Bottrop/Düsseldorf. Das NRW-Umweltministerium beschäftigt sich mit den Schadstoff-Werten der Bottroper Kokerei. Vergleichswerte in Duisburg sind deutlich niedriger.
Mithilfe eines Gutachters und zusätzlicher Kontrollen soll nach Darstellung der NRW-Landesregierung der Schadstoffausstoß der Bottroper Kokerei von Arcelor-Mittal verringert werden. „Ziel ist eine Überprüfung hinsichtlich weiteren Verbesserungspotenzials bei der Anlage“, heißt es in einer Antwort von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Michael Hübner (SPD).
Angesichts der Schadstoffbelastung in der Nähe der Kokerei rät die Stadt Bottrop Anwohnern derzeit von einem Verzehr bestimmter Gemüsearten aus dem eigenen Garten ab. Sie folgt dabei einer Empfehlung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), das in den vergangenen Monaten Messungen im Umfeld der Kokerei vorgenommen hatte. Gemüsearten wie Grünkohl, Spinat, Feldsalat, Rucola, Staudensellerie oder Kräuter können nach Einschätzung der Behörden in einigen Stadtteilen von Bottrop nicht grundsätzlich bedenkenlos verzehrt werden.
In den Jahren 2018 und 2019 hatte Arcelor-Mittal die vorgegebenen Zielwerte für Benzo(a)pyren (BaP), das zu den krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gehört, in der Kokerei deutlich überschritten. Als maßgebliche Ursache galten undichte Ofentüren der Anlage, die der Stahlhersteller Arcelor-Mittal im Jahr 2011 vom Bergbaukonzern RAG übernommen hatte.
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Im vergangenen Jahr hat Arcelor-Mittal die Zielwerte in Bottrop eingehalten. Der Jahresmittelwert für BaP im Umfeld der Kokerei hat Unternehmensangaben zufolge von Anfang Januar bis Ende Dezember bei 1,1 Nanogramm pro Kubikmeter gelegen. Damit ist der Schadstoffausstoß im Rahmen des Zielwerts von „gerundet einem Nanogramm“ geblieben.
Schadstoff-Werte bei Arcelor-Mittal höher als an Standorten von Thyssenkrupp und HKM
Die NRW-Landesregierung erklärte in ihrer Antwort auf die Anfrage des Abgeordneten Hübner, die Verbesserungen stünden in Zusammenhang mit einer Ordnungsverfügung der zuständigen Bezirksregierung Münster, die vom Betreiber Arcelor-Mittal Ende 2019 „technische und organisatorische Emissionsminderungsmaßnahmen“ gefordert hatte. Nach entsprechender Umsetzung sei die Anlage nun nach Angaben der Bezirksregierung auf dem „aktuellen Stand der Technik“ und gehe „zum Teil darüber hinaus“.
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Im Umfeld der Duisburger Kokereien von Thyssenkrupp und HKM gab es allerdings keine ähnlich hohen Schadstoff-Messwerte wie in Bottrop. Der Zielwert – ein Nanogramm pro Kubikmeter – ist nach Angaben der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf bereits in den Jahren 2018 und 2019 an den Duisburger Standorten eingehalten worden. Auch im vergangenen Jahr gab es keine Überschreitung des Zielwerts, wie die Landesregierung nun berichtete. Die an den Messstellen des Lanuv in der Nachbarschaft der beiden Kokereien in Duisburg ermittelte Luftbelastung an BaP sei „geringer als in Bottrop“. Die Jahres- beziehungsweise Durchschnittswerte hätten 2020 im Umfeld der Kokereien in Duisburg-Marxloh sowie Duisburg-Ehingen bei 0,2 beziehungsweise 0,5 Nanogramm pro Kubikmeter gelegen.
„Es gibt nach wie vor dringenden Handlungsbedarf“
Die NRW-Landesregierung ließ offen, ob in Bottrop weitere Schritte zur Schadstoffminderung erfolgen. Unter anderem auf Grundlage der monatlichen Kontrollberichte des Gutachters sowie der Überwachungsergebnisse der Bezirksregierung Münster „soll entschieden werden, wie das weitere Überwachungs- und Maßnahmenkonzept ausgestaltet wird“. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, „welche weiteren Maßnahmen über den Stand der Technik hinaus zur Emissionsminderung“ möglich seien.
„Es gibt nach wie vor dringenden Handlungsbedarf“, sagte der Landtagsabgeordnete Hübner im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass die Anwohner der Kokerei nicht guten Gewissens Gemüse aus dem eigenen Garten essen können, sei „inakzeptabel“. Als bemerkenswert bezeichnet Hübner, wie weit die Schadstoffwerte der Kokereien in NRW auseinanderliegen. „Die Landesregierung ist gut beraten, den Druck auf Arcelor-Mittal hoch zu halten“, betonte Hübner.