Bochum/Essen. Wärmepumpen sind eine Alternative zu Gas und Heizöl: Stadtwerke und Anbieter wie Thermondo heizen den Wettbewerb an. Aber es gibt Lieferengpässe.

Angesichts rasant gestiegener Energiepreise nimmt der Wettbewerb mit Wärmepumpen als Alternative zu Öl- und Gasheizungen an Fahrt auf. Neben bundesweiten Anbietern steigen im Ruhrgebiet auch Stadtwerke in das Geschäft ein. „Seit einigen Tagen sind wir mit Angeboten zum Einbau und Betrieb von Wärmepumpen auf dem Markt. Wir registrieren eine große Nachfrage“, sagt Marc Vogel von den Bochumer Stadtwerken. „Der Krieg in der Ukraine hat viele Menschen dazu gebracht, nach Alternativen für Öl- und Gasheizungen zu suchen.“

In Neubauten sind Wärmepumpen inzwischen der am häufigsten installierte Heizungstyp. Im vergangenen Jahr kamen sie nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erstmals in mehr als der Hälfte der neuen Gebäude als primäre Heizung zum Einsatz. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat das Ziel ausgegeben, die Zahl der Wärmepumpen in Deutschland deutlich zu steigern. 500.000 Geräte pro Jahr sollen bis 2024 hinzukommen.

„Wir konzentrieren uns auf den Umstieg im Altbau – das ist das größte Marktsegment im Gebäudesektor“, sagt Philipp Pausder, der Gründer des bundesweit tätigen Unternehmens Thermondo, das sich als Deutschlands größter Heizungsinstallateur bezeichnet. Bis Ende nächsten Jahres wolle Thermondo bundesweit knapp 10.000 Wärmepumpen installiert haben.

Thermondo will mit eigenen Handwerkern punkten

Auch im Ruhrgebiet ist Thermondo aktiv. „Die Rhein-Ruhr-Region ist für uns ein spannender Markt. Hier gibt es noch viele Erdgas-Heizungen und auch alte Nachtspeicheröfen“, sagt Pausder, der auf eine eigene Handwerker-Organisation setzt. „Von unseren bundesweit knapp 700 Beschäftigten sind 400 festangestellte Handwerker. Allein in NRW gehören 75 Handwerker zu uns“, berichtet der Unternehmer.

Einen anderen Weg gehen die Stadtwerke Bochum. „Wir wollen nicht in Konkurrenz zum Handwerk treten. Eigenes Personal haben wir für die Installation nicht“, sagt Stadtwerke-Manager Vogel. Die Stadtwerke Bochum bieten Wärmepumpen zur Pacht oder zum Kauf an. Die Kaufpreise beginnen ab 25.000 Euro. Beim Pacht-Modell installieren, betreiben und warten die Stadtwerke die Anlage. Die Kosten für Verbraucher liegen nach Angaben der Stadtwerke bei knapp 192 Euro pro Monat – inklusive Wartung. Hinzu kommen noch die Kosten für den Energiebezug. Thermondo bietet seit Anfang Juni mit dem Hersteller LG Electronics Wärmepumpen zur Miete zum monatlichen Festpreis ab 159 Euro an. Auch bei den Essener Stadtwerken gibt es bereits Miet-Wärmepumpen.

Kombination mit Solar-Anlagen möglich

„Oft bietet es sich an, die Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage zu kombinieren“, erklärt Marc Vogel. Hersteller gehen von einem mittleren Stromverbrauch für Wärmepumpen zwischen rund 25 und 40 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche aus. Das bedeutet bei einem Haus mit 160 Quadratmeter Wohnfläche einen Stromverbrauch von rund 4000 bis 7000 kWh. Ob sich ein Einbau einer Wärmepumpe – möglicherweise kombiniert mit Solarmodulen auf dem Dach – rechnet, hängt stark von der staatlichen Förderung ab. Beim Wärmepumpen-Pachtmodell weisen die Stadtwerke ihre Preise mit und ohne Förderung aus, „da die Fördermittelprogramme bisher sehr dynamisch waren“.

Nicht alle Gebäude sind für Wärmepumpen geeignet. „Für den Betrieb von Wärmepumpen ist es notwendig, dass die Immobilie ausreichend gedämmt ist. Daher haben wir lediglich Gebäude ab dem Baujahr 1955 im Blick“, sagt Marc Vogel. „Die Anlage kann nicht im Heizungskeller stehen, sondern benötigt eine Fläche im Außenbereich. Dabei muss ein Mindestabstand von drei Metern zum benachbarten Gebäude eingehalten werden. Das kann gerade bei Reihenhäusern eine Herausforderung sein.“

Herausforderung: Wärmepumpe für das Reihenhaus

Bei Wärmepumpen sei auch eine große Heizfläche wichtig, um einen effizienten Betrieb zu ermöglichen, erklärt Vogel. Denn die Vorlauftemperaturen bei Wärmepumpen sind niedriger als bei Anlagen, die mit Erdgas oder Heizöl betrieben werden. Besonders gut sei daher eine Warmwasser-Fußbodenheizung, die es oft bei Neubauten gibt. Ein großer Vorteil von Wärmepumpen: „Da sie elektrisch betrieben werden, lässt sich mit Hilfe von erneuerbaren Energien Klimaneutralität erreichen.“ Dabei sei die Technik der Wärmepumpe vergleichbar mit einer Klimaanlage.

„Rund 40 Prozent aller Bestandsimmobilien in Deutschland sind schon heute für Wärmepumpen geeignet – also sechs Millionen Häuser in Deutschland“, sagt Thermondo-Chef Pausder. „Bei Reihenhäusern beispielsweise wird es schwierig“, fügt er mit Blick auf die Abstandsregeln hinzu.

„Es gibt derzeit Lieferengpässe bei den Wärmepumpen“

Zudem dauert es Monate, bis eine neue Anlage in Betrieb geht. „Es gibt derzeit Lieferengpässe bei den Wärmepumpen“, sagt Vogel. „Kunden müssen mit Wartezeiten von drei bis sechs Monaten rechnen.“ Hinzu kommt: „Handwerksbetriebe, die sich mit Wärmepumpen auskennen, sind gefragt. Es kann also eine gewisse Zeit dauern, einen Handwerkertermin zu bekommen.“

Thermondo-Chef Pausder verweist auf seine Kooperation mit LG Electronics: „Ab Verkauf können wir innerhalb von drei bis vier Monaten ein Bauvorhaben realisieren. Das heißt: Die ersten neuen Wärmepumpen können schon im kommenden Winter in Betrieb gehen.“

Die Stadtwerke Bochum sehen insgesamt ein großes Potenzial für Wärmepumpen. Derzeit nutzen nach Erhebungen des kommunalen Betriebs noch 68 Prozent der Haushalte in Bochum Erdgas für die Wärmeversorgung, 15 Prozent setzen auf Fernwärme und 13 Prozent auf Heizöl. Nur ein kleiner Teil der Heizungen werde aktuell elektrisch betrieben.

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„Bislang haben wir fünf Anlagen in Bochum installiert. Wir gehen davon aus, dass die Zahl rasch steigen wird“, berichtet Marc Vogel. Grundsätzlich nehmen die Stadtwerke Bochum auch Aufträge von Kunden außerhalb ihrer Heimatkommune an. Auf einer Stadtwerke-Website können sich potenzielle Kunden, die ihren Haushalt auf eine Wärmepumpe umstellen möchten, ein Heizungssystem online konfigurieren.

„Mit unseren Wärmepumpen-Angeboten sehen wir uns als Vorreiter unter den Stadtwerken in der Region“, sagt Stadtwerke-Manager Vogel. „Wir haben bereits Erfahrungen im Vertrieb von Energiewende-Technik gesammelt. Seit dem Jahr 2015 verkaufen wir Photovoltaik-Anlagen – rund 250 sind es bislang und damit etwa zehn Prozent aller Solaranlagen in Bochum.“