Düsseldorf. Modekette P&C leidet unter massiven Umsatzeinbrüchen und flüchtet sich in Schutzschirmverfahren. Stellenabbau vor allem in Düsseldorfer Zentrale.
Nach den großen Handelsketten wie Galeria Karstadt Kaufhof, Görtz, Salamander und Klauser ist nun auch der Modehändler Peek & Cloppenburg in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das Düsseldorfer Unternehmen flüchtete sich am Freitag in ein Schutzschirmverfahren und hat nun drei Monate Zeit, einen Insolvenzplan aufzustellen. Vor allem in der Düsseldorfer Verwaltung sollen Arbeitsplätze in nennenswerter Zahl abgebaut werden.
Herrenausstatter Anson’s nicht betroffen
P&C galt mit seinem Mix aus Luxus- und Eigenmarken immer als feste Größe: Mit mehr als 160 Modehäusern ist das Traditionsunternehmen in 16 europäischen Ländern vertreten. Auch der Herrenausstatter gehört zu der Gruppe mit ihren rund 16.000 Mitarbeitenden, die aus Düsseldorf und Wien gesteuert wird. Anson’s und die Auslandsgesellschaften sind nach Konzernangaben nicht von dem Schutzschirmverfahren betroffen.
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Sorgen machen sich um so mehr die rund 6800 Beschäftigten der Peek & Cloppenburg KG in Deutschland – davon 800 Mitarbeitende in der Düsseldorfer Zentrale und rund 6000 in den 67 Filialen. Sie und der Onlineshop sollen erst einmal „ohne Einschränkung“ geöffnet bleiben, heißt es in einer Mitteilung.
„Massiver Umsatzeinbruch“ bei P&C
Ihre Löhne und Gehälter übernimmt zwar für drei Monate die Bundesagentur für Arbeit. Dennoch gibt es Anlass zur Sorge. Geschäftsführer Steffen Schüller spricht von einem „massiven Umsatzeinbruch“, der die Liquidität des Unternehmens „sehr belastet“ habe. Ursache sei die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 gewesen, als der Einzelhandel in den Lockdowns mehrmals schließen musste. „Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht“, erklärt Schüller, der seit Juni 2022 an der Spitze von P&C steht.
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Nach Corona hätten die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Geschäfte der Kette „weiter eingetrübt“. Auch habe der milde Winter „keine weiteren Kaufanreize gesetzt“. Die Investition eines dreistelligen Millionenbetrags zum Ausbau des Online-Geschäfts hätten überdies nicht die erhofften Erfolge gebracht. Daraus will P&C nun die Konsequenzen ziehen. „Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores“, kündigt Co-Geschäftsführer Thomas Freude an. „Der Online-Bereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells, hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor.“ Die Details, so Freude, würden nun im Schutzschirmverfahren festgelegt.
Fokussierung auf die Kaufhäuser
Dabei wird Peek & Cloppenburg vom vorläufigen Sachwalter Horst Piepenburg und dem erfahrenen Sanierungsexperten Dirk Andres von der Düsseldorfer Kanzlei Andres Partner unterstützt. Er soll nun die „Neuaufstellung“ des Unternehmens vorantreiben. „Bereits jetzt ist allerdings klar, dass ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen notwendig sein wird“, kündigt der Rechtsanwalt an. Betriebsbedingte Kündigungen in den 67 Kaufhäusern schließe er „nach derzeitigem Stand“ aber aus.
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Die Botschaft soll offenbar Ruhe in die Belegschaft bringen. Die Gewerkschaft Verdi reagierte zunächst zurückhaltend auf die Einleitung des Schutzschirmverfahrens bei P&C. „Die Beschäftigten bangen jetzt um ihre Zukunft und um ihre Existenz. In einer solch schwierigen Situation haben sie ein Recht darauf, möglichst schnell zu erfahren, was genau der Konzern plant“, erklärt eine Verdi-Sprecherin.
Sorge auch um Galeria Karstadt Kaufhof
Die Sanierung von Peek & Cloppenburg dürfte auch in den Kommunen genau verfolgt werden. Sie bangen bereits um Karstadt und Kaufhof. Wie viele und welche der 129 Warenhäuser fortgeführt, geschlossen oder verkauft werden, soll bis Mitte März feststehen. Nun gilt die Sorge auch P&C. Die Kette ist nicht nur mit ihrer großen Vorzeige-Filiale in Düsseldorf vertreten. Standorte in der Region sind auch Mülheim, Essen, Oberhausen, Hagen, Recklinghausen, Dortmund und Siegen.
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Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein zeigt sich wenig überrascht von der Entwicklung bei P&C. „Im vergangenen Jahr konnte der stationäre Modehandel zwar von der Rückkehr der Menschen in die Innenstädte profitieren. Aber es gibt nur wenige Modehändler, die 2022 wirklich schon wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen und schwarze Zahlen schreiben konnten. P&C Düsseldorf gehörte offensichtlich nicht dazu“, sagt der Professor.
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P&C habe das Thema Onlinehandel „von Anfang an versemmelt“, urteilt Heinemann. Jetzt sei das Unternehmen dabei, den nächsten Fehler zu machen. „Dass P&C Düsseldorf online in Zukunft mit angezogener Handbremse agieren will, zeigt, dass man dort bis heute nicht verstanden hat, wo die Entwicklung im Handel hingeht“, meint der Handelsexperte.