Bochum. Vonovia will Gehälter der Führungskräfte an die Einsparung von CO2 knüpfen. Mieten steigen langsamer. Dennoch verdient der Bochumer Konzern mehr.
Deutschlands größter Vermieter Vonovia will die Vergütung seiner Führungskräfte künftig an die Einhaltung der selbst formulierten Klimaziele knüpfen. „Wir meinen es ernst“, sagte Rolf Buch, Chef des Bochumer Dax-Konzerns, am Mittwoch. „Wenn wir die Klimaziele nicht erreichen, werden wir das in unserem Portmonee spüren.“
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In trockenen Tüchern ist Buchs Plan freilich noch nicht. Im Dezember muss der Aufsichtsrat zustimmen und im Mai 2021 die Hauptversammlung. Denn der Vonovia-Chef will neben den finanziellen Kennzahlen wie Umsatzerlöse und Gewinn künftig gleichberechtigt einen sogenannten Nachhaltigkeits-Performance-Index ausweisen, der die Aktivitäten des Unternehmens abseits der finanziellen Lage abbildet.
Einsparung von CO2 und Modernisierungen
In den Index sollen die jährlich erzielte CO2-Einsparung im Gebäudebestand, der jeweilige Anteil energieeffizienter Neubauten sowie altersgerecht modernisierter Wohnungen, die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und der Frauenanteil im Top-Management einfließen. „Wir wollen in der Branche mit gutem Beispiel vorangehen“, kündigte Buch an.
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Der Vonovia-Chef ist seit geraumer Zeit dabei, das ökologische Image des Bochumer Konzerns aufzupolieren. So forderte er die Immobilien-Branche, aber auch die Politik wiederholt auf, Wohngebäude schneller als bisher energetisch zu sanieren. Häuser tragen bis zu 40 Prozent zum globalen CO2-Ausstoß bei. In Anlehnung an das Pariser Klimaabkommen hat sich auch Deutschland dazu verpflichtet, spätestens bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu sein. Buch mahnt: „Die Umweltveränderungen werden weitaus mehr Folgen haben als die Pandemie. Es wird sehr ernst für uns alle.“
Neun Prozent mehr Gewinn seit Januar
Die Corona-Krise hat der Vermieter bislang ohne sichtbare Spuren bewältigt. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erzielte Vonovia einen operativen Gewinn von etwas mehr als einer Milliarde Euro. Das waren rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu trugen höhere Mieten, der Zukauf der schwedischen Firma Hembla sowie der Neubau bei. Die Mieteinnahmen stiegen um knapp zwölf Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.
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Gleichwohl betonte Buch, dass die Mieten in diesem Jahr nicht so stark stiegen wie zuvor. Vor allem die niedrigere Fluktuation unter den Mietern in den rund 354.000 Wohnungen in Deutschland, die den Umbau erschwert, die Verlängerung der Vergleichsperiode auf sechs Jahre für die Festlegung des Mietspiegels sowie der Berliner Mietendeckel führten nach seiner Einschätzung zu einem geringeren Mietwachstum. So lag die marktbedingte Steigerung der Miete bei 0,8 Prozent. In Folge von Investitionen in die Modernisierung von Wohnungen lag das Plus bei 2,2 Prozent.
Corona: Buch will Mietern weiter entgegenkommen
Auch für das Gesamtjahr 2020 erwartet Vonovia eine „verhaltene Mietentwicklung“. Die monatliche Nettokaltmiete von Vonovia betrug in Deutschland Ende September 2020 durchschnittlich 6,91 Euro pro Quadratmeter. Konzernchef Buch sagte seinen Kunden Entgegenkommen auch im aktuell laufenden Shutdown zu. „Unser Versprechen aus dem Frühjahr besteht fort. Wir werden mit allen Mietern bei Problemen gemeinsam eine Lösung finden“, sagte er.
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Buch bestätigte die Prognose des Dax-Konzerns für das gesamte Jahr 2020. Vonovia werde beim operativen Gewinn die geplante Spanne von 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro erreichen. Seinen Aktionären stellte er für 2020 eine Dividende in Höhe von 1,69 Euro je Aktie in Aussicht – zwölf Cent mehr als ein Jahr zuvor. 2021 will Vonovia noch mehr verdienen. Buch prognostiziert ein operatives Ergebnis von 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von bis zu elf Prozent im Vergleich zum erwarteten Ergebnis für 2020. 1,6 Milliarden Euro will Vonovia in Modernisierung und Neubau investieren.
>>> Auch LEG legt ökologische und soziale Ziele fest
Einen höheren Stellenwert will auch Nordrhein-Westfalens größter Vermieter, die LEG, sozialen und ökologischen Themen einräumen. Vorstandsvorsitzender Lars von Lackum hatte im März angekündigt, dass sich die Gehälter der Vorstände künftig auch an nachhaltigen Zielen wie Einsparung von Klimagasen, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung orientieren solle.
Nach Angaben eines LEG-Sprechers will der Aufsichtsrat exakte Kriterien festlegen, die mit dem Geschäftsbericht für 2020 veröffentlicht werden sollen.