Düsseldorf. Trotz Corona können Media Markt und Saturn ihren Umsatz steigern – vor allem online. Dennoch leiden die Ketten unter Lieferengpässen und 2G.
In der vergangenen Woche bekamen Media Markt und Saturn eine Lieferung von 20.000 Playstations. „Sie waren innerhalb weniger Stunden verkauft“, berichtet Karsten Wildberger, der Chef des Mutterkonzerns Ceconomy. Auch Europas größte Elektronikketten leiden unter den weltweiten Lieferproblemen. Grund zur Sorge sieht Wildberger nicht, wenngleich er einräumt, dass er aktuell deutlich mehr Telekommunikations-Artikel verkaufen könnte, wenn sie nur verfügbar wären.
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Der ehemalige Vorstand des Essener Energieriesen Eon steht seit dem Frühjahr an der Spitze von Ceconomy. Bei der Vorlage seiner ersten Bilanz für den Konzern, der zuletzt eher Schlagzeilen mit rollenden Manager-Köpfen und schlechten Zahlen geschrieben hatte, will Wildberger gar nicht so sehr über aktuelle Probleme wie Lieferketten und Corona reden. Denn er hat Positives zu verkünden: ein Umsatzplus von 3,8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro und ein immerhin stabiles Ergebnis (bereinigtes Ebit) von 237 Millionen Euro.
Der Ceconomy-Chef hat aber auch eine zukunftsgerichtete Botschaft: „Wir sind der drittgrößte Online-Anbieter in Deutschland“, unterstreicht er. Vor allem im Internethandel konnten Media Markt und Saturn also im Geschäftsjahr 2020/21, das bis Ende September lief, punkten. Dort hinein fiel der Lockdown ab 16. Dezember 2020 mit monatelang geschlossenen Geschäften. Kundinnen und Kunden wichen auf das Internet aus und bescherten Ceconomy im gesamten Geschäftsjahr ein Online-Umsatzwachstum von 65 Prozent auf fast sieben Milliarden Euro. Das entspricht einem Drittel der Gesamterlöse. 2019/20 waren es nur 20 Prozent.
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„Wir können Krise“, lautet die Quintessenz, die Wildberger aus dem Wandel des hoch komplexen Düsseldorfer Konzerns hin zum Anbieter, der Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte über alle Kanäle vertreibt, ableitet. Inzwischen haben Media Markt und Saturn ähnlich wie der US-Gigant Amazon im Internet einen Marktplatz eingerichtet, über den rund 400 Händler mehr als 300.000 Produkte verkaufen, die weit über das konzerneigene Sortiment gehen. Das Service-Geschäft mit Reparaturen und Einrichtung von Geräten wächst kontinuierlich.
Die beiden Ketten wollen aber auch in ihr Filialnetz mit europaweit mehr als 1000 Standorten investieren. Nach der Eröffnung des Premium-Formats „Lighthouse“ in Mailand und Rotterdam soll im kommenden Jahr auch in Deutschland das erste „Erlebniszentrum für elektronische Produkte“, wie es Wildberger nennt, an den Start gehen. Wo es sein wird, wollte er nicht verraten. Nur so viel: „Ich würde mir wünschen, wenn es in Berlin wäre.“ In den bisherigen Lighthouses gebe es jeweils 30 Boutiquen, in denen Hersteller nach dem Shop-in-Shop-Prinzip ihre Innovationen anbieten.
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Nach Filialschließungen etwa in Essen-Steele, Gelsenkirchen und Düsseldorf wollte sich der Ceconomy-Chef am Dienstag auf Nachfrage unserer Redaktion nicht festlegen, ob weitere Märkte vor dem Aus stehen. „Vor allem geht es um die Erneuerung der Filialen“, sagte Wildberger lediglich. Man werde neue eröffnen, bestehende modernisieren, aber auch Standorte aufgeben. „Wir müssen dynamisch bleiben“, so der Ceconomy-Chef.
Und damit war er dann doch bei dem alles überragenden Thema Pandemie. „Wir haben den Härtetest bestanden“, bilanzierte Wildberger. Aber die Corona-Krise sei noch nicht zu Ende. Der Manager berichtete von einer guten Geschäftsentwicklung im Oktober und November, die über dem Vorkrisen-Niveau gelegen habe. Mit der Einführung der 2G-Regel, die nur Geimpften und Genesenen Zutritt im Einzelhandel abseits von Lebensmitteln und Drogerieartikeln gestattet, sei die Kundenfrequenz spürbar zurückgegangen. „Das tut natürlich weh. Die Kunden sind verunsichert“, sagte der Ceconomy-Chef, betonte aber zugleich: „Ein Teil davon verlagert sich natürlich ins Netz.“ Zudem rechnet er mit Nachholeffekten, sobald die Einschränkungen beim Einkauf wieder aufgehoben werden. So sei es nach dem Lockdown gewesen.
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Finanzchef Florian Wieser geht davon aus, dass die 2G-Regel im deutschen Einzelhandel schon früh im neuen Jahr wieder fallen werde. Auf dieser Annahme fußt auch seine noch vage Prognose für das im Oktober gestartete neue Geschäftsjahr. Danach erwartet Wieser einen „leichten Anstieg“ beim Umsatz. Beim Ergebnis stellt er den Aktionärinnen und Aktionären von Ceconomy dagegen eine „sehr deutliche Verbesserung“ in Aussicht.
Die Prognose steht und fällt freilich mit der Entwicklung der Pandemie. Konzernchef Wildberger versicherte, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hygiene-Vorschriften streng kontrollierten. „Mir sind keine Vorfälle mit aggressiven Kunden bekannt“, sagte er. Ceconomy hoffe inständig, bald zur Normalität zurückkehren zu können. Wildberger: „Dafür hat das Impfen oberste Priorität.“