Offenbach. Der Astra ist nicht alles, aber ohne einen erfolgreichen Astra ist alles nichts für den ersehnten Start von "New Opel". Unter dem Motto „Nur gucken, nicht anfassen“ durfte ein erster Blick auf den Hoffnungsträger geworfen werden. Zu den Händlern kommt der Astra Nummer vier erst im Herbst.
Zu sehen gab es ein schön-modisches Auto, das seiner Klasse entwachsen zu sein scheint. 4,42 Meter Länge, das bedeutet 20 Zentimeter mehr als beim Marktführer Golf. Sieben Zentimeter mehr Breite heißt mehr Komfort, elf Zentimeter mehr Radstand mehr Knie- und Kofferraum. „Wolfsburg zittert“, befand aufgrund der ersten Papierwertung die „Auto Bild“.
In den vergangenen Jahren zitterte eigentlich nur Opel, und zwar vor den monatlichen Zulassungszahlen. In zehn Jahren sanken beispielsweise die Astra-Verkäufe in Deutschland von 230.000 in 1999 auf 76.000 im vergangenen Jahr. In dem schrumpfenden Segment gingen sie beim Marktführer Golf von 356.000 nur auf 231.000 zurück. Selbst von der Abwrackprämie konnte der Opel nicht profitieren. Das Verhältnis in absoluten Zahlen: eins zu drei.
Astra kommt erst spät im Herbst
Es besteht also höchster Handlungsbedarf. Erst spät im Herbst kommt der Astra Nummer vier zu den Händlern, laut dem designierten New-Opel-Leiter Carl-Peter Forster trotz besserer Ausstattung zum gleichen Einstiegspreis. Der liegt jetzt bei 16.900 Euro.
Im Sommer des nächsten Jahres soll das noch einmal 20 Zentimeter länger Kombi-Modell folgen, wie beim Insignia mit dem Beinamen Sports Tourer statt der Traditionsbezeichnung Caravan versehen. Der neue Tourer wird dann aller Voraussicht nach nicht in Bochum gebaut. Dann schlägt für das Ruhrgebietswerk die Stunde der Wahrheit. Ob mit der Produktion des bisherigen Astra als günstiges Einstiegsmodell die Stückzahlen und damit die Arbeitsplätze gehalten werden können. Der neue Zafira bringt frühestens 2011 Entlastung nach Bochum, und bis dahin werden die Verkaufszahlen weiter dramatisch schrumpfen.
Weiterhin Lücken
Beim neuen Astra täuscht auch die Übernahme von Technik und Design des erfolgreichen Mittelklasse-Modells Insignia nicht darüber hinweg, dass weiterhin große Lücken klaffen. Es fehlen Modelle wie ein konkurrenzfähiges Kompakt-SUV, moderne Automatikgetriebe und eine verbrauchssenkende Start-Stopp-Automatik.
Ein Kompakt-SUV, also die beliebte Gattung kleiner domestizierter Geländewagen, könnte bei Neu-Eigner Magna in Graz gebaut werden, ebenso die Cabrioversion des Astra Nummer vier. Das in der Autokrise zunehmend schlecht ausgelastete Werk des kanadisch-österreichischen Zulieferers muss die Kündigung des Auftrags für das Saab-Cabrio kompensieren.
Hoffnungen auf neuen Kleinwagen
Aus Magna-Kreisen war zu erfahren, dass man bei den Verhandlungen mit General Motors keine grundlegenden Knackpunkte mehr sieht. Über den Zugang von New Opel zu den weltweiten Märkten habe man sich weitestgehend geeinigt. So sollen GM und Opel gemeinsam versuchen, höhere Anteile in China als absatzstärkstem Markt überhaupt zu erobern.
Ansonsten setzt man große Hoffnungen auf einen Kleinwagen unterhalb des Corsa, der den von Suzuki zugelieferten Agila ersetzen soll, obwohl dieser erst kurz auf dem Markt ist. Außerdem soll unterhalb des Agila ein Stadtfloh auf die Räder gestellt werden. Die Plattform dieses Superminis soll so angelegt werden, dass Kooperationspartner sie einfach für ihre Zwecke modifizieren können. Genannt werden in diesem Zusammenhang oft BMW und Daimler. Realistisch erscheint aber nur eine Kooperation mit Smart.
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"New Opel" kommt mit dem neuen Astra
