Bochum. Auch über vier Monate nach seiner Bestrafung wegen Hinterziehung von fast einer Million Euro Steuern hat Ex-Postchef Klaus Zumwinkel (65) offenbar noch keinen Cent als Bewährungsauflage gezahlt. Seine millionenschweren Pensionsansprüche bei der Post hat er sich bereits auszahlen lassen.

Ex-Postchef Zumwinkel lässt sich viel Zeit mit der Zahlung seiner Bewährungsauflage: Das Bochumer Landgericht, das ihn Ende Januar wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt hatte, teilte am Dienstag auf WAZ-Anfrage mit, dass von einer Zahlung noch nichts bekannt sei. Die Richter hatten im Urteil angeordnet, dass Zumwinkel als Bewährungsauflage 800 000 Euro an den Staat und insgesamt 200 000 Euro an sieben wohltätige Organisationen zahlen muss.

Richter wussten von 20 Millionen Euro nichts

Zwar hat das Gericht Zumwinkel eine Zahlungsfrist bis Ende 2009 eingeräumt. Allerdings war den Richtern zum Zeitpunkt des Urteils gar nicht bekannt, dass er sich, wie später publik wurde, seine Pensionsansprüche bei der Post - es sollen 20 Millionen Euro sein - auf einen Schlag auszahlen lässt. Das Geld besitzt er bereits. „Es ist ausbezahlt worden”, sagte eine Post-Sprecherin der WAZ. Vor Gericht hatte Zumwinkel von 13 Millionen Euro Vermögen berichtet - Finanzpapiere und eine Burg am Gardasee. Daran hatte sich das Gericht bei der Fristfestsetzung orientiert und berücksichtigt, dass die 13 Millionen großteils nicht sofort verfügbar sein könnten.

Zinsen sparen?

Von Zumwinkels Anwalt war am Dienstag kein Kommentar zu erhalten. Somit bleibt auch die Frage, ob Zumwinkel eventuell nur Zinsen sparen will, offen. Trotzdem hoffen die vom Gericht begünstigten kleinen Vereine sicherlich darauf, dass sich der Multimillionär kulant zeigt. „Er hat bis Ende 2009 Zeit. Es wäre aber natürlich schön, wenn wir das Geld eher auf der Habenseite verbuchen könnten”, sagt Franz-Josef Hanning von „Basis e.V.” zur WAZ. Dem Recklinghäuser Verein für Straffälligen- und Opferhilfe wurden vom Gericht 20 000 Euro zugeteilt. Er will das in neue Möbel für sein Hilfsprojekt investieren. Angelika Böhling von der Kindernothilfe in Duisburg (40 000 Euro) meint: „Es gibt einige, die zahlen sofort am Tag nach dem Urteil - und einige lassen sich Zeit.”