Essen. Millionenschwere Übernahme von Evonik: Der Konzern darf nach einer langen Hängepartie den Wasserstoffperoxid-Hersteller Peroxychem kaufen.

Nach zwischenzeitlichem Widerstand von US-Wettbewerbshütern ist der Essener Chemiekonzern Evonik doch noch mit seinen Übernahmeplänen für den amerikanischen Wasserstoffperoxid-Hersteller Peroxychem erfolgreich. „Das ist ein sehr guter Tag für Evonik“, sagte Evonik-Chef Christian Kullmann.

Ursprünglich wollte Evonik die Transaktion bereits bis Mitte vergangenen Jahres abschließen, doch die US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) machte dem Revierkonzern einen Strich durch die Rechnung. Die FTC führte Sorgen um den Wettbewerb als Begründung für ihr Veto an. In Konzernkreisen wurde die Befürchtung geäußert, möglicherweise könnten politische Gründe den Ausschlag für das Veto der US-Behörde gegeben haben. Vor Gericht konnte sich Evonik nun nach einer monatelangen Hängepartie durchsetzen.

Evonik setzt sich vor Gericht durch

Das zuständige Gericht in Washington D.C. habe die Klage der FTC gegen das Vorhaben abgewiesen, teilte Evonik mit. Der Essener Chemiekonzern zahlt für die Übernahme nach eigenen Angaben rund 640 Millionen Dollar – umgerechnet etwa 580 Millionen Euro – an den Finanzinvestor One Equity Partners.

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Die Einigung mit dem bisherigen Eigentümer hatte Evonik bereits im November 2018 verkündet. Der Kaufpreis habe sich – wie vertraglich vereinbart – auf 640 Millionen statt der ursprünglich angekündigten 625 Millionen US-Dollar erhöht, erklärte Evonik.

„Durch die Übernahme eröffnen wir uns nun vor allem im Markt für umweltfreundliche Desinfektionslösungen zusätzliches Wachstumspotenzial“, sagte Evonik-Vorstandschef Kullmann. Als kartellrechtliche Auflage werde nun der Peroxychem-Standort in Prince George (British Columbia, Kanada), „zu gegebenen Zeit“ verkauft, erklärte das Unternehmen.

Chemikalien unter anderem für die Wasseraufbereitung

Wasserstoffperoxid kommt unter anderem in der Wasseraufbereitung und bei der Herstellung von Halbleitern zum Einsatz. Mit Wasserstoffperoxid erreichte Evonik bereits vor der Verkündung der Übernahmepläne einen Jahresumsatz von rund 350 Millionen Euro. Mit dem US-Unternehmen soll eine ähnliche Größenordnung hinzukommen.

Die Wurzeln von Peroxychem reichen über 100 Jahre zurück, heißt es in einer Mitteilung von Evonik. Das Unternehmen ist in Philadelphia (Pennsylvania) ansässig und beschäftigt weltweit etwa 600 Mitarbeiter. Die acht Produktionsstandorte liegen überwiegend in Nordamerika sowie darüber hinaus in Deutschland, Spanien und Thailand.

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Weltweit beschäftigt Evonik mehr als 32.000 Mitarbeiter, 12.500 davon in NRW. Große Standorte befinden sich in Essen und Marl. Die Chemiebranche steht unter anderem wegen internationaler Handelskonflikte, der Unsicherheit um den Brexit und einer rückläufigen Nachfragen von Kunden wie beispielsweise Autoherstellern unter Druck.

Die Produktpalette des BVB-Sponsors Evonik ist breit: Erzeugnisse des Revierkonzerns tragen Unternehmensangaben zufolge unter anderem dazu bei, Windeln saugfähiger, Autoreifen spritsparender, Flugzeuge leichter oder Autolacke kratzfester zu machen. Das Geschäft mit Tierernährung – unter anderem in der Hühnerzucht – gehört zu den wichtigen Sparten von Evonik.