Essen. Gravelbikes, E-Bikes und Lastenräder sind aktuell beliebt. Wer sich eines dieser Räder zulegen möchte, kann sich über gesunkene Preise freuen.
Der Frühling steht vor der Haustür und das bringt viele Menschen zurück aufs Fahrrad – sei es um zur Arbeit zu kommen oder für eine Fahrradtour über den Ruhrtalweg. Wer sich in diesem Jahr ein neues E-Bike oder Mountainbike zulegen möchte, hat gute Chancen, schnell ans Wunschmodell zu kommen. Denn die angespannte Marktsituation aus der Pandemiezeit hat sich nach Einschätzung von Experten wieder beruhigt. Vertreter der Branche geben auf der aktuell laufenden Messe Fahrrad Essen einen Überblick was Kundinnen und Kunden in diesem Jahr erwartet und stellen Produkt-Trends vor.
Während der Corona-Pandemie hat der Fahrrad-Markt einen regelrechten Boom erlebt. „Die Nachfrage war enorm hoch. Menschen mit Affinität fürs Fahrradfahren haben extrem viel Geld für Fahrräder ausgegeben. Es war aber auch eine Zeit der Übernachfrage“, sagt Anatol Sostmann, Verantwortlicher für Produkt und Marke beim Bocholter Hersteller Rose Bikes. Denn während sich Händlerinnen und Händler kaum vor Aufträgen retten konnten, waren die Lieferketten unterbrochen. Kundinnen und Kunden mussten teilweise monatelang auf ihre Bestellungen warten. Durch gestiegene Rohstoffpreise, Frachtkosten und planerischer Unsicherheiten gingen die Preise außerdem steil nach oben.
Fahrrad-Branche: Sinkende Preise und volle Lager
Der Blick in die Saison 2023 zeigt, die Lage auf dem Markt beruhigt sich wieder. Andreas Bittner, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) NRW sagt, Kundinnen und Kunden kämen wieder an ihr Wunsch-Fahrrad. „Die Lieferketten haben sich wieder entspannt, sowohl bei Fahrrädern als auch beim Zubehör“, sagt Bittner. Modelle seien wieder verfügbar und die Lager der Händler damit wieder voll.
Das wirkt sich entlastend auf die Brieftasche von Kundinnen und Kunden aus, denn die Preise seien im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Bittner rechnet damit, dass die Preise bei einigen Händlern weiter fallen. Unter anderem bietet Rose Bikes bereits seit dem vergangenen Herbst Räder an, die im Schnitt um 15 Prozent günstiger sind. Rose Bikes weist auf Anfrage der Redaktion darauf hin, dass die Preissenkung nicht als Nachfrageschwäche zu deuten sei. Aufgrund der sich beruhigenden Lage wolle der Hersteller kostensenkende Effekte an die Kundinnen und Kunden weitergeben.
Hersteller und Händler: Nachfrage nach Fahrrädern bleibt 2023 stabil
Die Nachfrage in der Branche sei trotz Inflation und Energiekrise relativ stabil geblieben, betont Rose-Mitarbeiter Sostmann. „Kundinnen und Kunden haben eine deutlich kürzere Wartezeit als noch zu Pandemiezeiten.“ Mit einer stabilen Nachfrage im Jahr 2023 rechnet auch der Messeaussteller und Essener Händler Pottbikes. Einen Grund dafür sieht Mitarbeiter Bastian Husemann beim Leasing, also der Zahlung in monatlichen Raten. „Leasingbikes sind aktuell sehr beliebt. Einige Arbeitgeber nutzen es zum Beispiel für Diensträder.“
Ein Zögern bei der Kaufentscheidung beobachtet hingegen der Oberhausener Händler Watzup Bike. „Man merkt, dass die Menschen aktuell länger warten und Preise vergleichen“, sagt Mitarbeiter Philip Dix. Das zeige sich auch am Umsatz, der leicht zurückgehe. Dennoch blicke der Händler zuversichtlich in die neue Saison. „Wir gehen nicht davon aus, dass die Nachfrage stark einbrechen wird.“ Denn es mache sich bemerkbar, dass der Trend zum zweiten Fahrrad geht. „Die Menschen schaffen sich zum Beispiel ein E-Bike für den Arbeitsweg an und merken dann, dass sie Spaß daran haben. Also kaufen sie sich ein weiteres Rad ohne Motor für die Freizeit“, sagt Mitarbeiter Sven Schürrer.
E-Bikes, Lastenräder und Co.: Das sind aktuelle Trends
Aktuelle Trends in der Fahrrad-Branche seien laut ADFC-Vorstandsmitglied Andreas Bittner Lastenräder und Gravelbikes, also Fahrräder, die auf Schotter fahren und gleichzeitig die Geometrie eines Rennrads haben. Gefragt seien außerdem E-Bikes und motorisierte Mountainbikes. „Inzwischen haben 80 Prozent aller Mountainbikes einen E-Antrieb“, so Bittner.
Wie wichtig E-Bikes für den Markt sind, hat auch Rose Bikes erkannt. Auf der diesjährigen Fahrrad Essen stellt der Hersteller aus Bocholt unter anderem ein elektrifiziertes Rennrad mit fast unsichtbarem Motor vor. Geeignet sei es für Radsportausflüge ins Hochgebirge, denn das Gewicht unterscheide sich kaum von einem normalen Rennrad. „Mit einem Gesamtgewicht von elf Kilogramm ist es für ein E-Bike extrem leicht“, so Rose-Manager Sostmann. Darüber hinaus werden auf der Fahrrad Essen weitere Innovationen wie ein Trekking-E-Bike aus Bambus vom norddeutschen Hersteller myBoo und neue Sicherheitstechnologien von Abus vorgestellt.
>>> Zur Fahrrad Essen
- Die Fahrrad Essen findet noch bis Sonntag, 26. Februar, in Halle 5 der Messe Essen, Messeplatz 1, statt. Rund 200 Aussteller aus zehn Ländern präsentieren dort jeweils von 10 bis 18 Uhr ihr Angebot an Fahrrädern, Zubehör und Radtouristik.
- Schwerpunkte der diesjährigen Messe sind E-Bikes und Sicherheit. Parallel zur Fahrrad Essen findet die Urlaubsmesse Reise + Camping statt.
- Der Eintritt kostet regulär 13 Euro und gilt während der Fahrrad Essen automatisch für beide Messen. Tickets gibt es ausschließlich in den Onlineshops unter www.fahrrad-essen.de und www.reise-camping.de.