Bochum. Vonovia steigert in der Corona-Krise den Gewinn um mehr als zehn Prozent. Die Mieten wachsen aber langsamer als zuletzt.

In der Corona-Krise erweist sich die Immobilien-Branche als Hort der Stabilität. Deutschlands größter Vermieter Vonovia konnte seinen operativen Gewinn im vergangenen Jahr um 10,6 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro steigern und damit seine eigenen Erwartungen übertreffen. Konzernchef Rolf Buch prophezeit: „Die ökologische Krise wird größer sein als die Corona-Pandemie.“

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Für den Bochumer Dax-Konzern zahlen sich Wohnungszukäufe in Schweden und Neubau-Projekte aus. Vonovia profitiert angesichts der anhaltenden Knappheit von Wohnraum aber auch von steigenden Mieten. Das Plus in Bestandsgebäuden fiel im vergangenen Jahr mit 0,6 Prozent auf 7,16 Euro pro Quadratmeter aber deutlich niedriger aus als 2019. Damals stiegen die Mieten noch um 1,1 Prozent. Bedingt durch die Corona-Pandemie drosselte Vonovia die Investitionen in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung leicht auf 1,9 Milliarden Euro.

3000 Härtefälle seit 2018

Seit März vergangenen Jahres verzichtet das Unternehmen im Hinblick auf die Corona-Folgen auf Kündigungen und aktive Mieterhöhungen. „Unser Versprechen wird bis zum Ende der Krise gelten“, kündigte Vonovia-Chef Rolf Buch am Donnerstag an. In diesen Corona-Zeiten seien Wohnungen mehr denn je Rückzugsorte, die es zu schützen gelte. Dessen ungeachtet will der Konzern mit seinen knapp 490.000 Wohnungen, in denen rund eine Million Menschen leben, sein Härtefall-Management bei finanziellen Schwierigkeiten fortsetzen. Seit 2018 seien 3000 Fälle positiv entschieden worden, erklärte Buch.

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„Als Zeichen der Wertschätzung“, so der Konzernchef, hätten im vergangenen Jahr alle Mitarbeiter eine Corona-Prämie in Höhe von jeweils 1500 Euro erhalten. Trotz der Krise stellte Vonovia ein: Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs um 2,7 Prozent auf 10.622, darunter 510 Auszubildende. Von der guten Geschäftsentwicklung sollen aber auch die Aktionäre profitieren. Finanzchefin Helene von Roeder kündigte an, dass der Vorstand der virtuellen Hauptversammlung am 16. April eine Dividende von 1,69 Euro je Aktie vorschlagen werde. Das sind zwölf Cent mehr als 2019.

Aktienkurs sinkt – Dividende steigt

Seit dem Börsengang im Jahr 2013 hat die Vonovia-Aktie um rund 80 Prozent zugelegt. Mit Beginn des neuen Jahres setzte allerdings ein Sinkflug auf rund 53 Euro ein. Analysten sehen in den Kursrückgängen auch eine Sorge der Märkte vor der Rückkehr der Inflation in Europa. Rolf Buch lässt sich von der Entwicklung allerdings nicht beirren. Für das laufende Jahr erwartet er abermals eine Gewinnsteigerung. Am Donnerstag bestätigte der Vonovia-Chef die Prognose von 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro. Buch kündigte Investitionen von 1,3 bis 1,6 Milliarden Euro an.

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Dass Wohnimmobilien in Zeiten der Pandemie eine sichere Bank zu sein scheinen, veranschaulicht die abermalige Wertsteigerung des Immobilien-Portfolios. Nach Vonovia-Angaben stieg es im Vorjahresvergleich um 19,2 Prozent auf fast 35,5 Milliarden Euro.

Mieterschützer fordern „massive Mietsenkungen“

Mieterschützer verfolgen die positive Entwicklung der Vonovia-Zahlen sehr genau. „Die börsennotierte Wohnungswirtschaft gehört aufgrund der stetig steigenden Mietzahlungen zu den großen Gewinnern der Corona-Krise – auch dank der indirekten öffentlichen Subvention über die Sozialleistungen“, sagt Markus Roeser von der Plattform kritische ImmobilienaktionärInnen. „Die Vonovia könnte sich ohne Probleme massive Mietsenkungen leisten, setzt aber weiter auf Mietsteigerungen und Gewinnen aus Abrechnungen.“ Roeser fordert, dass Vonovia die Überschüsse in die Instandsetzung und energetische Sanierung investiere, ohne die Mieter am Ende stärker zu belasten.“

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Unmut verlautet auch vom Mieterbund NRW. „Die immensen Gewinne und Dividendenzahlen waren schon immer unerhört“, reagiert der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke auf die glänzende Bilanz von Vonovia und fordert: „Das fortzuführen, trotz Corona und Krise zeigt: Da gehört ein Deckel drauf.“ Witzke verweist auf Kurzarbeit, Jobverlust und Existenzängste von Selbstständigen. „Mieterinnen und Mieter müssen oftmals seit Monaten die Miete aus ihren Ersparnissen bezahlen“, meint der Mieterschützer.