Düsseldorf/Essen. Thyssenkrupp-Chefin Merz zeigt sich offen für eine Staatsbeteiligung an der Stahlsparte. Auch Ministerpräsident Laschet äußert sich zum Thema.
Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz hat sich offen für eine Staatsbeteiligung an der angeschlagenen Stahlsparte mit ihren rund 27.000 Beschäftigten gezeigt. „Eine Staatsbeteiligung ist eine Option“, sagte Merz am Montag am Rande eines Spitzengesprächs mehrerer Konzerne zum Thema Wasserstoff bei der NRW-Landesregierung. An dem Treffen nahmen auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) teil. Ihr Ziel sei eine „langfristige Lösung für Thyssenkrupp“, betonte Vorstandschefin Merz. „Wir möchten sanieren und transformieren“, sagte sie mit Blick auf die aktuell schwierige Situation sowie langfristige Ziele zum Aufbau einer klimafreundlichen Stahlproduktion auf Basis von Wasserstoff statt Kohle.
Auf Spekulationen über Partnerschaften oder Fusionen und eine mögliche Staatsbeteiligung am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp reagierte Merz mit den Worten: „Man kann sich auch eine Kombination von Optionen vorstellen.“ Sie wolle das Thema „nicht so diskutieren, als gäbe es nur das eine oder das andere“.
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Angesichts der Krise von Thyssenkrupp hatten führende Arbeitnehmervertreter Alarm geschlagen und einen Einstieg des Staates beim größten deutschen Stahlkonzern gefordert. Für Freitag (16. Oktober) plant
die IG Metall eine Großkundgebung mit rund 3000 Teilnehmern in der Nähe der NRW-Staatskanzlei in Düsseldorf. „Wir brauchen jetzt einen Schutzschirm“, sagte Stahl-Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol in der vergangenen Woche. Er forderte NRW-Ministerpräsident Laschet eindringlich dazu auf, schnell den Weg für eine Staatsbeteiligung zu ebnen.
Laschet nennt Staatseinstieg derzeit „nicht das prioritäre Thema“
Laschet sagte nach dem aktuellen Spitzengespräch zum Thema Wasserstoff in Düsseldorf, zum jetzigen Zeitpunkt sei ein Staatseinstieg aus seiner Sicht „nicht das prioritäre Thema“. Im Vordergrund stehe, der Stahlindustrie in Deutschland bei dem anstehenden Umstieg zu helfen – auch im großen Umfang. „Staatliche Mittel werden erforderlich sein“, betonte Laschet. Dies sei bereits bei seinem Besuch mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor wenigen Wochen in Duisburg ein Thema gewesen.
„Alle Lösungen ohne Staatsbeteiligung sind besser, weil Politiker selten die besseren Unternehmer sind“, gab Laschet zu bedenken. Er hob zugleich hervor, die Beschäftigten unterstützen zu wollen. Mit Arbeitnehmervertretern von Thyssenkrupp stehe die Landesregierung „im Dauerkontakt“.
Spitzengespräch zum Wasserstoff mit Thyssenkrupp, RWE und Evonik
Thyssenkrupp-Chefin Merz sagte in Düsseldorf, das Unternehmen wolle „so schnell wie möglich“ die Stahlproduktion auf klimafreundliche Verfahren umstellen. „Die Transformation ist sehr teuer“, erklärte Merz. Thyssenkrupp allein rechne beim heutigen Niveau der Produktion mit Kosten in Höhe von rund zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2050. Die finanziellen Mittel in der Branche sind knapp und die Stahlkonzerne in der Corona-Krise erheblich unter Druck geraten. „Die Stahlindustrie insgesamt ist in einer schwierigen Situation“, beschrieb Thyssenkrupp-Chefin Merz die Lage. „Das betrifft nicht nur uns.“
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Die NRW-Landesregierung hatte am Montag die Chefs mehrerer großer Unternehmen zu einem branchenübergreifenden Strategiegespräch eingeladen. An dem Treffen nahmen neben Ministerpräsident Laschet und Thyssenkrupp-Chefin Merz auch RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, der Evonik-Vorstandsvorsitzende Christian Kullmann und NRW-Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff teil.