Düsseldorf. Die Corona-Krise lockt Gastronomen und Kleinunternehmer in die Metro-Märkte. Warum das bequeme Belieferungsgeschäft plötzlich lahmt.
Experten hatten den traditionellen Großmarkt, in dem man so gut wie alles kaufen kann, bereits als Relikt der Vergangenheit abgestempelt. In der Corona-Krise spürt die Metro jetzt aber, dass ihre 679 Filialen durchaus Anziehungskraft haben. Gastronomen kaufen lieber kurzfristig im Laden für den Abend ein und verzichten auf die Bestellung einige Tage im voraus. Von April bis Juni brach das Belieferungsgeschäft um fast 50 Prozent ein. „In unseren Märkten sind sie flexibler“, sagt Metro-Chef Olaf Koch. Denn trotz aller Lockerungen essen die Gäste aus Angst vor einer Ansteckungsgefahr weiterhin lieber auf der Terrasse unter freiem Himmel. Dafür muss aber das Wetter mitspielen.
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Es gibt einen zweiten Grund, warum großflächige Märkte seit Ausbruch des Coronavirus wieder angesagt sind: In breiten Gängen können Kunden besser Abstand halten als in engeren Lebensmittelgeschäften mit kleineren Sortimenten. „Freiberufler, Handwerker oder Steuerberater, die wir seit Jahren nicht gesehen haben, entdecken die Metro wieder“, sagt Koch und führt die anhaltende Entwicklung auf den „Faktor sicheres Einkaufen“ zurück.
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Obwohl sich die Metro zuletzt auf Gastronomen und Hoteliers konzentriert hatte, spielt das Geschäft mit Gewerbetreibenden eine bedeutende Rolle. Laut Koch liegt ihr Anteil weltweit bei 30 Prozent, in Deutschland sogar bei 41 Prozent. Einen Strategiewechsel plant der Vorstandsvorsitzende trotz des Zustroms nicht . „Wir werden kein SB-Warenhaus-Sortiment wie in der Vergangenheit mehr anbieten“, kündigt er an.
Metro-Chef: Keine dauerhafte Öffnung für Endkunden
Auch eine dauerhafte Öffnung seiner Märkte für Endkunden kommt für Koch nicht in Betracht. „Das Thema werden wir nicht verfolgen“, betont er. Im Frühjahr, als Supermärkte und Discounter während des Shutdowns aus allen Nähten platzten und Hamsterkäufe um sich griffen, sei man „der Bitte der Behörden“ gefolgt und habe die Metro-Märkte unter anderem in NRW für einige Wochen auch für Verbraucher ohne Metro-Karte geöffnet. Dauerhaft will Koch dahin nicht zurück.
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Zumal er sich im Juni gerade erst endgültig von der kriselnden SB-Warenhaustochter Real getrennt hatte. Der Verkauf an den russischen Investor SCP spülte aber weniger Geld in die Metro-Kasse als geplant. Im Gespräch mit Journalisten berichtete Finanzvorstand Christian Baier am Donnerstag von 300 Millionen. Bei der Anbahnung des Deals im Dezember 2019 war die Metro noch von Nettozuflüssen in Höhe einer halben Milliarde Euro ausgegangen.
Im April 150 Millionen Euro Umsatz pro Woche verloren
Obwohl das Dauerproblem Real gelöst ist und die Metro nach Kochs Einschätzung gut durch die Pandemie gekommen ist, hat der Konzern wirtschaftliche Blessuren davon getragen. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20, in das der Shutdown mit weitgehend geschlossener Gastronomie fiel, ging der Umsatz der Metro um 17,5 Prozent zurück. „Im April haben wir 150 Millionen Euro pro Woche verloren“, sagt Finanzvorstand Beier.
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Inzwischen sieht Metro-Chef Koch wieder einen „deutlich positiven Trend von April“ und verweist auf die Entwicklung: Nach einem Umsatzminus von 26,4 Prozent im April, waren es im 19,4 Prozent und im Juni 6,7 Prozent. Inzwischen schöpft der Düsseldorfer Handelskonzern die Hoffnung, wieder an die Umsatzzahlen des Vorjahres anknüpfen zu können. Koch plant schon wieder die ersten Übernahmen von Unternehmen. „Wir schauen uns den Markt genauer an“, sagt er – vor allem dort, wo es für die Metro noch weiße Flächen gibt.