Essen. Thyssenkrupp bereitet die Beschäftigten auf monatelange Kurzarbeit wegen der Corona-Krise vor – womöglich bis Jahresende.
Der Essener Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssenkrupp bereitet die Belegschaft auf eine monatelange Phase von Kurzarbeit vor. „Aufgrund der gesamtwirtschaftlich erst langsam wieder hochlaufenden Beschäftigung ist zu erwarten, dass uns das Thema Kurzarbeit möglicherweise noch bis zum Jahresende in abnehmendem Umfang begleiten wird“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage. Mitte Mai hatte Vorstandschefin Martina Merz von mehr als 30.000 Mitarbeitern weltweit berichtet, die bei Thyssenkrupp in Kurzarbeit oder in einem vergleichbaren Status waren. In NRW war unter anderem die Stahlsparte mit ihrem wichtigen Standort Duisburg betroffen.
Insbesondere ein Einbruch bei der Nachfrage der Autoindustrie hat Thyssenkrupp hart getroffen. In der Corona-Krise legten große Stahlabnehmer wie der Autobauer Volkswagen zwischenzeitlich ihre Werke still. Mittlerweile haben die Kunden ihre Produktion aber wieder hochgefahren. Konzernchefin Merz betonte unlängst, das Unternehmen müsse angesichts der unsicheren Situation „schlicht auf Sicht fahren“. Neben Stahl gehören unter anderem Autoteile, komplexe Industrieanlagen und U-Boote zur Produktpalette des Konzerns.
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Klar sei, dass es bei Thyssenkrupp „auch über Ende Juli hinaus weiterhin Kurzarbeit geben“ werde, erklärte das Unternehmen nun. Mit Blick auf den Umfang der Kurzarbeit blieb das Management vage und verwies auf eine „unterschiedliche Markt- und Volumenentwicklung der einzelnen Geschäfte“. Am 13. August will das Unternehmen den nächsten Zwischenbericht für die ersten neun Monate des Geschäftsjahrs 2019/2020 (Oktober bis Juni) vorlegen.
Milliardenschwerer Verlust und trübe Aussichten
Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres verbuchte Thyssenkrupp bereits einen Verlust von mehr als 1,3 Milliarden Euro. Das Unternehmen hatte angekündigt, im dritten Quartal sei zudem ein Verlust „im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich wahrscheinlich“ und ein Verlust „bis zu gut einer Milliarde Euro nicht auszuschließen“.
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Entlastung soll dem Konzern ein Verkauf des lukrativen Aufzuggeschäfts mit mehr als 50.000 Beschäftigten verschaffen. Für mehr als 17 Milliarden Euro steigt ein Konsortium der Finanzinvestoren Advent und Cinven ein, an dem auch die Essener RAG-Stiftung beteiligt ist. Die Transaktion soll Unternehmensangaben zufolge Ende Juli abgeschlossen sein.