Duisburg/Essen. Kurz vor der drohenden Schließung der Duisburger Thyssenkrupp-Grobblechproduktion hofft der Betriebsrat auf neue Gespräche zum Verkauf des Werks.
Angesichts der drohenden Schließung des Thyssenkrupp-Grobblechwerks in Duisburg sucht der Betriebsrat das Gespräch mit dem neuen Chef der saarländischen Stahlindustrie, Karl-Ulrich Köhler. „Unsere Tür für Gespräche steht immer offen“, sagte Mehmet Göktas, der Betriebsratschef am Standort Hüttenheim, unserer Redaktion. „Wir haben mit Interesse verfolgt, wie sich Herr Köhler zu unserem Werk geäußert hat.“ Seine Worte seien „sehr gut angekommen“ am Standort.
Der ehemalige Thyssenkrupp-Stahlchef Köhler, der überraschend die Führung der Stahlwerke Dillinger Hütte und Saarstahl übernimmt, hatte Ende vergangener Woche angedeutet , sich mit einer möglichen Übernahme der Grobblech-Produktion befassen zu wollen. Zuvor war bekannt geworden, dass die Gespräche mit potenziellen Bietern für das Werk mit rund 800 Arbeitsplätzen zu keinem Ergebnis geführt haben. Der Thyssenkrupp-Vorstand will den Standort im September 2021 schließen , sollte sich bis Ende des Jahres kein Investor finden. „Die Zeit drängt“, betonte Göktas.
Thyssenkrupp-Betriebsrat: „Wir können das Ding hier drehen“
Die Dillinger Hütte im Saarland ist eigenen Angaben zufolge Marktführer in Europa beim Grobblech. „Unsere Produkte ergänzen sich optimal“, urteilte Göktas. „Während die Dillinger Hütte stark in der Produktion für Pipelines ist, liefern wir insbesondere für Kunden aus dem Schiffs-, Anlagen- oder Kesselbau.“Der Standort Hüttenheim habe „unter Fehlentscheidungen und mangelnden Investitionen in der jüngeren Vergangenheit sehr gelitten“, sagte der Arbeitnehmervertreter. „Aber es sind auch Potenziale vorhanden. Wir können mit bestimmten Investitionen viel erreichen. Wir können das Ding hier drehen.“
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Die Äußerungen von Köhler hätten „Hoffnungen geschürt und Erwartungen geweckt“, gab Göktas zu bedenken. „Die Mannschaft hängt am Standort und ist bereit, sich reinzuhängen. Es wäre aber fatal und verantwortungslos, mit den Gefühlen der Leute zu spielen. Das werden wir auch nicht zulassen. Wenn es hieße, es gibt Ankündigungen und danach kommt nichts, wäre das schlimm.“
Grobblech-Werk ist Teil der Thyssenkrupp-Einheit „Multi-Tracks“
Das traditionsreiche Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim mit rund 800 Arbeitsplätzen ist Teil der Thyssenkrupp-Einheit „Multi-Tracks“, in der Geschäfte mit rund 20.000 Mitarbeitern gebündelt sind. Der Vorstand um Konzernchefin Martina Merz spricht von Bereichen, in denen es „keine nachhaltigen Zukunftsperspektiven“ innerhalb der Thyssenkrupp-Gruppe gebe.
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Auch die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg dürften von der Schließung der Grobblech-Produktion betroffen sein, schließlich ist HKM – ein Gemeinschaftsunternehmen der beiden deutschen Konzerne Thyssenkrupp und Salzgitter mit dem französischen Unternehmen Vallourec – über enge Lieferbeziehungen mit dem benachbarten Werk verbunden.