Berlin/Bochum. Die Verhandlungen über eine Rettung von Opel gehen auf die Zielgerade. Medienberichten zufolge soll am Mittwochabend im Bundeskanzleramt eine Entscheidung über einen möglichen Investor getroffen werden. Unterdessen gibt es offenbar einen vierten Interessenten aus China.
Die Verhandlungen über eine Rettung des schwer angeschlagenen Autokonzerns Opel gehen auf die Zielgerade. Medienberichten zufolge soll am Mittwochabend im Bundeskanzleramt (Bild oben) in Berlin auf einem Krisengipfel eine Entscheidung über einen möglichen Investor getroffen werden. Bereits am Dienstag kamen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) dort erneut mit Fiat-Chef Sergio Marchionne zusammen, um über eine mögliche Übernahme zu beraten, wie aus Regierungskreisen zu erfahren war. Unterdessen gibt es offenbar einen vierten Interessenten für Opel.
Guttenberg betonte, dass es trotz der Gespräche mit dem Fiat-Chef noch keinen Favoriten für einen Einstieg bei Opel gebe. Der Eindruck von Fiat sei «ein seriöser, kein schlechter» gewesen. «Wir werden mit allen im Gespräch bleiben», sagte der Minister. Neben Fiat haben der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna zusammen mit der russischen Sberbank sowie der US-Finanzinvestor Ripplewood Konzepte für eine Opel-Übernahme bei der Bundesregierung abgegeben. Zudem gebe es «ein signalisiertes Interesse aus China», sagte Guttenberg, ohne Einzelheiten zu nennen.
Entscheidung für Mittwoch angekündigt
Alle Interessen wüssten, dass noch Nachbesserungen nötig seien, um Risiken für die Steuerzahler, aber auch für die betroffenen Arbeitnehmer «gering zu halten», erläuterte Guttenberg. Zudem sei ein mögliches Treuhandmodell auf einem «sehr, sehr guten Weg». Nun würden weiter Gespräche geführt, um bis Mittwochabend zu einer Einigung zu kommen. Zugleich warnte er davor, die Möglichkeit einer geordneten Insolvenz nur als Drohkulisse zu verstehen.
Die Entscheidungsrunde im Bundeskanzleramt soll nach Presseberichten am Mittwoch um 21.00 Uhr beginnen. In Berlin wird nicht ausgeschlossen, dass die Verhandlungen bis in die Nacht dauern werden. An dem Gespräch sollen Berichten zufolge neben Vertretern der Bundesregierung und der Bundesländer mit Opel-Standorten auch Vertreter des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) beteiligt sein. Die Regierung hat für Mittwoch eine Entscheidung angekündigt, um einer drohenden sogenannte Chapter-11-Insolvenz von GM zuvorzukommen.
Struck für Magna
Unterdessen sprach sich SPD-Fraktionschef Peter Struck für das Magna-Angebot aus. «Ich glaube, dass die Kanzlerin sehr genau das Angebot von Magna prüfen muss, weil es nach meiner Einschätzung (...) das realistischste Angebot, das beste Angebot ist», sagte Struck. Merkel habe allerdings offenbar die Vorstellung, dass sie am Rande des Gipfeltreffens im Kanzleramt «permanent hin- und herverhandelt mit den einzelnen Gruppierungen».
Struck betonte, es müsse sehr sorgfältig abgewogen werden, wie die auf dem Tisch liegenden Vorschläge «mit einem Zukunftskonzept für Deutschland zu vereinbaren» seien. Es komme darauf an, dass alle vier deutschen Standorte in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern gesichert und dass möglichst wenige der rund 25 000 Arbeitsplätze abgebaut würden. «Ich bin mir nicht sicher, ob das Konzept von Fiat diesen Kriterien entspricht», betonte Struck. Wichtig sei auch, dass die US-Regierung am Mittwoch bei den Besprechungen mit einbezogen werde, denn die Entscheidung über eine Veräußerung von Opel treffe letztlich die US-Mutter GM. (ddp)
Spezial: Opel in der Krise