Essen. Die Bank im Bistum Essen will verstärkt in erneuerbare Energien investieren. Investitionen in Kohleprojekte lehnt BiB-Chef Güllmann ab.
Die Bank im Bistum Essen ist ein besonderes Geldinstitut. Bei ihrem Start im Jahr 1966 wiesen die Gründungsväter dem Unternehmen die Aufgabe zu, die Einrichtungen der Kirche mit Kreditmitteln zu versorgen und sie in Finanzierungsfragen zu beraten. Heute gehört die Bank im Bistum – kurz BiB genannt – mit 14.000 Kunden und einer Bilanzsumme von 5,14 Milliarden Euro bundesweit zu den 25 größten Genossenschaftsbanken.
„Um bei uns Kunde zu werden, ist es nicht notwendig, Katholik zu sein. Es fragt hier niemand nach der Konfession“, sagt BiB-Chef Peter Güllmann und fügt hinzu: „In früheren Jahren war das sicherlich noch anders.“ Seit September vergangenen Jahres führt der frühere NRW.Bank-Manager das Unternehmen. Er selbst ist evangelisch.
„Investitionen in Kohleprojekte passen nicht zu uns“
Als Spezialbank für die Kirche und ihre Einrichtungen fühle sich die BiB den christlichen Werten verpflichtet und orientiere daran ihre Geschäftspolitik. Zu den Mitgliedern der Genossenschaftsbank gehören Geschäftskunden wie Krankenhäuser, Stiftungen, kirchliche Wohnungsbauunternehmen, Alten- und Behinderteneinrichtungen sowie eine Vielzahl von Privatkunden.
„Uns geht es darum, das Geld sinnvoll einzusetzen“, betont Güllmann. „Wir möchten ausschließlich faire Bankgeschäfte betreiben und haben dabei einen ökologisch-sozialen Ansatz. Mit Krediten wolle die Bank im Bistum unter anderem Immobilienprojekte unterstützen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Auch den Ausbau erneuerbarer Energien möchten wir verstärkt finanzieren“, sagt der BiB-Chef. Die Finanzwirtschaft könne „einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten“ – zum Beispiel durch die Kreditvergabe an Klimaschutzprojekte. „Investitionen in Kohleprojekte passen nicht zu uns“, stellt Güllmann klar.
„Wir sind die Bank im Bistum, nicht die Bank des Bistums“
Es ist die Farbe Grün, die im Geschäftsbericht dominiert. Neben den Bilanzkennziffern ist auch ein Interview mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck abgedruckt. „Wir haben eine große Nähe zum Bistum“, erklärt Güllmann. „Es ist aber nicht so, dass wir das Geld der Kirche verwalten. Wir sind die Bank im Bistum, nicht die Bank des Bistums.“
Lediglich rund 15 Prozent seines Geschäfts macht das Unternehmen im Ruhrbistum. Mit Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, deckt die BiB das gesamte Bundesgebiet ab. Privatkunden, die beispielsweise Geld abheben möchten, können das Netz der Genossenschaftsbanken mit mehr als 1000 Filialen in Deutschland nutzen. Dazu gehören unter anderem die Geno- oder die Sparda-Bank.
Verzinsung der Genossenschaftsanteile liegt bei drei Prozent
„Auch wir müssen Geld verdienen“, sagt Güllmann. „Wir brauchen Erträge, um weiter zu wachsen. Dabei streben wir allerdings eine doppelte Rendite an – eine finanzielle und eine soziale.“ 4600 Menschen sind Mitglieder der Bank im Bistum. Die Verzinsung der Genossenschaftsanteile liegt bei drei Prozent. Eine Rendite in dieser Größenordnung sei auch für die kommenden Jahre das Ziel, berichtet Güllmann.
Der 50-jährige Bankmanager hat Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Uni in Bochum studiert und in früheren Jahren für die National-Bank und die WestLB gearbeitet. „Der Ruf der Banker hat in den vergangenen Jahren arg gelitten“, sagt Güllmann. „Wir möchten den Beweis antreten, dass man sich als Banker anständig verhalten kann – als ehrbarer Kaufmann.“
Im vergangenen Jahr habe die Bank im Bistum rund 500 Neukunden gezählt. „Viele Menschen kennen uns noch nicht. Das möchte ich ändern“, betont Güllmann. „Wenn Menschen bei uns Kunden werden möchten, gucken wir uns natürlich auch die Bonität an. Aber klar ist: Wir weisen niemanden einfach ab.“ Kürzlich habe die Bank im Bistum auch einem Obdachlosen aus dem Essener Bahnhofsviertel ein Konto auf Guthabenbasis eröffnet.