Essen. Die niederländische Elektronikkette Coolblue will auch in NRW Wettbewerber wie Media Saturn herausfordern. Chef Pieter Zwart zu seinen Plänen.
In den Niederlanden hat Coolblue den einstigen Marktführer aus Deutschland, Media Markt, bereits weit hinter sich gelassen. Nun will die Online-Elektronikkette mit Läden an ausgesuchten Standorten auch in Nordrhein-Westfalen Fuß fassen. Im Interview spricht Gründer und Geschäftsführer Pieter Zwart über seine Expansionspläne über Düsseldorf und Essen hinaus und erklärt, warum auch Shops für einen Onlinehändler wichtig sind.
Herr Zwart, Sie haben mit einem kleinen Onlineshop für MP3-Player begonnen und fordern inzwischen große Elektronikketten wie Media Markt und Saturn heraus. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Pieter Zwart: Wir haben 1999 in einer kleinen Studentenbude in Rotterdam MP3-Player über unsere eigene Website verkauft und merkten schnell, dass die Nachfrage groß war. Wir haben immer mehr Produkte hinzugenommen und die ersten Mitarbeitenden eingestellt. Da begann die Reise. In zehn Jahren entstanden 360 unterschiedliche Webshops in den Niederlanden und Belgien.
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Wie kam es dann zur Marke Coolblue?
Zwart: Wir haben irgendwann festgestellt, dass es keine gute Idee war, so viele Shops zu betreiben. Wir fassten alles unter dem Namen Coolblue zusammen und eröffneten die ersten Läden. In den Niederlanden sind wir inzwischen Marktführer im Bereich elektronische Konsumgüter. Hier kennt nahezu jeder die Marke. Dann sind wir auch nach Belgien expandiert.
Was macht Coolblue anders als herkömmliche Elektronik-Ketten?
Zwart: Wir kommen aus der Online-Welt, hatten aber von Anbeginn auch eine physische Präsenz. Die Leute wollen halt auch in den Laden kommen, um Kopfhörer auszuprobieren, sich von Fernseher-Modellen inspirieren zu lassen, das Laptop abzuholen oder einfach nur bar zu bezahlen. Deshalb haben wir als Onlinehändler gruppenweit 23 Shops.
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Stationärer und Online-Handel gehören aus Ihrer Sicht also unbedingt zusammen?
Zwart: Der erste Anlaufpunkt für Kundinnen und Kunden ist immer das Internet. Dort orientieren sie sich. Mit vielen Informationen etwa zur Waschmaschine kommen sie dann in den Laden, um noch offene Fragen zu stellen. Coolblue stellt nicht alle Waren auf eine Palette. Bei uns findet man ausgesuchte Produkte, die wir im Shop präsentieren. Das ist der Unterschied etwa zu Media Markt, den wir in den Niederlanden bereits klar überholt haben.
Sie werben mit Ihrer CO2-armen Lieferung nach Hause. Ist das ein Argument für Kundinnen und Kunden?
Zwart: Wir haben eine eigene Flotte aus Fahrrädern und Lieferfahrzeugen, mit der wir im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Pakete ausgeliefert haben. Das ist sehr kosteneffizient. Und wir haben Einfluss auf unseren CO2-Fußabdruck, auch weil wir die Produkte selbst verpacken und dabei zum Beispiel, wenn möglich, auf Papiertüten statt auf Kartons setzen.
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In NRW sind Sie inzwischen in Düsseldorf und Essen mit Läden vertreten. Planen Sie eine weitere Expansion in Deutschland?
Zwart: Ja, wir wollen weitere Shops eröffnen. Es ist aber zu früh, über einen möglichen Standort zu sprechen. Generell sind wir an Städten mit 200.000 bis 300.000 Einwohnern interessiert, die ein nettes Einkaufsumfeld haben.
Coolblue hat im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Euro umgesetzt und plant bis 2025 einen Umsatz in Deutschland von einer Milliarde Euro. Halten Sie angesichts der hohen Inflation und der Kaufzurückhaltung an diesem Ziel fest?
Zwart: Ja. In Deutschland gibt es durchaus noch Raum für Wachstum. Die Konsumstimmung ist aktuell sicher nicht so gut wie vor dem Krieg in der Ukraine. Die Leute brauchen aber weiter Waschmaschinen und Staubsauger. Vor allem aber auch Tablets und Smartphones, weil sie Teil ihrer Arbeit geworden sind. Das sind ja keine Luxusgüter mehr. Wenn ein Unternehmen wie Coolblue in Deutschland bislang nur ein kleines Stück vom Kuchen hat, ist es nicht so problematisch, dass der Kuchen in der Krise schrumpft. Wir müssen sehen, dass wir eine größere Portion bekommen.
Glauben Sie trotz der aktuellen Krise an die Zukunft von Innenstädten und Einkaufszentren?
Zwart: Ich glaube an die Zukunft des stationären Einzelhandels. Man muss sich nur mit den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher beschäftigen. Einzelhandel ist ein sehr technologiegetriebenes Geschäft geworden. Deshalb arbeiten für uns allein 100 Datenspezialisten, die das Verhalten der Kundinnen und Kunden auswerten. Einzelhandel ist ein komplexes Spiel, das sich noch sehr stark wandeln wird.
>>> Coolblue in Zahlen
Die Coolblue-Gruppe hat nach eigenen Angaben mehr als 6000 Beschäftigte, davon rund 240 in NRW und 60 Deutsche, die in den Niederlanden tätig sind.
Das Sortiment setzt sich auch acht Produktgruppen zusammen: Mobile, IT, Smart Home, TV, Audio, Waschmaschinen & Trockner, Haushalt und Küche.