Essen. Trotz der Energiekrise gibt Eon-Chef Birnbaum den Aktionären des Energiekonzerns ein Dividenden-Versprechen – und das gleich für mehrere Jahre.

Zur Hauptversammlung von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon verspricht Vorstandschef Leonhard Birnbaum den Anteilseignern steigende Gewinn-Ausschüttungen in den kommenden Jahren. „Wir wollen die Dividende stetig steigern: um jährlich bis zu fünf Prozent bis 2027 und darüber hinaus“, sagt Birnbaum laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei der digitalen Hauptversammlung am 17. Mai. „Die Wachstumsperspektive ist besser denn je.“ Für das Jahr 2022 will Eon den Aktionärinnen und Aktionären eine Dividende von 51 Cent je Aktie überweisen. „Das ist die achte Steigerung in Folge“, so Birnbaum.

In das neue Jahr sei Eon „erfolgreich“ gestartet, teilte der Konzern in seiner Quartalsbilanz mit. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet der Eon-Vorstand ein bereinigtes Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) in einer Spanne von 7,8 bis acht Milliarden Euro und einen bereinigten Konzern-Überschuss in Höhe von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro. Aufgrund der aktuellen Entwicklung erwarte Eon, „das obere Ende der Prognose-Spanne“ zu erreichen. Finanzchef Marc Spieker sieht Eon „auf einem sehr guten Weg“.

Hohe Energiepreise mit Auswirkungen auf die Eon-Bilanz

In den ersten drei Monaten des neuen Jahres hat der Essener Energiekonzern ein Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) in Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro verbucht – rund 627 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum Jahresstart 2022 hätten noch gestiegene Energiepreise am Großhandelsmarkt die Bilanz von Eon „stark belastet“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

Bei der Jahresbilanz Mitte März hatte Eon-Vorstandschef Birnbaum erklärt, im vergangenen Jahr habe Eon lediglich 30 Prozent der zum Teil extremen Preissteigerungen an den Großhandelsmärkten an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Er betonte zugleich: „Wir müssen auf Dauer die Großhandelspreise an unsere Kundinnen und Kunden durchreichen.“ Tatsächlich hat es mittlerweile teils beträchtliche Preiserhöhungen bei Eon für die privaten Haushalte gegeben – unter anderem in der Strom-Grundversorgung im Ruhrgebiet.

Eon-Chef Birnbaum spricht von „Anfang einer neuen Energiewelt“

Auf kurze Sicht plane Eon „weiter im Krisenmodus“, erklärt Birnbaum zur anstehenden Hauptversammlung. „Wir sind auf alles gefasst. Und unser Ausblick unterstellt: 2023 bleibt ein Jahr der Energiekrise.“ Unter diesen Bedingungen sei für den Konzern ein Betriebsergebnis („bereinigtes Ebitda“) von bis zu acht Milliarden Euro möglich. „Auf mittlere Sicht sind wir optimistisch“, fügt Birnbaum hinzu. Bis zum Jahr 2027 seien rund neun Milliarden Euro drin.

„Unsere Gesellschaft braucht Energie. Sie braucht CO2-freie Energie – nach den Erfahrungen der Krise: noch mehr, noch schneller. Die Grundlage für all das ist die Energie-Infrastruktur“, begründet der Eon-Chef seinen Optimismus. Eon ist insbesondere im Netzgeschäft stark. Von der zukünftigen Energieversorgung hänge auch „die wirtschaftliche Perspektive Europas“ ab. „Das ist ein wesentlicher Aspekt der vielzitierten Zeitenwende – der Anfang einer neuen Energiewelt“, so Birnbaum. Europa müsse den Ausfall russischer Gaslieferungen ausgleichen, strukturell und langfristig. „Erst dann ist die Energiekrise vorbei.“

Allein in Deutschland hat Eon rund 14,4 Millionen Kundinnen und Kunden

Eon ist Deutschlands Marktführer im Geschäft mit Strom und Gas. Rund 14,4 Millionen Kundinnen und Kunden hat der Essener Energiekonzern eigenen Angaben zufolge in Deutschland, wie aus der Bilanz für 2022 hervorgeht. Seit der Übernahme und Zerschlagung der früheren Essener RWE-Tochter Innogy konzentriert sich Eon mit knapp 72.000 Beschäftigten insbesondere auf das Endkundengeschäft, den Betrieb von kilometerlangen Strom- und Gasnetzen sowie Energieeffizienz-Dienstleistungen. Aus dem Netzgeschäft stammt ein großer Anteil des Eon-Gewinns. Der Konzernnachbar und Eon-Großaktionär RWE fokussiert sich auf die Energieerzeugung.

Zur Eon-Tochterfirma Westenergie gehören rund 130 Stadtwerke-Beteiligungen – mit kommunalen Unternehmen wie ELE in Gelsenkirchen, RWW in Mülheim, DEW21 in Dortmund, den Stadtwerken in Duisburg, Essen, Velbert und Ratingen sowie Rhein-Energie in Köln. Von der ehemaligen Tochterfirma Uniper, die aufgrund ihrer Nähe zum russischen Staatskonzern Gazprom in eine Schieflage geraten ist, hat sich Eon schon vor Jahren getrennt.

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