Essen. Mit dem Start-up HH2E will der frühere Thyssenkrupp- und Uniper-Manager Andreas Schierenbeck groß in Wasserstoff-Projekte investieren.

Ein Start-up mit dem ehemaligen Thyssenkrupp- und Uniper-Manager Andreas Schierenbeck im Führungsteam will den deutschen Wasserstoff-Markt aufmischen. Das junge Unternehmen HH2E plane ein „Kraftwerk der neuen Generation“, das pro Tag lediglich an vier Stunden Wind- oder Sonnenenergie benötige, um damit konstant kohlenstoff-freien Strom, grünen Wasserstoff und Wärme zu liefern, sagte Schierenbeck im Gespräch mit unserer Redaktion. So könne Energie zum Einsatz kommen, wenn die Preise für Sonnen- oder Windstrom niedrig seien. Das ermögliche einen besonders wettbewerbsfähigen Kraftwerksbetrieb.

Das Start-up HH2E plant nach eigenen Angaben Investitionen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro und will innerhalb kurzer Zeit eine beachtliche Produktionskapazität von vier Gigawatt aufbauen. Bereits im Jahr 2025 könne HH2E grünen Wasserstoff in Deutschland zu denselben Preisen produzieren und liefern, die für grünen Wasserstoff veranschlagt würden, der Branchenplänen zufolge im Jahr 2030 aus Regionen wie dem Nahen Osten oder Australien importiert werden soll.

Stationen bei Siemens, Thyssenkrupp und Uniper

Der 56-jährige Schierenbeck ist ein erfahrener Industriemanager. Nach beruflichen Stationen bei Siemens führte er mehrere Jahre lang in Essen das Aufzug-Geschäft von Thyssenkrupp. Von Mitte 2019 bis zum Frühjahr 2021 stand Schierenbeck an der Spitze des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper. Er habe über 20 Jahre in großen globalen Organisationen gearbeitet, sagte Schierenbeck. „Jetzt möchte ich mich auf das konzentrieren, was eine direkte und schnelle Wirkung hat – die Entwicklung von Innovation, Technologie und profitablen Geschäftsmodellen, die Wirtschaft und Gesellschaft positiv verändern.“

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Wo die neuen Wasserstoff-Kraftwerke entstehen sollen, ließ Schierenbeck noch offen. Infrage kommen dürften insbesondere Standorte im Norden Deutschland, da hier die Nähe zu den leistungsstarken Windkraft-Anlagen gegeben ist. Das Start-up hat seinen Sitz in Hamburg. Mit HH2E solle „ein neuer starker Spieler in der grünen Energiewirtschaft“ entstehen, kündigte die Gründerriege an, zu der neben Schierenbeck auch die Unternehmer Alexander Voigt und Mark Page gehören. Zur Finanzierung der milliardenschweren Pläne äußert sich Schierenbeck optimistisch. Es gebe Gespräche mit potenziellen Geldgebern, die interessiert seien.

Gründer sprechen von „Kraftwerken der neuen Generation“

„Wir fokussieren uns auf Deutschland“, betont Schierenbeck, der auch Mitglied im von der Bundesregierung initiierten Nationalen Wasserstoffrat ist. Auf der Unternehmenswebsite beschreibt HH2E, dass alte Kohle- und Gaskraftwerke zu „Kraftwerken der neuen Generation“ umgebaut werden könnten. Hilfreich seien dabei insbesondere vorhandene Netzanschlüsse und die bestehende Kraftwerksinfrastruktur. Während seiner Zeit als Uniper-Chef hatte Schierenbeck erste Kontakte zu den HH2E-Gründern geknüpft. Zwischenzeitlich stand die Idee im Raum, den Kraftwerksstandort Hamburg-Moorburg umzubauen.

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Das sogenannte „HH2E-Werk“ besteht Unternehmensangaben zufolge aus einem Hochtemperatur-Speicher, einem Zink-Elektrolyseur und einer Stromerzeugungseinheit. Die Anlage könne große Mengen an Wind- und Sonnenenergie in Form von Wärme auf hohem Temperaturniveau speichern, erklärten die Gründer. Der Zink-Elektrolyseur solle einen höheren Wirkungsgrad erreichen als andere gängige Elektrolyseur-Typen und auch dann Wasserstoff produzieren, wenn die Energiezufuhr nicht gegeben sei. Die Stromerzeugungseinheit bestehe aus einer Wasserstoff-Turbine oder einer Brennstoffzelle, die kohlenstofffreien Strom erzeugen könne. Im Zusammenspiel könnten die drei Komponenten den Darstellungen des Unternehmens zufolge Industriebetriebe und Kommunen mit „wettbewerbsfähigem, bedarfsgerecht verfügbarem grünem Strom“ sowie Wasserstoff und Prozessdampf versorgen.