Düsseldorf. Der Großhändler Metro setzt auf eine rasche Wiedereröffnung der Gastronomie. Die Aktie erholt sich nur langsam. Keine Abfindung für Ex-Chef Koch.

Die virtuelle Hauptversammlung beginnt mit einem emotionalen Film: Die Metro zeigt Bilder von unbeschwerten Feiern in Kneipen und genussvollen Essen in Restaurants. Danach der Kontrast: hochgestellte Stühle und Zapfhähne, aus denen kein Bier mehr fließt – und das bereits seit dem 1. November.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/metro-lockdown-kostet-400-millionen-euro-im-monat-id231546837.htmlDer Lockdown der Gastronomie trifft die Metro hart, ist sie doch seit dem vergangenen Sommer mit dem Verkauf der SB-Warenhauskette Real ein reiner Großhändler. Hotels und Gaststätten sind ihre Kernkundschaft geworden. Interimschef Christian Baier lässt aber keinen Zweifel daran, dass die Strategie auch in Pandemiezeiten richtig sei. „Wir glauben an unsere Kunden. Wir kämpfen für unsere Kunden. Gemeinsam mit unseren Kunden ist Metro erfolgreich”, sagt er kämpferisch.

„Zügig vom ersten Lockdown erholt“

Baier setzt darauf, dass der noch laufende zweite Lockdown so enden wird wie der erste im Frühjahr 2020. „Metro hat sich sehr zügig von den Folgen des ersten Lockdowns erholt hat”, erklärt der Finanzvorstand und zeigt sich optimistisch, dass die Gastronomie durch neue Digital- und Lieferangebote nun krisenfester aufgestellt sei. „Viele Wettbewerber hat es härter getroffen”, meint Baier im Hinblick auf die Großhandelsbranche und setzt auf eine baldige Wiedereröffnung der Restaurants. „Wir haben lange genug von der Tiefkühlpizza gelebt”, so Baier.

https://www.waz.de/wirtschaft/metro-chef-koch-erwartet-neuen-boom-fuer-die-gastronomie-id231141472.htmlNachdem der Düsseldorfer Handelsriese das von Corona geprägte Quartal von Oktober bis Dezember 2020 ohne größere Blessuren überstanden hatte, erholt sich allmählich auch der Aktienkurs. Nach dem Tiefpunkt von 7,46 Euro Anfang Dezember liegt das im MDax gehandelte Papier inzwischen stabil bei 10,50 Euro, ist aber immer noch weit entfernt von jenen 16 Euro vor Ausbruch der Pandemie. „Der Aktienkurs ist nicht befriedigend”, räumt Baier ein, sieht aber Anlass zu Optimismus. Er kündigt an, dass die Aktionäre immerhin mit einer Dividende von 70 Cent pro Aktie rechnen können.

Dividende von 70 Cent pro Aktie „kleines Trostpflaster“

„Das ist zumindest ein kleines Trostpflaster für die verbesserungswürdige Entwicklung des Kurses der Metro-Aktie“, kommentiert Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sie kritisiert allerdings, dass die Ausschüttung nicht aus dem operativen Geschäft stamme, sondern aus den Erlösen des Verkaufs von Real und der Mehrheit am China-Geschäfts.

https://www.waz.de/wirtschaft/wuerth-manager-steffen-greubel-wird-neuer-chef-der-metro-id231512025.htmlDer Aufsichtsratsvorsitzende Steinemann bestätigte, dass der Ende 2020 ausgeschiedene Metro-Chef Olaf Koch und Finanzvorstand Christian Baier für die erfolgreiche Partnersuche in China eine Sondervergütung erhielten. Über die Höhe machte er keine Angaben. Koch, der auf eigenen Wunsch die Metro verließ, habe keine Abfindung erhalten.

Baier kündigte an, dass die Metro ihr digitales Geschäft weiter ausbauen und das Sortiment mit nachhaltig und biologisch produzierten Lebensmitteln deutlich erweitern werde. Fragen der Aktionäre nach der künftigen Strategie blieben weitgehend unbeantwortet. Der neue Vorstandsvorsitzende Steffen Greubel, der noch für den Werkzeugmaschinen-Hersteller Würth tätig ist, soll sein Amt in Düsseldorf am 1. Mai antreten.