Essen. Andreas Schierenbeck, Chef des Energiekonzerns Uniper mit dem Kohlekraftwerk Datteln, zeigt Sympathien für Fridays for Future.
Der Chef des Kohlekraftwerksbetreibers Uniper, Andreas Schierenbeck, lässt Sympathien für die Klimaschutzbewegung Fridays for Future erkennen. Auf die Frage, ob er bei Fridays for Futures „mitlaufen würde“, wenn er heute 16 wäre, antwortete er: „Klar, warum denn nicht?“ Viele Ziele der Gruppierung könne er „verstehen und auch unterstützen“. Gegen das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln, das Uniper betreibt, würde er allerdings nicht demonstrieren, betonte Schierenbeck in einer Videokonferenz der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV). „Auch mit 16 hatte ich wahrscheinlich genügend technisches Verständnis, um zu verstehen, dass das modernste Kraftwerk effizienter ist als die alten Kraftwerke, die wir abschalten wollen.“
Auch er wünsche sich „eine sichere Energieversorgung, die gleichzeitig unserem Klima und unserem Planeten möglichst nicht schadet“, sagte Schierenbeck. Er habe allerdings keine Verständnis für „einfache Antworten“ auf komplexe Themen wie Energieversorgung und Nachhaltigkeit.
Wie lange läuft das Kohlekraftwerk in Datteln?
Schierenbeck verteidigte die Entscheidung, das Kraftwerk in Datteln trotz des Kohleausstiegs ans Netz zu bringen. Bundestag und Bundesrat stimmten vor wenigen Tagen Gesetzen zu, die vorsehen, dass Deutschland bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigt. Die Bundesregierung hat allerdings auch einen schnelleren Ausstieg bis zum Jahr 2035 nicht ausgeschlossen. In den Jahren 2026, 2029 und 2032 sollen die Folgen des Kohleausstiegs auf die Versorgungssicherheit und die Entwicklung der Strompreise überprüft werden. Aufgrund der Systematik der beschlossenen Regelungen zeichnet sich ab, dass Steinkohleanlagen kürzer laufen werden als Braunkohlekraftwerke.
Zur Frage, ob es möglich sei, dass das Kraftwerk Datteln früher als im Jahr 2038 vom Netz gehen könnte, sagte Schierenbeck, dies sei „reine Spekulation“. „Für uns ist diese Diskussion im Moment erstmal abgeschlossen. Jetzt sind wir dabei, den Betrieb aufzunehmen.“ Generell habe Uniper immer betont, dass das Unternehmen für Diskussionen offen sei. Wenn Kompensationen „in einer akzeptablen Größenordnung“ in Aussicht stünden, verweigere sich Uniper keinen Gesprächen.
650 Arbeitsplätze bei Uniper direkt von Kohleausstieg betroffen
Mit Blick auf die Proteste gegen das Kohlekraftwerk in Datteln zeigte sich Schierenbeck gelassen. „Wir leben in einer Demokratie“, sagte er, jeder könne seine Meinung äußern, so lange das im Rahmen von Recht und Gesetz geschehe. Sachbeschädigungen oder Besetzungen seien aber nicht akzeptabel. Die Demonstrationen in Datteln seien „bis jetzt sehr friedlich verlaufen“, sagte Schierenbeck. „Da habe ich kein großes Problem mit.“
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Der Ausstieg aus der Kohleverstromung führt beim Düsseldorfer Energiekonzern Uniper zu Stellenabbau. Die geplante Stilllegung mehrerer Kraftwerke betreffe direkt rund 650 Beschäftigte an den Standorten sowie weitere Mitarbeiter in der Düsseldorfer Firmenzentrale, sagte Uniper-Chef Schierenbeck. „Wir sind im Austausch mit dem Betriebsrat und auch mit den Gewerkschaften, um diese Themen zu regeln“, erklärte Schierenbeck. Ziel sei es, den Wegfall der Arbeitsplätze „so gut wie möglich aufzufangen“. Der Uniper-Chef verwies darauf, dass der Konzern Pläne für eine Weiterentwicklung der betroffenen Kraftwerksstandorte verfolge.
Uniper-Chef: „Wir stehen zu Datteln“
Das Unternehmen hatte angekündigt, das Steinkohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven bis Ende 2022 stillzulegen – ebenso das Kraftwerk in der niedersächsischen Küstenstadt Wilhelmshaven. Bis spätestens Ende 2025 will Uniper die Kohleverstromung an den Standorten im hessischen Staudinger und im nordrhein-westfälischen Heyden einstellen. Das letzte Kohlekraftwerk von Uniper in Deutschland soll danach das Kohlekraftwerk in Datteln sein.
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„Wir stehen zu Datteln“, sagte Schierenbeck. In dem Kraftwerk werde insbesondere Strom für die Deutsche Bahn produziert, der bislang aus Gelsenkirchen-Scholven komme. Unter anderem aufgrund technischer Probleme ist das Kraftwerk in Datteln erst mit jahrelanger Verzögerung in Betrieb gegangen. Mittlerweile funktioniert die Anlage reibungslos, berichtete Schierenbeck. „Das Kraftwerk läuft“, sagte er. Die Deutsche Bahn werde praktisch durchgehend mit großen Strommengen beliefert.