Düsseldorf. Der Metro-Vorstand lehnt das neuerliche Übernahmeangebot des Milliardärs Křetínský ab. Der Kampf um die Macht im Handelskonzern entbrennt erneut.

Die Nachricht, die am Sonntagabend nach 21 Uhr bekannt wurde, überraschte selbst Aufsichtsrat und Vorstand der Metro: Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský will es noch einmal wissen und seinen Einfluss beim Düsseldorfer Handelsriesen ausbauen. Aber wie schon bei seinem ersten Versuch im Sommer 2019, die Metro zu übernehmen, stößt Křetínský auch 13 Monate später auf Widerstand.

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Křetínský gilt als umtriebiger Geschäftsmann: Er ist bei der britischen Post Royal Mail eingestiegen, hat Anteile am deutschen Medienkonzern Pro Sieben/Sat1 und betreibt ostdeutsche Braunkohlekraftwerke. 2018 kam der Milliardär mit dem Duisburger Familienunternehmen Haniel ins Geschäft, das ihm in zwei Schritten den größten Teil seiner Metro-Aktien verkaufte. Inzwischen besitzt Křetínský exakt 29,99 Prozent der Anteile am Handelskonzern.

Gründeraktionäre wehrten Übernahme ab

Doch das reicht ihm offenbar nicht. Im vergangenen Sommer unternahm seine EP Global Commerce GmbH (EPGC) den Versuch, die Metro ganz zu schlucken. Doch Aufsichtsrat, Vorstand und vor allem die Gründungsaktionäre Meridian Stiftung der Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck sowie die Otto Beisheim Stiftung ließen Křetínský abblitzen. Sein Angebot von 16 Euro pro Aktie war ihnen zu niedrig, und Metro-Chef Olaf Koch warnte seinerzeit davor, den Eigentümerwechsel über Schulden zu finanzieren.

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In der Nacht zu Montag startete Křetínský nun einen zweiten Versuch, seinen Einfluss bei der Metro auszuweiten und holte sich gleich die nächste Abfuhr. „Der Vorstand ist fest davon überzeugt, dass das Angebot das Unternehmen erheblich unterbewertet“, teilte die Metro am Montag-Vormittag mit und forderte ihre Aktionäre auf, „keine Maßnahmen zu ergreifen“, bis das Angebot der EPGC intensiv geprüft worden sei. Der Metro-Vorstand verweist darauf, dass die von Křetínský offerierten 8,48 Euro je Stammaktie und 8,87 Euro je Vorzugsaktie gerade einmal die gesetzlichen Mindestangebotspreise widerspiegelten.

Vorstandschef Olaf Koch geht vorzeitig

Der Schachzug des Milliardärs trifft die Metro gleichwohl in einer sensiblen Phase. Vorstandschef Koch will Ende des Jahres vorzeitig aus dem Unternehmen ausscheiden. Im Gespräch mit unserer Redaktion im August hatte Koch im Hinblick auf den im Juni vollzogenen Verkauf der SB-Warenhauskette Real und der Fokussierung auf das Großhandelsgeschäft erklärt: „Der Umbau der Metro ist jetzt abgeschlossen.“

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Eine Formulierung, die bei EPGC wohl auf Unverständnis gestoßen sein mag. Der größte Aktionär sieht Nachholbedarf beim Online-Geschäft der Metro und kann sich vorstellen, die Großmärkte auch für Endkunden zu öffnen. Das lehnte Koch bislang ab. Unzufrieden ist Křetínský aber vor allem mit den wirtschaftlichen Kennzahlen. Nach dem Corona-Lockdown stürzte die Metro-Aktie auf acht bis neun Euro ab. Vor einem Jahr war sie fast das Doppelte wert.

Metro-Aktie in der Corona-Krise abgestürzt

„Wenn Sie heute nüchtern auf das Unternehmen – und nicht nur auf den Aktienkurs – blicken, sehen Sie, dass sich unsere Erwartungen in die Geschäftsentwicklung erfüllt haben“, sagte Koch jüngst der „Wirtschaftswoche“ und betonte, dass er die Ablehnung des Übernahmegesuchs von Kretinsky im vergangenen Jahr nicht bereue. „Ich würde die Entscheidung wieder so treffen“, so Koch.

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Die aktuelle Runde im Poker um die Macht bei der Metro fällt jedoch bescheidener aus. EPGC kündigte jetzt lediglich an, ihr Aktienpaket aufstocken zu wollen. Um einem Pflichtangebot zu entgehen, dass fällig würde, wenn der Anteil die 30-Prozent-Marke übersteigt, greift Kretinsky nun zum Instrument des „öffentlichen Angebots“. Man gehe „nicht davon aus, nach dem Vollzug des Übernahmeangebots mehr als 50 Prozent der Stimmrechte zu halten“, heißt es in der Erklärung. Ein gewichtiges Wort mitzureden bei der Metro hätte Kretinsky dann dennoch – auch bei der Frage, wer Nachfolger von Vorstandschef Olaf Koch wird.