Gelsenkirchen/Düsseldorf. Nach dem Rausschmiss von Keolis/Eurobahn haben VRR und Deutsche Bahn nun die „Notvergabe“ für den Betrieb der S-Bahnlinien S1 und S4 besiegelt.
Nach der überraschenden vorzeitigen Kündigung der Vergabe der S-Bahnlinien S1 und S4 an den privaten Bahnbetreiber Keolis Deutschland/Eurobahn hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) jetzt den vorläufigen Betrieb der beiden Linien gesichert: „Die Verträge für die Notvergabe an die Deutsche Bahn sind abgeschlossen“, teilte der VRR am Montag mit. Die Deutsche Bahn (DB) wird die beiden S-Bahnlinien ab dem 15. Dezember für zwei weitere Jahre betreiben.
„Parallel zur Notvergabe werden die beiden S-Bahnlinien in einem europaweiten Vergabeverfahren erneut ausgeschrieben“, gab der VRR am Montag bekannt. Ab Dezember 2021 sollen die Linien dann langfristig von einem neuen Betreiber übernommen werden. Der Entscheidung zur Vergabe sei für das erste Halbjahr 2020 geplant, teilte der VRR mit.
VRR bekräftigt Kritik an Keolis/Eurobahn
Ursprünglich hatte das Bahnunternehmen Keolis Deutschland/Eurobahn im Juli 2016 nach einer europaweiten Ausschreibung vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) den Zuschlag für den Betrieb der S-Bahnlinien S1 (Solingen-Dortmund) und S4 (Unna-Dortmund-Lüttgendortmund) zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 erhalten. Doch VRR und NWL sahen es Mitte September nicht mehr als gesichert an, dass die Eurobahn zur Übernahme tatsächlich die notwendige Zahl an Triebfahrzeugführern und Zugbegleitern hätte stellen können.
Während Keolis als Reaktion auf die Vertragskündigung dafür warb, alles beim Alten zu belassen und ankündigte, weitere 40 der im Dezember noch fehlenden Lokführer würden im Jahr 2020 ihre Ausbildung beenden, bekräftigen VRR und NWL am Montag ihre Kritik an der Personalsituation: „Es wurde deutlich, dass das Unternehmen etwa die Hälfte der notwendigen Planstellen nicht besetzten kann und damit keinen für den Fahrgast zuverlässigen Betrieb der Linien garantieren kann“.
Lokführer: Deutsche Bahn sieht sich vor großer Herausforderung
Bei der Deutschen Bahn sieht man die jetzt geschlossenen Verträge als „Startschuss“, den Betrieb der beiden S-Bahnlinien ab Mitte Dezember nun tatsächlich zu sichern - und zwar so, wie es im neuen S-Bahnkonzept ab 15. Dezember vorgesehen sei, sagte ein Bahnsprecher. Das sieht unter anderem bei der S1 (Solingen-Dortmund) eine neue Taktung mit einem 15- und 30-minütigen Verkehr vor; bisher verkehrt die Linie tagsüber im 20-Minuten-Takt.
Die bisher auf den S-Bahnen eingesetzten Lokführer seien eigentlich schon in anderen Bereichen des DB-Konzerns „verplant gewesen“, unter anderem im Fernverkehr, beim Unternehmen DB Cargo und „zur Verstärkung der Personallage bei der DB Region in NRW“, sagte der Bahn-Sprecher: „Die Notvergabe der beiden Linien stellt uns vor eine große Herausforderung“.
Nachschulungen des DB-Personal für die S-Bahn-Triebfahrzeuge sind jedoch nicht nötig. Auf den beiden Linien bleiben die bisherigen Fahrzeuge vom Typ ET422 im Einsatz - dann allerdings komplett renoviert und in grüner Farbe. Für Wartung und Reparatur der Fahrzeuge hatte die DB vom VRR den Zuschlag erhalten. Die Verantwortung für das Fahrpersonal und die Fahrzeuge wurden in den Ausschreibungen der S-Bahnlinien erstmals getrennt.
Beim Unternehmen Keolis Deutschland kündigte man zuletzt rechtliche Schritte an. (dae)