Essen. Corona und die Folgen: Der VRR rechnet nicht mit einer schneller Erholung bei Fahrgastzahlen und Ticket-Einnahmen.
Die Folgen der Corona-Pandemie werden im öffentlichen Nahverkehr wohl deutlich tiefere Spuren hinterlassen, als am Anfang der Krise erwartet. Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) rechnet vorerst nicht mit einer schnellen Erholung bei Fahrgastzahlen und Ticket-Einnahmen. Das Einnahme-Niveau vom letzten Vor-Corona-Geschäftsjahr 2019 werde frühestens 2024 erreicht, sagte VRR-Vorstandsmitglied José Luis Castrillo am Dienstag bei der Bilanzvorstellung des Verbundes.
Nachhaltige Veränderungen in der Mobilität erwartet
Auch für die Jahre danach erwartet der VRR-Manager „nachhaltige Veränderungen“ etwa im Pendlerverkehr. Hintergrund sei eine mögliche dauerhafte Zunahme von Heimarbeit. Die künftige Finanzierung des ÖPNV stehe dadurch vor neue Herausforderungen, betonte Castrillo. Schon vor der Corona-Krise hatte die Branche deutlich mehr Mittel angemahnt, um Erwartungen als klimafreundliche Alternative im Verkehrswesen gerecht werden zu können.
Bilanz 2020 ernüchternd
Die VRR-Bilanz des Jahres 2020 liest sich nicht ganz überraschend ernüchternd. Corona-bedingt ging es bei den wesentlichen Eckwerten steil nach unten. Gegen den Trend zurückliegender Jahre mit ständigen Einnahme-Steigerungen endet das Jahr 2020 mit einem erdrutschartigen Minus. Die Ticketumsätze fielen um über 233 Millionen Euro auf insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro - ein Rückgang von 17,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Beginn dieses Jahres sei ebenfalls ernüchternd, sagte Castrillo. Aktuell liegen die Fahrgastzahlen bei 30 Prozent des Niveaus von 2019.
VRR rechnet mit neuem Rettungsschirm
Immerhin: Die Corona-Verluste des vergangenen Jahres wurden durch Bund und Land weitgehend aufgefangen. Das sichert auch die VRR-Bilanz 2020. Für 2021 rechnet der VRR nun mit einem weiteren "Rettungsschirm" für den ÖPNV. Castrillo sprach von "vielversprechenden Signalen" aus der Verkehrsministerkonferenz der Länder.
Zuversicht verbreitet im VRR-Management derzeit vor allem die Kundenzufriedenheit. Sie erreichte mit einer Durchschnittsnote von 2,21 über alle Linien und Strecken einen gegenüber dem Vorjahr leicht verbesserten Wert, wie VRR-Vorstandschef Ronald Lünser hervorhob. Die Pünktlichkeitsquote blieb mit einer durchschnittlichen Zugverspätung von einer Minuten und 30 Sekunden konstant. Allerdings hatte der VRR-Schienenverkehr mit erstmals über 1000 Gleisbaustellen zu kämpfen.