Köln. Bus- und Bahn-Nutzer zahlen in NRW vielfach deutlich mehr Geld für Tickets, als in anderen Großstädten. ADAC kritisiert Tarif-Dschungel.

Der ADAC hat zum Teil deutliche Preisunterschiede bei Tickets im öffentlichen Bus- und Schienenverkehrsnetz in größeren Städten kritisiert. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kommen Kunden etwa beim Monatsticket in NRW noch vergleichsweise gut weg, aber im bundesweiten Vergleich unter den Großstädten fährt es sich in anderen Städten zum Teil deutlich günstiger.

Mit einem Preis von 105,50 Euro etwa biete der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) in Köln und Bonn das deutschlandweit zweitteuerste Monatsticket an, erklärte der ADAC Nordrhein in Köln über eine Untersuchung von Ticketpreisen in Städten mit mindestens 300.000 Einwohnern sowie Bus- und Schienenverkehrsnetz. Der VRR nehme für das Monatsticket in Großstädten wie Bochum, Dortmund, Essen, Düsseldorf und Wuppertal 79,20 Euro und damit über 26 Euro weniger als der VRS.

Bus und Bahn: ADAC kritisiert „Flickenteppich der Verkehrsverbünde“

Die Tageskarte ist laut ADAC in Köln und Bonn mit 8,80 Euro besonders teuer: Fahrgäste im VRS zahlten fast 65 Prozent mehr als in Frankfurt am Main, wo 5,35 Euro fällig seien. Im VRR mit Städten wie Dortmund oder Essen koste das Tagesticket 7,20 Euro, etwa 18 Prozent weniger als in Köln und Bonn.

„Wenn Arbeitnehmer künftig nur noch dreimal die Woche ins Büro fahren, lohnt sich ein klassisches Monatsticket nicht mehr“, sagte ADAC-Experte Roman Suthold. Hauptgrund für die Preisunterschiede ist laut ADAC die unterschiedliche Förderung des ÖPNV. Wo mehr öffentliches Geld in den Nahverkehr fließe, seien die Tickets für Fahrgäste günstiger.

In diesem Zusammenhang fordert der ADAC mindestens eine landeseinheitliche Tarifstruktur in NRW - oder die Abschaffung des „unnötigen Flickenteppichs der Verkehrsverbünde“ hin zu einem zentralen Verkehrsträger in NRW, sagte Suthold.

Home-Office-Trend verlangt flexible Ticket-Angebote

„Gelegenheitsnutzern müssen bessere Angebote gemacht werden“, verlangte der Automobilclub. Durch die Corona-Pandemie hätten sich die Arbeitsmodelle gewandelt. Flexiblere Tarife mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis würden benötigt.

Inzwischen gibt es Ansätze, bemerkt der ADAC: Mit einem flexiblen Ticket können Pendler an zehn Tagen innerhalb eines Monats ganztägig fahren. In Köln und Bonn kostet das 70,68 Euro. Der VRR testet zunächst mit großen Firmenkunden in Düsseldorf für zwei Jahre ein „Flex-Ticket“: Innerhalb der Rheinmetropole zahlen Passagiere einen Grundpreis von 20 Euro im Monat und erhalten dann bis zu zwölf vergünstigte Tagestickets für 2,50 Euro statt 7,20 Euro. Bei einem weiteren Modell, das der VRR bereits im kommenden Jahr im ganzen Verbund einführen möchte, sparen Gelegenheitspendler bei Einzeltickets 25 oder 35 Prozent, hinzu kommt eine Grundgebühr von 3,90 bzw. 8,90 Euro.

ADAC: Bei ÖPNV-Tickets muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen

„Dass die Verkehrsverbünde auf vermehrtes Home-Office reagieren, ist zu begrüßen, allerdings muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen“, sagt Suthold. Seine Kritik: „Das Zehn-Tages-Ticket in Köln ist immer noch sehr teuer und kostet mehr als ein Monatsticket in anderen Großstädten. Und wenn man es nur für den Arbeitsweg braucht, sind zwanzig Einzelfahrten günstiger. Das kann nicht sein.“ Zu den VRR-Modellen sagt der ADAC Fachmann: „Die Ansätze sind schon besser, sollten aber schnell eingeführt werden. Und es darf nicht zu kompliziert für den Verbraucher werden.“

Die Corona-Pandemie und zwischenzeitlich der massive Rückgang der Kundenzahlen hatte den Verkehrsverbünden ein tiefes Loch in die Kassen gerissen. Gegensteuern wollen die Verkehrsverbünde durch neue Bonus- oder Abo-Modelle sowie mit Rabatten. „Insgesamt wäre eine Vereinheitlichung der Preise auf möglichst niedrigem Niveau wünschenswert, um Alternativen zum Auto attraktiver zu machen und eine Mobilitätswende zu schaffen“, sagt Verkehrsexperte Suthold. (mit dpa)