Düsseldorf. Hunderte Menschen testeten sich auf der VeggieWorld durch vegane Leckereien. Warum die Messe längst nicht mehr nur für Veganer interessant ist.

Die Zeiten, in denen sich nur Veganerinnen und Veganer für einen umweltbewussten Lebensstil interessieren, sind längst vorbei. Das bewies am Wochenende die VeggieWorld in Düsseldorf. Tausende Besucherinnen und Besucher jeden Alters standen Schlange, um sich über faire Modemarken, nachhaltige Kosmetikprodukte sowie Tierschutz- und Müllsammelorganisationen zu informieren. Vor allem aber, um die neusten veganen Food-Trends zu testen.

„In diesem Jahr haben wir einen Rekord mit 32 Start-ups von über hundert Ausstellern“, sagt Hendrik Schellkes, Geschäftsführer der Wellfairs GmbH und Organisator der VeggieWorld. Das sei einer der Hauptbesuchsgründe, da es viele dieser Produkte noch nicht im Supermarkt zu kaufen gibt. Von trockenem Sojagranulat und geschmacksneutralem Tofu fehlte an den Ständen jede Spur. Seitan-Döner, Linsenburger, Sojawürste und Cashew-Käse sollen vor allem eines: Das Gefühl vermitteln, dass man Auswahl hat und auf nichts verzichten muss. In diesem Jahr neu sind zum Beispiel Brotaufstriche aus Meeresalgen und Ackerbohnenprotein, bei denen man keinen Unterschied mehr zu Thunfischaufstrichen schmeckt.

VeggieWorld in Düsseldorf: Hersteller verzichten auf das V-Label

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„Ich finde die Entwicklung super spannenden und lasse mich gerne inspirieren“, sagt Sabine Zeller (59) aus Wuppertal, die wie knapp 50 Prozent der Besucherinnen und Besucher nicht komplett vegan lebt. „In meiner Kindheit war Fleisch noch etwas ganz Besonderes, das es nur sonntags oder an Feierlichkeiten gab“, erklärt sie. „Weil es teuer war und nicht in Massen produziert wurde.“ Den Konsum von tierischen Produkten versuche sie daher im Alltag zu reduzieren. Das grün-gelbe V-Label - eine internationale Kennzeichnung vegetarischer und veganer Produkte – helfe ihr dabei, Lebensmittel bewusster auszuwählen.

Die Firma proveg ist in Deutschland für die Vergabe des V-Labels zuständig. Damit Hersteller es für ihre veganen Produkte nutzen dürfen, müssen sie bezahlen.
Die Firma proveg ist in Deutschland für die Vergabe des V-Labels zuständig. Damit Hersteller es für ihre veganen Produkte nutzen dürfen, müssen sie bezahlen. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

In der Start-up-Szene ist das Symbol jedoch Mangelware, da Lebensmittel-Hersteller eine Lizenzgebühr bezahlen müssen, um ihre Produkte mit dem bekannten Siegel auszeichnen zu dürfen. „Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das praktisch, weil sie sich nicht mehr bei jedem Produkt die Zutaten durchlesen müssen“, sagt Solvejg Klein, Gründerin von Bernsteinzimmer, einer Manufaktur für vegane Pralinen. „Wir haben uns jedoch bewusst dagegen entschieden, weil wir es gerade für junge Unternehmen, die mit Herzblut dabei sind, unfair finden, dass es sie vor zusätzliche finanzielle Herausforderungen stellt, ein veganes Produkt erfolgreich zu vermarkten“, so Klein.

Milchhersteller: Alternativen sind für jeden da

Aber auch altbewährte Unternehmen aus der Fleisch- und Milchindustrie springen immer häufiger auf den Veggie-Trend auf, ohne das V-Label zu verwenden. Die Firma Münsterland ließ zum Beispiel Schoko-, Vanille- und Erdbeermilch am Messe-Wochenende zu Hause und schenkte stattdessen Haferdrink To-Go in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen aus. Der Milchmixgetränkehersteller erweiterte sein Sortiment im Juni 2021 um die Produktreihe I AM YOUR OAT.

Günter Spiekermann von Münsterland-Milch stellte auf der VeggieWorld drei neue Getränkesorten vor: Haferdrink mit Schoko-, Vanille- und Kaffeegeschmack.
Günter Spiekermann von Münsterland-Milch stellte auf der VeggieWorld drei neue Getränkesorten vor: Haferdrink mit Schoko-, Vanille- und Kaffeegeschmack. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Damit es allen schmeckt“, sagt Marketing- und Vertriebsleiter Günter Spiekermann. Als „vegane Milch“ bezeichne er die Alternative nur ungern. „Es ist einfach ein leckeres, pflanzliches Getränk, das jeder mal trinken darf“, so Spiekermann. Anstelle von radikalem Verzicht ginge der Trend eher zu ausgewogener und flexibler Ernährung. Was davon gesund sei und was nicht, müsse jeder für sich selbst herausfinden.

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