Gelsenkirchen/Düsseldorf. Im Streit um die S-Bahnlinien S1 und S4 gibt es eine außergerichtliche Einigung. Und: Keolis will sich an Neuausschreibung nicht mehr beteiligen

Wenige Tage vor dem großen Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine ‘Baustelle’ weniger: Der Streit um den Betrieb der S-Bahnlinien S1 und S4 ist beigelegt, verkündete der VRR zusammen mit dem Bahnunternehmen Keolis/Eurobahn am Dienstag. Man habe „eine gute außergerichtliche Einigung für beide Seiten erzielt“, teilten die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mit.

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Damit steht fest, dass die beiden S-Bahnlinien S1 (Solingen-Dortmund) und S4 (Dortmund-Lüttgendortmund - Unna) vorerst von der Deutschen Bahn weiter betrieben werden können. Der VRR hatte mit der DB eine „Notvergabe“ für die kommenden zwei Jahre beschlossen, nachdem der VRR im September den Vertrag mit Keolis/Eurobahn gekündigt hatte, weil Keolis aus Sicht des VRR zu wenige Lokführer hatte, um einen zuverlässigen Betrieb der Linien zu garantieren.

Keolis/Eurobahn zieht Klagen gegen den VRR vor Gericht zurück

Gegen die Neuvergabe und gegen den Rauswurf hatte Keolis vor der Vergabekammer Westfalen und vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen geklagt. Beide Verfahren gegen den VRR habe Keolis nun zurückgenommen, teilten VRR und Keolis mit. Damit bleibt beiden Unternehmen ein Jahre langes juristisches Hickhack erspart.

„Für VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser hat Keolis Deutschland auch weiterhin eine wichtige und verantwortungsvolle Rolle im nordrhein-westfälischen Schienen-Personen-Nahverkehr und Keolis bleibt als Eisenbahnverkehrsunternehmen und Betreiber für das Maas-Rhein-Lippe-Netz, Hellweg-Netz, Teutoburger Wald-Netz und Ostwestfalen-Lippe-Netz ein wesentlicher Geschäfts- und Vertragspartner“, teilte der VRR mit.

Keolis will sich nicht nochmal für S1- und S4-Betrieb bewerben

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Für Keolis habe „die zukünftige Partnerschaft und Geschäftsbeziehung mit dem VRR“ bei der Einigung im Vordergrund gestanden. Zudem habe man den „Schulterschluss mit dem VRR gesucht“, um im Sinne von Fahrgästen und Mitarbeitern „einen gesicherten Schienennahverkehr zu gewährleisten“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage. Keolis ist unter dem Unternehmensnamen Eurobahn „seit rund 20 Jahren in NRW fester Bestandteil im Schienenverkehr“ undfahrplanwechsel- bei diesen s-bahnen gibt es neuerungen nach eigenen Angaben inzwischen das drittgrößte Eisenbahnverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen.

Unterdessen will der VRR die Neuvergabe des Betriebs der S-Bahn-Linien S1 und S4 „schnellstmöglich“ starten, sagte eine Sprecherin am Dienstag auf Nachfrage. Keolis/Eurobahn wird dann nicht mehr dabei sein, sagt Keolis-Sprecherin Nicole Pizzuti: „Wir werden an einer neuen Ausschreibung nicht teilnehmen“.

Mitarbeiter müssen sich „keine Sorgen machen“

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Die Mitarbeiter, die Keolis für den Betrieb der beiden S-Bahnlinien bereits eingestellt hat, müssten sich laut Pizzuti keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen: „Der Fachkräftemangel in der Branche bewirkt zum Positiven, dass das Personal innerhalb der Eisenbahnverkehrsbranche eine sichere Zukunftsperspektive hat“. Insbesondere Lokführer werden dringend gesucht.

Bei der Eurobahn gibt es nach dem Rauswurf durch den VRR sogar einen Überhang an Triebfahrzeugführern, räumt man bei Keolis ein. Dass Eurobahn-Mitarbeiter demnächst sozusagen auf einem Umweg doch Züge der Linien S1 und S4 bewegen, ist offenbar nicht unmöglich: „Wir haben bisher schon einige Anfragen von Wettbewerbern, ob wir Triebfahrzeugführer verleihen können. Hierzu sitzen wir aktuell noch an einem Konzept“, sagt die Keolis-Sprecherin.