Essen. Nach Reno und Görtz stecken auch die Schuhhändler Salamander und Klauser in der Krise. Den Ketten macht auch der Trend zu Sneakern zu schaffen.

Der Einzelhandel war gerade dabei, sich von der Corona-Krise zu erholen, als in Folge des Ukraine-Krieges steigende Preise und Konsumflaute das Geschäft erneut verhagelten. Besonders hart scheint es den Schuhhandel zu treffen. Reno schließt Filialen. Nach Görtz haben sich nun auch die bekannten Ketten Salamander und Klauser über ein Schutzschirmverfahren vor dem Zugriff ihrer Gläubiger gerettet.

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Mit Lurchi sind Generationen von Kindern aufgewachsen. Wenn die Schuhe mal wieder zu klein waren, führte der erste Weg der Eltern zu Salamander, um neue zu kaufen. Der Feuersalamander Lurchi ist nicht nur eine Comicfigur, sondern auch Werbebotschafter für die gleichnamige Kinderschuhmarke, deren Handelsgesellschaft ihren Sitz in Gladbeck hat.

Marke Lurchi nicht im Schutzschirmverfahren

Lurchi wie auch die Handelsmarke Salamander sind nicht Teil des Schutzschirm-Verfahrens. Ein Sanierungsfall sind dagegen die Schuhhaus Klauser GmbH & Co. KG und die Salamander Deutschland GmbH & Co mit ihren bundesweit 93 Filialen und 950 Vollzeitstellen. Sie alle gehören zum komplizierten Firmengeflecht der familiengeführten Ara-Gruppe aus Langenfeld im Kreis Mettmann, die überdies auch die namhaften Ketten Lloyd und Voswinkel ihr eigen nennt.

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In wirtschaftliche Bedrängnis geraten sind aber offenbar nur Läden von Salamander und Klauser. „Durch die Corona-Pandemie, die Folgen des Ukraine-Kriegs und die Veränderungen im Einzelhandel ist einfach zu wenig hereingekommen. Der Umsatz ist um rund 20 Prozent eingebrochen“, sagt der als Sanierer eingesetzte Rechtsanwalt Sven Tischendorf von der Frankfurter Kanzlei ACT im Gespräch mit unserer Redaktion. Tischendorf kennt sich im deutschen Einzelhandel aus. Gemeinsam mit vier ehemaligen Real-Managern hat er im Frühsommer 60 Standorte der zerschlagenen SB-Warenhauskette Real erworben, für die sich keine Käufer gefunden hatten. In Hagen hat unlängst eine Vorzeigefiliale von „Mein Real“ eröffnet.

Der Frankfurter Rechtsanwalt Sven Tischendorf soll die Schuhketten Salamander und Klauser sanieren.
Der Frankfurter Rechtsanwalt Sven Tischendorf soll die Schuhketten Salamander und Klauser sanieren. © AC Tischendorf | AC Tischendorf

Als Insolvenzexperte will Tischendorf nun Salamander und Klauser zurück in die Erfolgsspur führen. Der Verkauf gehe uneingeschränkt weiter. „Wir als ACT sanieren immer sehr nachhaltig und nicht nur kurzfristig. Neben operativen Themen schauen wir auf die Mieten und Finanzierungsfragen, eine Sanierung über die Personalkosten ist nicht beabsichtigt“, versichert der Jurist, der davon ausgeht, dass „fast alle Filialen wirtschaftlich weiterzubetreiben sind“.

„Schulterschluss“ mit Vermietern angestrebt

Ein besonderes Augenmerk hat er dabei auf die Mieten. „Im gesamten Einzelhandel brauchen wir einen Schulterschluss zwischen Händlern und Vermietern“, fordert Tischendorf. „Wir brauchen variable Mietmodelle, um gemeinsam wirtschaftliche Schwankungen auszugleichen. Sonst wird kein Einzelhändler mehr investieren.“

Denn die gesamte Schuhhandelsbranche scheint aus dem Tritt geraten zu sein. Die nach Deichmann größte Kette Reno schließt Filialen. Im September hatte Görtz Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und will allein in Essen drei Standorte aufgeben. Axel Augustin vom Bundesverband Textil, Schuhe, Lederwaren (BTE), nennt eine ganze Reihe von Gründen für die Turbulenzen in der Schuhbranche. „Ein großes Problem etwa für Görtz waren wohl die extrem hohen Mieten in den Top-Lagen“, beginnt der in Wuppertal lebende Experte seine Aufzählung. Im Insolvenz- oder Schutzschirmverfahren könne man neue Mietverträge aushandeln.

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Augustin erinnert aber auch an Corona und die Folgen des Ukraine-Kriegs. „Manche Händler haben zu viel eingekauft und sitzen auch noch auf ihrer Ware, die sie vor Beginn des Ukraine-Kriegs bestellt haben“, schildert er. Volle Lager kosten aber Geld. „Gerade im Modehandel braucht man da ein dickes Kapitalpolster, das wegen der steigenden Kosten und zwei Jahren Umsatzminus in der Corona-Zeit einfach nicht da ist“, so der BTE-Geschäftsführer.

Kritik an der „Uniformität“ der Schuhhändler

Hinzu komme der Wettbewerb, der an anderer Stelle erwachse. Augustin: „Sport- und auch Textilhändler haben ihr Angebot an Sneakern ausgeweitet. Das läuft sehr gut. Diese Konkurrenz bekommen aber auch die konventionellen Schuhhändler zu spüren.“ Beim Sortiment, das die Händler anbieten, sehen auch die Schuhhersteller Nachholbedarf. Claudia Schulz vom Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie spricht von einer „gewissen Uniformität der Handelsketten“. Die Kundinnen und Kunden würden sich „vielerorts mehr Abwechslung im Sortiment“ wünschen.