Bochum. DHL, Bosch, VW und andere: Auf der ehemaligen Opel-Fläche in Bochum sollen 6000 Arbeitsplätze entstehen, erklärt Oberbürgermeister Eiskirch.
Die ersten Förderbänder laufen nur wenige Augenblicke, als Armin Laschet ein dickes, gelbes Paket in die Hände gedrückt bekommt. Im Hintergrund ist ein Rattern und Rauschen zu vernehmen, während der Ministerpräsident die symbolische Lieferung mit dem roten Schriftzug der Post-Tochter DHL präsentiert. Fünf Jahre nach dem Ende der Autoproduktion von Opel im Ruhrgebiet ist Laschet nach Bochum gereist, um einen Neustart zu begleiten. „Das ist heute ein wichtiger Tag für Bochum und das Ruhrgebiet“, sagt er. Auf dem ehemaligen Opel-Gelände ist in recht kurzer Zeit ein riesiges Paketzentrum des deutschen Marktführers DHL entstanden. „Was wir heute erleben, ist ein Stück Strukturwandel“, schwärmt der Ministerpräsident.
Rund 600 Jobs sind es, die der Bonner Logistikriese in Bochum schaffen will, „sozialversicherungspflichtige, tarifgebundene Arbeitsplätze“, wie Konzernvorstand Tobias Meyer betont. Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der bei einer Pressekonferenz in der DHL-Werkshalle neben Laschet und Meyer steht, schürt die Hoffnung auf Beschäftigung für viel mehr Menschen auf der früheren Opel-Fläche. „Auf dem gesamten Areal werden es bald mehr als 6000 sein“, sagt Eiskirch. Als der Autobauer in Bochum seinen Betrieb einstellte, waren es noch rund 3200 Arbeitsplätze.
Babymarkt, Viactiv, Escrypt und VW wollen sich ansiedeln
Die Liste der Unternehmen, die sich auf dem Opel-Gelände ansiedeln wollen, ist lang: Der Onlinehändler Babymarkt, die Krankenkasse Viactiv, die Ruhr-Universität und die IT-Firma Escrypt, eine Tochter des Weltkonzerns Bosch, gehören dazu.
Auch die Firma Volkswagen Infotainment, eine 100-prozentige Konzerntochter von VW, die unter anderem Kommunikations- und Steuergeräte für Autos entwickelt, wird aller Voraussicht nach auf dem früheren Opel-Areal bauen. Für den bereits bestehenden Firmensitz in Bochum hatte VW Infotainment einst das europäische Entwicklungszentrum des Handykonzerns Blackberry übernommen. „Wir hoffen auf eine Entscheidung in den nächsten Monaten“, sagt Enno Fuchs, der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“, die sich im Auftrag der Stadt Bochum unter Beteiligung von Opel um die künftige Nutzung der Gewerbefläche kümmert.
„Wir haben noch Flächen im Angebot“
Die Werkshallen von Opel sind inzwischen abgerissen, nur das markante Verwaltungsgebäude aus roten Ziegeln steht noch. Das neue DHL-Gebäude ist umringt von großen Erdhügeln, auf denen Bagger stehen. Rund 60 Prozent der einstigen Opel-Fläche in Bochum seien mittlerweile verkauft, sagt Enno Fuchs. „Wir haben noch Flächen im Angebot“, fügt er hinzu. Dabei handele es sich keineswegs um eine „Resterampe“.
Bochums Oberbürgermeister Eiskirch lobt die Posttochter DHL dafür, dass sie sich als erstes Unternehmen getraut habe, auf dem Opel-Gelände zu investieren. Im Jahr 2016 hat der Konzern rund 140.000 Quadratmeter im Bochumer Stadtteil Laer erworben. Im Herbst 2017 begannen die Bauarbeiten.
Allein das Gebäude des Paketzentrums ist 40.000 Quadratmeter groß – eine Fläche von mehr als fünf Fußballfeldern. Ein eigenes Blockheizkraftwerk sorgt für die Versorgung mit Strom und Wärme am Standort. Mit 35 Ladesäulen sieht der Konzern das Verteilzentrum auch für einen weiteren Ausbau der Elektromobilität gerüstet. Weitere Ladesäulen sollen folgen.
Betrieb von DHL schon im Weihnachtsgeschäft
Das Bochumer Paketzentrum ist Unternehmensangaben zufolge neben einem Werk in Obertshausen bei Frankfurt am Main einer der beiden leistungsstärksten Standorte von DHL. Beliefert werden zahlreiche Ruhrgebietsstädte, darunter Bochum, Dortmund, Herne und später auch Essen. Die genaue Investitionssumme in Bochum nennt die Deutsche Post nicht. Von einem „dreistelligen Millionenbetrag“ ist die Rede. Den neuen Standort in Bochum eingerechnet, betreibt die Post ein Netz aus 36 Paketzentren in Deutschland.
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Während Ministerpräsident Laschet die Bochumer Hallen besichtigt, laufen Pakete mit der Aufschrift von Adidas, Nivea, Bonita und Tom Tailor in rasender Geschwindigkeit über die Förderbänder. Schon im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft will DHL in Bochum rund 20.000 Pakete pro Stunde sortieren. Im kommenden Jahr soll die Kapazität auf bis zu 50.000 Sendungen in der Stunde steigen.