Bonn. Die ehemalige Telekomspitze gerät weiter in Bedrängnis: Sollten Zeugenaussagen stimmen, dann haben der Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und der frühere Vorstandschef Kai-Uwe Ricke von der Datenspitzelei bereits seit Herbst 2005 gewusst.

In der Bespitzelungsaffäre bei der Telekom sind der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und der Ex-Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke durch Zeugenaussagen offenbar schwer belastet worden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» unter Berufung auf die Ermittlungsakten der Bonner Staatsanwaltschaft. Demnach sollen beide bereits im Herbst 2005 gewusst haben, dass von der Telekom-Konzernsicherheit Verbindungsdaten von Mobilfunkanschlüssen gespeichert und illegal ausgewertet wurden.

Grundlage der Anschuldigungen ist dem Bericht zufolge die Aussage eines Düsseldorfer Rechtsanwalts. Dieser hatte das Unternehmen 2005 juristisch beraten, als Zumwinkel und Ricke den Aufsichtsrat Wilhelm Wegner überführen wollten, der angeblich die Presse mit internen Informationen aus dem Kontrollgremium versorgte. Dabei will der Jurist dem Bericht zufolge mit Zumwinkel und Ricke mehrfach darüber gesprochen haben, dass in diesem Zusammenhang auch Verbindungsdaten verwendet worden seien. Dabei sei möglicherweise ein Kontakt zwischen einem Journalisten und dem Telekom-Konzernbetriebsrat nachgewiesen worden.

Angeblich kein Unrechtsbewusstsein gezeigt

Weder Zumwinkel noch Ricke, heißt es laut «Spiegel» in den Ermittlungsakten, hätten in den Unterredungen mit dem Anwalt irgendein Unrechtsbewusstsein über die Daten-Erhebung gezeigt. Vielmehr sei sogar erwogen worden, den Konzernbetriebsrat mit den gespeicherten Nummern unter Druck zu setzen.

Unter Berufung auf die Vernehmung des ehemaligen Leiters der Konzernsicherheit berichtet das Magazin weiter, dass die Telekom in einem ähnlichen Fall der Lufthansa bereits fünf Jahre zuvor behilflich gewesen sei und der Fluggesellschaft Verbindungsdaten geliefert habe. Dabei sei es um den Verdacht gegangen, dass ein Aufsichtsratsmitglied Interna aus Sitzungen an einen Journalisten der «Financial Times Deutschland» weitergegeben habe. Die Lufthansa beteuert laut «Spiegel», den Fall anhand eigener Flugdaten gelöst zu haben. (ddp)