Essen. Ihr Fokus auf ökologisch-soziale Geldanlagen beschert der Bank im Bistum Essen Zuwachs. Fast 1000 neue Kundinnen und Kunden kamen zuletzt hinzu.
Die Bank im Bistum Essen sticht aus den Geldhäusern im Ruhrgebiet heraus, nicht nur wegen ihres Namens. Das Finanzunternehmen mit dem Kürzel BIB hat sich auf ökologisch-soziale Geldanlagen spezialisiert. „Unser Ziel ist, mit Geld etwas Positives zu bewirken“, sagt Peter Güllmann, ein ehemaliger Manager der NRW.Bank, der seit 2018 Sprecher des BIB-Vorstands ist. Mit ihrer Strategie verzeichnet die Bank im Bistum kontinuierliche Zuwächse, so auch im Geschäftsjahr 2021, das von der Corona-Pandemie geprägt worden ist.
„Wir sind weiterhin auf Wachstumskurs“, berichtet Güllmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Privatkundengeschäft habe die Bank im Bistum im vergangenen Jahr nahezu 1000 neue Kundinnen und Kunden gewinnen können – ein Rekordwert für das Institut, das mittlerweile fast 17.000 Privatkunden zählt. Die Bilanzsumme liegt jetzt Unternehmensangaben zufolge über 5,6 Milliarden Euro.
Zur Kirche ist die Bindung der Bank traditionell eng. Das Bistum hat das Finanzinstitut im Jahr 1966 gegründet. „Aber wir sind nicht die Bank des Bistums, sondern die Bank im Bistum“, betont Güllmann. „Das Bistum regelt seine Finanzen in eigener Verantwortung.“ Im Übrigen müsse auch niemand katholisch sein, um ein Konto bei der BIB eröffnen zu dürfen. „Unser Geschäft gestalten wir auf dem christlichen Wertefundament, aber wir möchten konfessionsübergreifend wahrgenommen werden“, sagt der Bankchef. „Jeder, der sich mit unserer Ausrichtung identifiziert, ist uns als Kunde willkommen. Wir machen keine Konfessionsprüfung.“
„Dem Kapital eine andere Richtung geben“
Das Geld, das Menschen bei der Bank im Bistum anlegen, solle etwas Positives bewirken, sagt Güllmann. „Wir möchten die Menschen dazu bringen, dem Kapital eine andere Richtung zu geben. Das heißt zum Beispiel: weg von Geldanlagen in fossile Energien wie Kohle und Öl oder eine Finanzierung von Rüstungskonzernen, hin zu sinnstiftenden Vorhaben. Ich denke beispielsweise an den Ausbau der erneuerbaren Energien, bezahlbaren Wohnraum in Ballungsräumen, Krankenhäuser oder die Altenpflege.“
Er stelle fest, dass viele Menschen wissen möchten, „wofür ihr Geld eingesetzt wird“, merkt Güllmann an. „Das Bewusstsein für diese Thematik ist deutlich ausgeprägter als noch vor einigen Jahren.“ Gewinne will indes auch die Bank im Bistum erzielen. Die Eigner können wie auch in den Vorjahren erneut mit einer Verzinsung ihrer Anteile in Höhe von drei Prozent rechnen. Die Bank im Bistum ist eine Genossenschaftsbank. Zu den knapp 4700 Mitgliedern, die Anteile halten, gehören Privatkunden sowie Krankenhäuser, Stiftungen, kirchliche Wohnungsbauunternehmen und Altenpflegeeinrichtungen.
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Die Corona-Pandemie habe auch die Bank im Bistum sehr beschäftigt, berichtet Güllmann. Zahlreiche Betreiber von Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen zählten zum Kundenkreis. „Was sie bewegt, bewegt auch uns als Bank“, sagt er. Sein Unternehmen sehe sich auch „als Anwalt der Ärzte und Pflegekräfte, die in der Pandemie besonders gefordert sind“. Ihr Geschäft mit der Gesundheitswirtschaft wolle die Bank im Bistum weiter ausbauen, kündigt Güllmann an. „Hier sind wir schon jetzt bundesweit ein Finanzierungspartner.“
Ein großes Anliegen sei der Bank im Bistum auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Ballungsgebieten, unter anderem von Wohnungsgenossenschaften, erklärt Güllmann. „Wir haben einen Immobilienfonds mit sozialer Verantwortung aufgelegt. Das Geld aus dem Fonds dient unter anderem dem Ausbau von Kitas und Mehrgenerationen-Häusern.“
Bankberatung per Videokonferenz
Um Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen, sei „eine große Kraftanstrengung erforderlich“, sagt Güllmann und signalisiert Bereitschaft, stärker mit seiner Bank in die Finanzierung von Energiewende-Projekten einsteigen zu wollen. „Wir haben bereits einige große Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Deutschland finanziert und möchten das Geschäft intensivieren.“ Auch ihren Betrieb gestalte die Bank „möglichst klimaneutral“. Für ihre Elektroautos nutze sie beispielsweise Energie aus Sonnenkollektoren, die sich auf dem Bürogebäude der BIB in Essen befinden. „Wir legen großen Wert auf Transparenz und erläutern im Geschäftsbericht und auf unserer Internetseite, warum wir bestimmte Geldanlagen ablehnen und andere Vorhaben unterstützen“, sagt Güllmann.
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Die Bank im Bistum gehört zu den Volks- und Raiffeisenbanken mit dem entsprechenden Filialnetz, das bundesweit etwa beim Geldabheben genutzt werden kann. „Privatkunden bieten wir sämtliche gängige Bankdienstleistungen an“, erklärt Güllmann. Ein eigenes Filialnetz über den Standort in Essen hinaus hat die BIB nicht. „Wir können aber jeden Kunden in der Republik online bedienen“, sagt der Bankchef. „Beratungsgespräche sind problemlos per Videokonferenz möglich.“ Innerhalb von zwei Jahren sei die Zahl der Beschäftigten von 135 auf 160 gestiegen. Das Ruhrgebiet spiele für die Bank im Bistum eine große Rolle, schon allein aufgrund des Firmensitzes in Essen. „Wir sind aber bundesweit tätig“, betont Güllmann.
Bankchef Güllmann bei der Wahl des Bundespräsidenten
Bei Privatkunden habe sich die Bank im Bistum bewusst gegen Negativzinsen entschieden, die einige Geldhäuser bei hohen Einlagevolumina erheben. Bei institutionellen Anlegern allerdings gebe das Essener Institut die Kosten weiter, die ihm bei der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bundesbank entstehen – also 0,5 Prozent der Anlagesumme. Auch bei den Kontoführungsgebühren sei der Grundgedanke, lediglich die entstandenen Kosten an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben. „Wir wollen Kunden haben, die mit ihrem Geld etwas machen möchten“, hebt Güllmann hervor. „Das lässt sich auch an unserem Online-Girokonto ablesen. Wer mit uns ein weiteres Geschäft macht, etwa Geld in einem unserer Fonds anlegt, der bekommt das Online-Konto kostenlos.“
An der Spitze der Bank im Bistum zeichnet sich Kontinuität ab. Der BIB-Aufsichtsrat hat Güllmanns Vertrag kürzlich vorzeitig verlängert, er läuft nun bis Ende August 2028. Für die Wahl des Bundespräsidenten am 13. Februar ist der 53-jährige Bankchef von der SPD-Fraktion in NRW als Wahlmann für die Bundesversammlung nominiert worden. Güllmann sagt, er empfinde es „als große Ehre“, an der Wahl des Bundespräsidenten mitwirken zu dürfen.