Essen. Weibliche Führungskräfte aus dem Ruhrgebiet verbünden sich, um Frauen im Management zu fördern. Maßgeblich beteiligt: Thyssenkrupp-Chefin Merz.
Es sind die ersten Frauen auf Posten, die zuvor jahrzehntelang von Männern geprägt worden sind: Das haben Managerinnen wie die Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzende Martina Merz, Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather und Initiativkreis Ruhr-Geschäftsführerin Anette Bickmeyer gemeinsam. Bald kommt ein verbindendes Element hinzu: Merz, Gather und Bickmeyer beteiligen sich an einem neuen Netzwerk, mit dem sich weibliche Führungskräfte aus dem Ruhrgebiet zusammentun.
Wenn alles so läuft, wie es sich die prominenten Initiatorinnen vorstellen, versammeln sich etwa 140 Frauen in Führungspositionen am heutigen Montag im Essener Konzernquartier von Thyssenkrupp. Unter der Überschrift „Her Summit“ – zu Deutsch: „ihr Gipfel“ – startet das neue Format.
„Hier im Ruhrgebiet gibt es viele Frauen, die durch ihre herausragende Fach- und Führungskompetenz und entsprechende Positionen Vorbilder für die nachfolgende Generation weiblicher Führungskräfte sein können“, sagt Anette Bickmeyer, die Geschäftsführerin des traditionsreichen Wirtschaftsbündnisses Initiativkreis Ruhr (IR). Mit dem „Her Summit“ soll „ein Netzwerk aus diesen Top-Frauen der Region“ aufgebaut werden – „und solchen, die es werden wollen“, wie Bickmeyer hinzufügt. So hatten die Organisatorinnen unter anderem Maschinenbau-Studentinnen der Ruhr-Universität Bochum dazu ermuntert, sich für eine Teilnahme zu bewerben. Zwischen den Programmpunkten werde es „ausreichend Pausen mit Raum für das Netzwerken“ geben, heißt es in der Einladung.
Frauen verantwortlich für große industrielle Umbauprojekte des Ruhrgebiets
„Grüne Transformation“, „weibliche Karrierepfade“ und „Innovationskraft“ – das sind die Schlagworte für Diskussionen und Workshops, die auf dem Programm der Auftaktveranstaltung im Thyssenkrupp-Quartier stehen. Zu den Rednerinnen gehören unter anderem Katherina Reiche, die Chefin des Eon-Tochterkonzerns Westenergie, Sopna Sury, die beim Essener Energieversorger RWE den Aufbau des Wasserstoff-Geschäfts voranbringen soll, und Marie Jaroni, die bei Thyssenkrupp Steel dafür zuständig ist, den Abschied von der Kohle zu organisieren und für mehr Klimaschutz zu sorgen. Damit stehen die Frauen für die großen industriellen Umbauprojekte des Ruhrgebiets.
„Karriere als Frau in einer männlich dominierten Organisation – wie gelingt das?“ So lautet der Vortragstitel von Judith Wolf, die in Mülheim für die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ des Bistums Essen arbeitet, seit 2019 als Direktorin. Immer noch seien „branchenübergreifend viele Organisationen über alle Hierarchieebenen hinweg männlich dominiert, insbesondere auch in einer Organisation wie einem Bistum“, heißt es in einer Online-Broschüre zum „Her Summit“.
Obwohl in Deutschland mehr Frauen als Männer ein Studium beginnen, gelinge es Unternehmen „nicht immer, diese Diversität auch in ihren Teams beziehungsweise auf den Führungsebenen abzubilden“, wird im Zusammenhang mit dem Vortrag der Personalmanagerin Anna Fliegel betont.
„Das Ruhrgebiet als eine Region starker Frauen“
Auch Julia Frohne, die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Business Metropole Ruhr, und Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather stehen auf der Liste der Rednerinnen beim „Her Summit“. Es gehe nicht nur darum, die Frauen untereinander zu stärken, „sondern auch unsere Region als wichtigen Wirtschaftsstandort“, sagt IR-Geschäftsführerin Bickmeyer. Eine Vision sei „das Ruhrgebiet als eine Region starker Frauen“.
Zu den Zielen der Initiative gehört es nach eigener Darstellung, mehr Frauen für Führungs- und Schlüsselpositionen zu begeistern und ihnen mehr Sichtbarkeit zu geben. Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz spricht – etwas technisch – von einer „sektoren- und unternehmensübergreifenden Plattform für Frauen in Führungspositionen und Potenzialträgerinnen“. Der „Her Summit“ soll künftig einmal im Jahr stattfinden – bei unterschiedlichen Unternehmen aus der Region. Im kommenden Jahr ist der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia an der Reihe.