Essen. Wegen der Corona-Krise stellt der Chemiekonzern Evonik verstärkt Desinfektionsmittel her – unter anderem in Essen und Marl.
Der Essener Chemiekonzern Evonik produziert verstärkt Desinfektionsmittel wegen der Corona-Krise. Es gebe einen „deutlich gestiegenen Bedarf“ an Handdesinfektionsmitteln, erklärte Evonik auf Anfrage unserer Redaktion. An mehreren Standorten, darunter in Marl und in Essen bei der Tochterfirma Goldschmidt, seien daher die entsprechenden Produktionsaktivitäten gesteigert worden. Lieferungen gehen unter anderem an Krankenhäuser aus der Region.
Evonik produziert die Desinfektionsmittel sowohl für den Eigenbedarf als auch für die Versorgung von Krankenhäusern im Umfeld der Werke. Man habe sich frühzeitig auf einen steigenden Bedarf an Desinfektionsmitteln eingestellt, heißt es im Unternehmen. „Um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und den Betrieb aufrecht zu erhalten, wurde an verschiedenen Standorten die Produktion von Desinfektionsmitteln für den Eigenbedarf aufgenommen.“ Obwohl die erforderlichen Rohstoffe zum Teil knapp geworden seien, habe Evonik kurzfristig einige Tonnen herstellen können.
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Auch Institutionen des Gesundheitswesens helfe Evonik inzwischen nach Möglichkeit aus, teilte der Essener Chemiekonzern mit. Dabei habe sich Evonik bislang auf eine standortnahe Verteilung der Desinfektionsmittel konzentriert. Abnehmer seien beispielsweise das Marienhospital in Marl und weitere Häuser des Katholischen Klinikums Ruhrgebiet Nord.
Gesundheitsminister Spahn hatte sich an die Chemiebranche gewandt
Darüber hinaus produziert Evonik in größeren Mengen Inhaltsstoffe für Mittel, die vor allem zur Desinfektion von Oberflächen geeignet sind. Diese Produkte, zum Beispiel Peressigsäure, werden üblicherweise ausschließlich in industrielle Anwendungen geliefert. Bei Evonik werde nun daran gearbeitet, „der geänderten Bedarfslage gerecht werden zu können“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte sich an die Chemiebranche gewandt, um die Versorgung mit Desinfektionsmitteln für das deutsche Gesundheitswesen zu sichern. Daraufhin hatte der Branchenverband VCI eine entsprechende Unternehmensinitiative organisiert. Evonik habe dabei rund 35 Tonnen Wasserstoffperoxid gratis zur Verfügung gestellt. Aus dieser Chemikalie lassen sich Unternehmensangaben zufolge zusammen mit den Zutaten der anderen Unternehmen in Krankenhaus-Apotheken rund 800 Tonnen gebrauchsfertige Lösung herstellen. Die Auslieferung habe in dieser Woche begonnen, erklärte Evonik.
Evonik-Chef Kullmann spricht von „pragmatischem Krisenmanagement“
Der VCI verwies darauf, dass Hand-Desinfektionsmittel in Krankenhäusern unverzichtbar seien, um das Klinikpersonal zu schützen und die Übertragung des Coronavirus zu verhindern. „In der jetzigen Situation ist es besonders wichtig, gemeinsam mit anderen Unternehmen und abgestimmt mit Politik und Gewerkschaften zu handeln“, sagte Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann unserer Redaktion. „Die Chemie hilft, wenn sie gebraucht wird.“ Die Kooperation sei ein Beispiel für „pragmatisches Krisenmanagement im Interesse der Allgemeinheit“.
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Auch der Chemiekonzern BASF plant eine verstärkte Produktion von Hand-Desinfektionsmitteln als Reaktion auf Engpässe in der Corona-Krise. Entsprechende Überlegungen gibt es Unternehmensangaben zufolge für den Standort Schwarzheide in der Lausitz. Auch am Stammsitz in Ludwigshafen stellt BASF bereits entsprechende Mittel her.
Bei Fertig-Desinfektionsmitteln hatte es in Deutschland wegen der Corona-Krise Lieferschwierigkeiten gegeben. Inzwischen wurden Beschränkungen in der Produktion von Desinfektionsmitteln aufgehoben. Nicht nur Apotheken und Pharmahersteller, sondern auch die Chemie- sowie die Kosmetik- und Parfümindustrie dürfen nun Produkte zur Händedesinfektion herstellen.