Essen. Der Revierkonzern Evonik greift erneut in den USA zu. Diesmal kauft Evonik eine Firma, die in Raffinerien und der Petrochemie-Branche aktiv ist.

Auch in der Corona-Krise setzt der Essener Chemiekonzern Evonik seine Einkaufstour in den USA fort. Für 210 Millionen US-Dollar – umgerechnet rund 178 Millionen Euro – kauft Evonik das Unternehmen Porocel mit Sitz im texanischen Houston. Der Revierkonzern sichert sich damit eigenen Angaben zufolge den Marktzugang zu Großkunden wie Raffinerien und Petrochemie-Betrieben. Die US-Firma Porocel, die künftig von Evonik kontrolliert wird, ist unter anderem bei der Wiederaufbereitung von gebrauchten Entschwefelungskatalysatoren aktiv.

Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann sieht in dem Zukauf einen weiteren Schritt „in der strategischen Weiterentwicklung“ des Essener Unternehmens, der vor 14 Jahren aus dem RAG-Konzern entstanden ist. Kullmann hatte bei seinem Start als Vorstandschef im Frühjahr 2017 das Ziel ausgegeben, er wolle aus dem Konzern, in dem Traditionsfirmen wie Degussa, Goldschmidt und Hüls aufgegangen sind, „den besten Spezialchemiekonzern der Welt machen“.

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Das US-Unternehmen Porocel verfüge über eine Technologie zur effizienten Regenerierung von Entschwefelungskatalysatoren. Diese würden im wachsenden Markt für schwefelarme Kraftstoffe verstärkt nachgefragt, erklärte Evonik-Spartenchef Claus Rettig. Im Vergleich zur Produktion eines neuen Katalysators entstünden bei der Wiederaufbereitung bestehender Anlagen deutlich weniger Emissionen des Klimagases Kohlendioxid.

Zu Porocel gehören weltweit mehr als 300 Mitarbeiter und Produktionsanlagen in den USA, in Kanada, Luxemburg und Singapur, wie Evonik berichtete. Im vergangenen Geschäftsjahr habe Porocel einen Umsatz von rund 100 Millionen Dollar sowie einen Betriebsgewinn in Höhe von rund 23 Millionen Dollar erzielt. Die Marge liegt entsprechend bei rund 23 Prozent – und damit über dem Ziel von 18 bis 20 Prozent, das Evonik unlängst ausgegeben hat. Bislang befindet sich die US-Firma in den Händen von drei Privatleuten, die an Evonik dem Vernehmen nach sämtliche Anteile übertragen wollen.

Bereits Milliarden für Firmenzukäufe in den USA ausgegeben

Im Februar konnte Evonik nach einer Hängepartie aufgrund wettbewerbsrechtlicher Bedenken den US-amerikanischen Wasserstoffperoxid-Hersteller PeroxyChem übernehmen. Für den Revierkonzern war PeroxyChem bereits der dritte Zukauf in den USA innerhalb kurzer Zeit. Zuvor hatte Evonik das Silica-Geschäft des US-Familienunternehmens JM Huber sowie Teile des Konzerns Air Products übernommen – eine milliardenschwere Einkaufstour.

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„Evonik muss internationaler werden und die regionale Präsenz in unseren Kernmärkten Amerika, Asien und Europa stärken“, hatte Evonik-Chef Kullmann betont. „So wollen wir uns unabhängiger machen von konjunkturellen Schwankungen oder Protektionismus. Wir wappnen uns gegen die Folgen von Handelskonflikten in den unterschiedlichen Weltregionen, wenn wir in den jeweiligen Märkten über mehr Kapazitäten und Kraft verfügen.“