Essen/Duisburg. Bei Thyssenkrupp macht die IG Metall Druck und mahnt Investitionen an. Bei einer möglichen Stahlfusion sei eine „Position der Stärke“ nötig.
Bei Thyssenkrupp knüpft die IG Metall eine mögliche Stahlfusion an Bedingungen. Zusammenschlüsse oder Partnerschaften in Deutschland und Europa seien „nicht auszuschließen“, sagte Detlef Wetzel, der als Vize-Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp-Stahlsparte die Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Wetzel mahnte, Thyssenkrupp könne in dieser Situation „nur dann eine gute Rolle spielen“, wenn das Unternehmen „aus der Position der Stärke agieren kann“. Dafür seien Investitionen ins Stahlgeschäft erforderlich. Klar sei auch, dass sich die IG Metall „sinnvollen Wegen nicht verschließen werde“. Wetzel äußerte sich nach einer digitalen Informationsveranstaltung für rund 13.000 Beschäftigte der Thyssenkrupp-Stahlsparte.
Zusammen mit dem Vorstand sei die Belegschaft virtuell über aktuelle Entwicklungen informiert worden, teilte der Betriebsrat mit. Betriebsversammlungen für den Stahl-Standort Hamborn/Beeckerwerth wurden aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.
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Mitten in der Corona-Krise lotet Thyssenkrupp die Chancen für eine neue Stahlfusion aus. Als mögliches Szenario gilt ein Deal mit dem schwedischen Konkurrenten SSAB. Aus Konzernkreisen ist zu hören, dass beide Seiten intensiv mit dem Thema befasst sind. Sogenannte Clean Teams, die auch wettbewerbsrechtlich relevante Daten austauschen dürfen, nehmen demnach in Kürze ihre Arbeit auf. Als Optionen für Thyssenkrupp gelten allerdings auch eine deutsche Fusion mit den Konzernen Salzgitter und Saarstahl sowie eine Neuauflage des zuletzt gescheiterten Bündnisses mit dem Europaableger des indischen Mischkonzerns Tata.
Kurzarbeit, Stellenabbau und Betriebsverlagerungen
Tekin Nasikkol, der Gesamtbetriebsratschef der Stahlsparte, forderte Thyssenkrupp-Chef Martina Merz auf, den vereinbarten Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl 20-30“ umzusetzen. Teil der Ende März getroffenen Vereinbarung seien „dringend benötigte Investitionen“ in Höhe von vier Milliarden Euro in den nächsten sechs Jahren und ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis März 2026. „Frau Merz hat die Umsetzung der Strategie 20-30 angekündigt. Wir nehmen sie beim Wort und beobachten kritisch und sorgfältig, ob der Zeitplan eingehalten wird“, sagte Nasikkol. Aktuell leidet Thyssenkrupp insbesondere unter einer geringen Stahlnachfrage aus der Automobilindustrie.
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Thyssenkrupp stemmt sich mit Stellenabbau, Kurzarbeit und Betriebsverlagerungen gegen die Krise. Bis zum Jahr 2026 will das Unternehmen rund 3000 der 28.000 Arbeitsplätze in der Stahlsparte abbauen, viele davon im Ruhrgebiet. Mit dem Betriebsrat und der IG Metall hatte sich das Thyssenkrupp-Management auf einen Sozialplan für den Arbeitsplatzabbau sowie einen neuen Tarifvertrag geeinigt, der Versetzungen von Beschäftigten in der Stahlsparte ermöglicht. Einer der beiden Thyssenkrupp-Stahlstandorte in Bochum soll wegfallen. Für die Duisburger Stahl-Verwaltung ist eine Transfergesellschaft geplant, um den Abbau von rund 1000 Stellen in diesem Bereich zu organisieren. „Der Abbau in der Verwaltung hat bereits begonnen“, erklärte Nasikkol.