Düsseldorf. Metro-Chef Olaf Koch geht – aus freien Stücken, wie er betont. Er sieht den Umbau des Konzerns abgeschlossen und für die Corona-Krise gerüstet.
Es war im August 2019, als der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky seinen Plan aufgeben musste, den Düsseldorfer Handelsriesen Metro zu übernehmen. Er war am Widerstand der Gründungsaktionäre Otto-Beisheim-Stiftung und Meridian-Stiftung gescheitert. Aber auch am klugen Taktieren des Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch. Ein Jahr später kündigt der Manager seinen Rückzug von der Metro-Spitze an - just zu dem Zeitpunkt, an dem Kretinsky rein rechtlich einen neuerlichen Übernahmeversuch starten könnte.
Olaf Koch weist die Vermutungen zurück, dass sein vorzeitiger Rückzug im Zusammenhang mit möglichen Meinungsverschiedenheiten mit Kretinsky stehe. „Meine Entscheidung habe ich völlig unabhängig von Herrn Kretinsky getroffen. Wir haben uns mehrfach getroffen und konstruktiv miteinander gesprochen“, sagte der 50-Jährige am Sonntag im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Der Milliardär und seine EPGC-Holding halten nach der Übernahme des Haniel-Aktienpakets 29,99 Prozent an der Metro und sind damit nach Beisheim und Meridian der größte Aktionär. Würde Kretinsky die 30-Prozent-Marke überschreiten, müsste er automatisch ein neues Übernahmeangebot vorlegen. In Branchenkreisen gilt der Düsseldorfer Handelskonzern mit seiner Präsenz in 34 Ländern der Welt längst als Übernahmekandidat. Im März hatte es Gerüchte gegeben, dass der US-Lebensmittellieferant Sysco ein Auge auf die Metro geworfen habe. Doch dann kam die Corona-Krise.
Kretinskys Übernahmeversuch war gescheitert
Ob Kretinsky einen weiteren Übernahmeversuch starten wird und welche Chancen er hätte, ist ungewiss. „Mit den beiden Gründungsaktionären Meridian Stiftung und Otto-Beisheim-Stiftung hatte ich immer zwei Koalitionspartner, die im Aufsichtsrat ein Bollwerk waren. Dafür bin ich sehr dankbar“, verweist Koch auf die Abwehr im vergangenen Jahr.
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Der tschechische Multi-Unternehmer ist kein bequemer Partner. Er hat zuletzt mehr Tempo des Unternehmens beim Umbau zum reinen Großhändler und eine bessere Online-Präsenz gefordert und mit der Öffnung der Metro-Filialen auch für nicht gewerbliche Kunden geliebäugelt. Während des Shutdowns hatte die NRW-Landesregierung dafür für einige Wochen eine Ausnahmegenehmigung erteilt, um Supermärkte und Discounter zu entlasten.
Koch gegen Öffnung der Metro-Märkte für Endkunden
Ein dauerhafter Einstieg ins Endkunden-Geschäft ist für Koch indes keine Option. „Die Metro sollte sich weiterhin auf Profi-Kunden konzentrieren. Wir sind kein SB-Warenhaus. Es wäre falsch, wenn wir dazu zurückkehren würden“, mahnt er. Gerade erst hatte sich Koch auch aus diesem Grund von der Mehrheit am Geschäft in China getrennt. Dort brauchen Metro-Kunden keinen Gewerbeschein.
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Mit dem Verkauf der kriselnden SB-Warenhauskette Real an den russischen Investor SPC sieht sich Koch am Ziel seiner Strategie, die Metro zu ihren Wurzeln zurückzuführen, dem Großhandelsgeschäft, das in den 60er Jahren mit den ersten Filialen in Mülheim und Essen begonnen hatte. „Real war die schwierigste Transaktion. Der Verkauf ist im Juni trotz Corona gelungen. Der Umbau der Metro ist jetzt abgeschlossen“, zieht der scheidende Manager Bilanz.
Kaufhof und Real verkauft – Media Markt und Saturn ausgegliedert
Als der damalige Finanzchef im Jahr 2012 den Vorstandsvorsitz der Metro übernahm, war der Konzern noch ein buntes Handelskonglomerat und hoch verschuldet. Im Laufe der Zeit verkaufte Koch die Ketten Galeria Kaufhof und Real und gliederte die Elektronikketten Media Markt und Saturn unter dem Dach des neu gegründeten Unternehmens Ceconomy aus. Die Verschuldung der Metro drückte Koch um sieben Milliarden Euro.
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In das schwierige Handelsgeschäft musste sich Koch bei seinem Wechsel in den Metro-Vorstand 2009 erst einmal einfinden. Wie es sich für einen Wahl-Stuttgarter gehört, hatte der Diplom-Betriebswirt seine Karriere 1994 beim Autobauer Daimler begonnen. Nach einem zweijährigen Ausflug zur Beteiligungsberatung Permira kam Koch als Finanzvorstand zur Metro und wurde 2012 Vorstandsvorsitzender. Sein Vertrag in Düsseldorf läuft eigentlich bis März 2022. „Im Urlaub habe mich mir lange Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es Zeit ist, an einen Nachfolger zu übergeben“, erzählt er. „Die Entscheidung ist mir brutal schwer gefallen, weil ich die Mitarbeiter, die Kunden und unser Geschäft liebe.“
Metro-Aktie nach Corona im Keller
Ein Wermutstropfen bleibt die Metro Aktie. Koch versucht da gar nicht erst, etwas zu beschönigen: „Der Börsenkurs der Metro-Aktie ist sehr viel niedriger als vor einem Jahr. Der Grund dafür ist aber die Corona-Krise. Wir haben uns besser entwickelt als die Wettbewerber“ betont er. Ein bisschen Zeit, die Aktie aus dem Acht-Euro-Tal zu holen, bleibt Koch und kündigt an: „Ich bleibe bis zum Jahresende und habe mir noch keinen neuen Job gesucht.“
NRW und dem Ruhrgebiet will der scheidende Metro-Chef ohnehin verbunden bleiben. „Ich bin ein absoluter Düsseldorf-Fan, Anhänger des BVB Dortmund und westfälisch geprägt.“
>>> Gründungsgesellschafter danken Koch
Der Metro-Aufsichtsrat hat am Sonntag der Auflösung von Olaf Kochs Vertrag zum Jahresende zugestimmt. Über ein Verfahren zur Suche eines Nachfolgers will das Präsidium am Montag beraten.
Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Steinemann würdigte Kochs Leistung. Er habe die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Metro „bisher stabil durch die schwierige Covid-19-Zeit gekommen“ sei.
Die Gründungsgesellschafter Meridian und Beisheim dankten Koch dafür, dass er die Metro„mit konsequenten und mutigen Entscheidungen wieder auf die klare strategische Positionierung eines reinen Großhändlers zurückgeführt“ habe.