Berlin. Bei der Aufklärung der Datenaffäre will der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube aufs Tempo drücken. Bis Ende Mai soll eine Entscheidung gefallen sein. "Wir setzen uns selbst unter Druck", erklärte er in einem Interview. Grube will die Affäre bedingungslos aufklären.
Der neue Bahnchef Rüdiger Grube will Ende dieses Monats Entscheidungen treffen, um die Datenaffäre in dem Konzern zu beenden. In der Mitarbeiterzeitschrift «DB Welt» versicherte er am Montag, die Datenaffäre zügig und bedingungslos aufzuklären. «Da bin ich völlig unabhängig», sagte er. Nötigenfalls werde er auch aufräumen. Die Führungsmannschaft habe ein «klares Signal» von ihm. Er bekannte sich darüber hinaus zur Deutschen Bahn als integriertem Konzern und bekräftigte, alles tun zu wollen, um Entlassung zu vermeiden.
Am Ende sei alles eine Frage der Unternehmenskultur, erklärte Grube. «Was soll man künftig beim Datenschutz und bei der Korruptionsbekämpfung machen? Und was hätte man besser auf keinen Fall tun sollen?» Sein Vorgänger Hartmut Mehdorn war im Zuge der Datenaffäre zurückgetreten. Das Staatsunternehmen Bahn hatte mehrfach massenhaft Kundendaten heimlich und weitgehend ohne Erfolg mit Kundendaten abgeglichen. «Mit der Frist bis Ende Mai setzen wir uns selbst unter Druck», räumte der neue Chef ein. «Aber wir brauchen rasch die nötige Klarheit und Klärung.»
Ein Börsengang sei nur sinnvoll, wenn die Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt stimmten. Würde die Bahn ihn jetzt versuchen, «würden wir das Unternehmen doch verschenken». Aber eine generelle Absage gebe es auch nicht. «Denn dann würde uns Geld nur noch zu deutlich schlechteren Bedingungen gegeben werden.»
Es gebe ein paar Themen, dazu brauche er nicht einmal einen Tag der Einarbeitung: «Der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit, der Bestand des integrierten Konzerns und die Fortführung des konzerninternen Arbeitsmarkts», sagte Grube. Klar sei aber auch: «Wir nennen uns mit Stolz Deutsche Bahn, doch wir sind ein europäisches Unternehmen, das auch die Weltmärkte im Blick hat.» (ap)