Gelsenkirchen/Herne. In Gelsenkirchen-Scholven hat der Energiekonzern Uniper mit dem Bau eines neuen Gaskraftwerks begonnen. Für Herne hat die Steag ähnliche Pläne.

Der Energiekonzern Uniper hat in Gelsenkirchen-Scholven mit den Arbeiten für den Bau eines neuen Gaskraftwerks begonnen. Ziel sei es, zwei neue Gasturbinen und einen Dampfkessel am Standort zu errichten, teilte das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Eine neue Gas-und-Dampfanlage (GuD) soll die bestehende Kohleverstromung am Uniper-Standort im nördlichen Ruhrgebiet ersetzen. Der Düsseldorfer Energiekonzern hat in Aussicht gestellt, die bestehenden Kohlekraftwerksblöcke in Gelsenkirchen-Scholven bis Ende 2022 stillzulegen.

Die zuständige Bezirksregierung Münster habe vor Weihnachten die Genehmigung erteilt, so dass nun der erste Spatenstich erfolgt sei, erklärte Uniper. Der Website des Unternehmens ist zu entnehmen, dass die Bauarbeiten für das neue Gaskraftwerk ursprünglich bereits „2019 beginnen und voraussichtlich bis 2022 abgeschlossen sein“ sollten.

Lärmbelästigung für Anwohner in Scholven soll sinken

Durch die Umstellung des Standorts Gelsenkirchen-Scholven auf Gas werde nicht nur der Ausstoß klimaschädlicher Stoffe wie Kohlendioxid (CO2) „massiv gesenkt“, betonte Uniper. Auch die Lärmbelastung der Anwohner durch die Anlage selbst und durch Lkw zur Versorgung des Kraftwerks verringere sich, da das Gas in Zukunft per Pipeline angeliefert werde. So ist geplant, die Anlagen von Uniper an das Erdgasnetz des Ruhrgas-Nachfolgers Open Grid Europe (OGE) im Raum Dorsten anzubinden.

Uniper-Vorstandsmitglied David Bryson hob die Bedeutung des Standorts Scholven für das Unternehmen hervor. „Mit dem Erhalt des Standorts können Arbeitsplätze gesichert beziehungsweise neu geschaffen werden, und der Standort wird durch seine Angebote zum attraktiven Ansiedlungspunkt für neue Industrie“, sagte Bryson.

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Die Energieerzeugung der neuen Anlage in Scholven sei auf die Bedürfnisse der umliegenden Industrie zugeschnitten, erklärte Uniper. Strom, Wärme, Dampf sowie gegebenenfalls später auch vollentsalztes Wasser und Druckluft könnten von Kunden in direkter Nachbarschaft verbraucht werden. Auch die Fernwärmeversorgung werde abgesichert. Das bestehende Kohlekraftwerk Scholven erzeugt Unternehmensangaben zufolge Fernwärme für mehr als 100.000 Wohnungen in der Region. Im Kraftwerk Scholven werden derzeit noch die umstrittenen Ölpellets – Rußrückstände aus der benachbarten Raffinerie des Aral-Mutterkonzerns BP – verbrannt.

Steag bekommt grünes Licht für Gaskraftwerk in Herne

In Herne will der Essener Energiekonzern Steag ein neues Gaskraftwerk errichten. Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg habe mittlerweile den ersten Bauabschnitt genehmigt, teilte das Unternehmen mit. Ziel sei es, das neue Kraftwerk bis Ende 2022 in den kommerziellen Dauerbetrieb zu nehmen. Der Zeitplan wird auch mit Vorgaben zur staatlichen Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) begründet.

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Damit es auch nach dem Jahr 2022 noch „weitere, umweltschonende“ KWK-Projekte in Deutschland geben könne, müsse die Bundesregierung aktiv werden, sagte Steag-Chef Joachim Rumstadt. „Die Bundesregierung muss mit der EU-Kommission schnellstmöglich eine Einigung darüber erzielen, dass die finanzielle Förderung derartiger Projekte auf Grundlage des KWK-Gesetzes auch künftig mit dem europäischen Beihilferecht vereinbar bleibt“, so Rumstadt. „Solange dies nicht geschieht, hängen alle neuen Projekte für die Zeit nach 2022 in der Luft.“