweise würde Karstadt dann auch zerschlagen. Der Handelsriese Metro hat bereits wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, in diesem Fall einen Teil der Karstadt-Filialen zu übernehmen und in die eigene Warenhauskette Kaufhof zu integrieren. Allerdings würde dies wahrscheinlich auch den Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen in der Karstadt-Zentrale, in unrentableren Filialen und bei Zulieferern bedeuten. (ddp/apn)