Wanne-Eickel. .

Als vor fünf Jahren die Bergbausparte wegbrach, drohte dem Bauunternehmen Heitkamp aus Wanne-Eickel das Aus. Doch die Firma konnte sich mit zahlreichen neuen Großaufträgen retten - etwa mit dem Ausbau der A 40

Vor wenigen Jahren hätte wohl kaum jemand in der Baubranche hohe Summen darauf gewettet, dass die Firma Heitkamp überleben würde. Das Traditionsunternehmen aus dem Revier stand am Abgrund. Als die Bergbausparte von Heitkamp vor fünf Jahren in eine tiefe Krise rutschte, drohte auch der gesamten Firmengruppe das Aus. „Wir waren so gut wie erledigt“, sagt der heutige Geschäftsführer Michael Müller. „Und wir haben es geschafft, wieder auf die Füße zu kommen.“ Müllers Botschaft lautet: Die Sanierung ist abgeschlossen. Heitkamp schreibt wieder Gewinne und ist an zahlreichen Großprojekten beteiligt – nicht zuletzt am Ausbau der wichtigsten Ruhrgebietsautobahn A 40.

An der Geschichte des Unternehmens aus Wanne-Eickel lässt sich auch der Strukturwandel des Reviers ablesen. Am 1. Oktober 1892 legte Engelbert Scharpwinkel genannt Heitkamp den Grundstein für die Baufirma, die mit vier Mitarbeitern die Arbeit aufnahm. Schnell folgten Aufträge für Zechen und die Eisenbahn, später auch für Kraftwerksbetreiber und Immobiliengesellschaften. Als die Firma Heitkamp 100 Jahre alt wurde, zählte sie mit rund 9000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1,7 Milliarden D-Mark zu den größten Familienunternehmen in Deutschland. Doch nur wenige Monate nach dem Jubiläum lautete eine Schlagzeile: „Bergbaukrise zwingt Heitkamp zum Stellenabbau“.

Eine harte Sanierung war nötig

Nach der Fusion mit dem Dortmunder Zechenzulieferer Deilmann-Haniel im Jahr 1999 ging es steil bergab. Das Unternehmen kämpfte ums Überleben. Es folgte eine harte Sanierung. Die deutsche Bergbausparte ging in die Insolvenz, der Auslandsbergbau wurde verkauft – ebenso wie die Bahnaktivitäten. Das Unternehmen schrumpfte.

Heute ist Heitkamp mit knapp 1100 Beschäftigten wieder eine lupenreine Baufirma. Neuer Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratschef ist seit Februar 2009 Jürgen Thumann. Der einstige BDI-Präsident ist ein Urenkel des Unternehmensgründers und Vetter des langjährigen Hauptanteilseigners Engelbert Heitkamp, der nach wie vor am Unternehmen beteiligt ist. „Dass Herr Thumann eingestiegen ist, hat uns einen Schub gegeben“, sagt Müller.

Große Projekte sind beispielsweise der Bau eines 160 Meter hohen Kühlturms für das Kohlekraftwerk in Lünen oder die Beteiligung am Bau eines neuen Atomkraftwerks im finnischen Olkiluoto.

Eine weitere wichtige Baustelle von Heitkamp ist der Phoenix-See im Dortmunder Stadtteil Hörde. Damit der See entsteht, hat das Bauunternehmen auf der ehemaligen Brachfläche 2,5 Millionen Kubikmeter Erdreich abgetragen. In naher Zukunft soll ein grünes Wohn- und Gewerbegebiet entstehen. „Am ersten Oktober wird der See geflutet“, berichtet Jörg Kranz, der zuständige Geschäftsführer.

BBrückenarbeiten an der A 40 in Höhe Wattenscheid.
BBrückenarbeiten an der A 40 in Höhe Wattenscheid. © Gero Helm / WAZ FotoPool

Auch am sechsspurigen Ausbau der A 40 ist Heitkamp federführend beteiligt. „Wir arbeiten an der Hauptschlagader des Ruhrgebiets“, sagt Kranz. Einen ersten Abschnitt zwischen Wattenscheid und Gelsenkirchen habe man Mitte vergangenen Jahres nach 18-monatiger Bauzeit fertiggestellt – und zwar sechs Monate früher als geplant.

Seit Februar arbeitet Heitkamp auf einem weiteren Bauabschnitt zwischen Wattenscheid und Bochum-Stahlhausen. Im Schnitt seien rund 40 Mitarbeiter auf der Autobahn-Baustelle beschäftigt. Das Volumen des aktuellen Auftrags liege bei mehr als 20 Millionen Euro. Die Arbeiten auf diesem A 40-Abschnitt sollen spätestens Ende 2011 beendet sein. „Auch hier ist es unser Ziel, das Projekt früher abzuschließen“, betont Kranz.

Nicht nur die Autofahrer würden profitieren, sondern auch Heitkamp. Für jeden Tag, den die Firma früher als geplant fertig ist, kassiert sie einen Bonus von 5000 Euro. Bei einer Verspätung drohen Heitkamp im Gegenzug pro Tag 15 000 Euro Strafe.