Bochum. Vonovia-Chef Buch zeigt Sympathie für den designierten Kanzler Scholz und die SPD-Forderung, Mietsteigerungen an der Inflation zu orientieren.
Einen Mietenstopp wird es unter der sich anbahnenden Ampel-Koalition nach eigenem Bekunden nicht geben. Der größte Partner, die SPD, bekommt jetzt aber während der laufenden Verhandlungen Rückenwind vom größten deutschen Vermieter. Vonovia-Chef Rolf Buch umschmeichelte am Donnerstag nicht nur den designierten Bundeskanzler Olaf Scholz, sondern machte sich auch ein Kernforderung des SPD-Wahlprogramms zu eigen: In großen Städten sollen Mieten nicht stärker steigen dürfen als die Inflationsrate.
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„Ich setze große Hoffnungen in den neuen Kanzler“, sagte Buch vor Journalistinnen und Journalisten und sprach seine Erwartung aus, dass Scholz „seine Erfahrungen aus Hamburg auf den Bund übertragen“ werde. Als Erster Bürgermeister hatte Scholz vor zehn Jahren ein „Bündnis für das Wohnen“ geschmiedet. Seither entstehen in der in der Hansestadt jährlich 10.000 neue Wohnungen, ein Drittel davon öffentlich gefördert. „Scholz war Teil der Lösung“, meint Buch. Eine Rolle, die er selbst auch für seinen Bochumer Konzern in Anspruch nimmt, um brennende Probleme wie energetische Sanierung und Wohnungsmangel zu lindern.
Buch: Mietsteigerungen an Inflation orientieren
Auf dem besonders heiß umkämpften Berliner Markt hat sich Vonovia im Rahmen der inzwischen vollzogenen Übernahme des Rivalen Deutsche Wohnen selbst ein Moratorium auferlegt: In den ersten drei Jahren sollen die Mieten in Wohnungen beider Partner in der deutschen Hauptstadt nicht stärker als um ein Prozent steigen, danach soll die Inflationsrate die natürliche Grenze sein.
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Ein Mechanismus, der auch im SPD-Wahlprogramm verankert ist. „In Berlin sollen unsere Kunden friedlich und mit Sicherheit in ihren Wohnungen wohnen können“, erklärte Buch. „Es macht doch keinen Sinn, Kunden dauerhaft in Unruhe zu halten.“ Dass die Miete künftig „mit dem Gehalt“ steigen könnte, sei „eine wichtige Botschaft“.
Erwartungen an die Ampel-Koalition
Auf welche Wohnungs- und Mietenpolitik sich die möglichen Ampel-Koalitionspartner SPD, Grüne und FDP einigen werden, ist noch nicht absehbar. Bis dahin gilt die Regelung, dass Vermieter alle drei Jahre die Bestandsmieten um maximal 20 Prozent erhöhen können. Dabei müssen sie sich am örtlichen Mietspiegel oder an Vergleichsmieten umliegender Objekte orientieren.
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Der boomende Immobilienmarkt hinterlässt weiterhin positive Spuren in der Vonovia-Bilanz. Zum zweiten Mal im laufenden Jahr erhöht der Konzern seine Prognose. Das operative Ergebnis soll 2021 jetzt auf 1,52 bis 1,54 Milliarden Euro steigen, wie das Dax-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte es eine Bandbreite von 1,465 bis 1,515 Milliarden Euro angegeben.
Vonovia erhöht Prognose für 2021 zum zweiten Mal
Dabei ist in der abermals angehobenen Prognose die Übernahme der Deutsche Wohnen noch gar nicht berücksichtigt. Zum Stichtag 30. September bezifferten Wirtschaftsprüfer den Verkehrswert des Immobilienbestandes beider Partner auf 95,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zur Schätzung Ende Juni steigerte sich der Wert der Vonovia-Bestände um 14 Prozent.
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In den ersten neun Monaten dieses Jahres verbuchten die Bochumer beim operativen Gewinn im Jahresvergleich ein Plus von 12,9 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro zu. Die durchschnittliche Miete erhöhte sich um 3,8 Prozent auf 7,34 Euro pro Quadratmeter. Treiber seien dabei die Neuverträge und nicht die Erhöhungen für Mieterinnen und Mieter im Bestand, betonte Vonovia-Chef Buch.