Essen. Bei Thyssenkrupp zieht sich der einflussreiche Finanzinvestor Cevian zurück. Dabei hatte der Konzern gerade erst eine Dividende angekündigt.

Der Finanzinvestor Cevian hat sich nahezu vollständig von seinen Thyssenkrupp-Aktien getrennt. Die Beteiligung an Thyssenkrupp habe Cevian zu Wochenbeginn erneut reduziert, sie betrage nun weniger als ein Prozent, erklärte Cevian auf Anfrage. „Dies ist eine Entscheidung, die Cevian im Rahmen einer regelmäßigen Portfolioanpassung getroffen hat”, heißt es in einer Stellungnahme.

Der aus Schweden stammende Finanzinvestor hat bei Thyssenkrupp jahrelang Einfluss ausgeübt und war zwischenzeitlich der mit Abstand zweitgrößte Aktionär. So lag der Anteil von Cevian an Thyssenkrupp im September 2017 bei rund 18 Prozent, womit der Finanzinvestor nahe an die traditionsreiche Krupp-Stiftung herankam, die angesichts des Rückzugs von Cevian nun mit ihren 21 Prozent unangefochten die größte Einzelaktionärin des Konzerns ist.

Der Einstieg von Cevian bei Thyssenkrupp liegt fast zehn Jahre zurück. Ende September 2013 berichtete der Finanzinvestor vom Sprung über die Fünf-Prozent-Marke. Bereits kurz darauf – Ende 2013 – stieg der Anteil auf rund elf Prozent, im März 2014 auf etwas mehr als 15 Prozent.

Als Cevian bei Thyssenkrupp zukaufte, lag der Aktienkurs weit über den zuletzt nur noch etwas über fünf

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz vor wenigen Tagen bei der Bilanzpressekonferenz. Bei Cevian wird betont, der Ausstieg habe nichts mit der Arbeit von Martina Merz zu tun.
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz vor wenigen Tagen bei der Bilanzpressekonferenz. Bei Cevian wird betont, der Ausstieg habe nichts mit der Arbeit von Martina Merz zu tun. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Euro. Das finanzielle Engagement für die Schweden bei Thyssenkrupp ist mit beträchtlichen Verlusten verbunden – eine große Ausnahme bei Cevian, wie im Umfeld des Finanzinvestors betont wird.

Kritiker des damaligen Konzernchefs Heinrich Hiesinger

Cevian hat den Thyssenkrupp-Konzern durchaus geprägt. Insbesondere im Jahr 2018, als der damalige Vorstandschef Heinrich Hiesinger und der langjährige Aufsichtsratschef Ulrich Lehner Knall auf Fall das Unternehmen verließen, machte Cevian-Chef Lars Förberg Druck. Thyssenkrupp sei „mit der Strategie des Konglomerats“ gescheitert, sagte Förberg seinerzeit unumwunden. „Jetzt muss für jede der Sparten konsequent geprüft werden, welche Struktur und welche Eigentumsverhältnisse am besten geeignet sind“, so Förberg.

Die amtierende Vorstandschefin Martina Merz hat einige der von Cevian angemahnten Veränderungen umgesetzt, darunter Einsparungen in der Essener Konzernzentrale und eine dezentralere Organisation der verschiedenen Geschäftsbereiche. Bei Cevian wird betont, der Ausstieg habe nichts mit der Arbeit von Vorstandschefin Merz zu tun.

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Mit dem Abschied von Cevian sind voraussichtlich auch Veränderungen im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp verbunden. Bei der bevorstehenden Hauptversammlung Anfang kommenden Jahres werde Cevian-Managerin Friederike Helfer nicht erneut für das Thyssenkrupp-Kontrollgremium kandidieren, heißt es in Kreisen des Finanzinvestors.

Thyssenkrupp-Chefin Merz hatte vor wenigen Tagen verkündet, dass der Konzern erstmals seit Jahren wieder ein Dividende zahlen wolle. Die Unsicherheiten mit Blick auf den künftigen Geschäftsverlauf sind aber groß.