Bochum. . Nach dem Abriss des Bochumer Opelwerks beginnt der Bau eines Paketzentrums. Oberbürgermeister Eiskirch erwartet weitere Ansiedlungen.

Die Adresse lautet noch Opelring 1. Auch das markante Bochumer Verwaltungsgebäude steht noch. Aber es sieht ein wenig mitgenommen aus. Die Büros sind verlassen, das Opel-Schild ist abmontiert. Um das Gebäude herum führt eine Schotterpiste, die den Weg zu einer riesigen Fläche ebnet. Dass hier vor nicht einmal drei Jahren Autos vom Band rollten, lässt sich kaum noch erahnen. Überall flattern nun gelbe Fahnen von DHL. Die Post-Tochter beginnt mit dem Bau eines Paketzentrums, das im übernächsten Jahr den Betrieb aufnehmen soll.

Auch Jürgen Gerdes ist nach Bochum gekommen. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Post ist er verantwortlich für das weltweite Brief- und Paketgeschäft des Bonner Logistikkonzerns. Allein in Deutschland gibt es jetzt schon 34 Paketzentren von DHL. In Bochum entsteht Nummer 35. „Das Paketgeschäft wächst“, sagt Gerdes.

DHL liefert jedes zweite Paket in Deutschland

Für das Weihnachtsgeschäft rechnet der Manager mit einem neuen Rekord: Weit mehr als acht Millionen Pakete täglich könnten es werden. Schon an einem normalen Tag liefert DHL in Deutschland etwa 4,3 Millionen Pakete aus. Die Post-Tochter ist bundesweit der Marktführer im Paketgeschäft. Jedes zweite Paket in Deutschland wird von DHL geliefert. „Die Sonne scheint – und zwar gelb“, sagt Gerdes.

Für Bochum ist DHL nach dem Ende der Autoproduktion ein Hoffnungsträger. Fast 4000 Beschäftigte gehörten zuletzt zum Bochumer Zafira-Werk im Osten der Stadt. Mit dem Paketzentrum von DHL sollen zunächst rund 600 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Ansiedlung des Logistikers wertet Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) als „Zeichen für einen neuen Strukturwandel“. Eiskirch geht fest von weiteren Investitionen auf dem einstigen Opel-Gelände aus. Er rechne mit Zusagen bis Jahresende von mehr als 2000 Arbeitsplätzen, sagt Eiskirch, ohne Namen zu nennen. Voraussichtlich bei der Münchener Immobilienmesse Expo Real werde er neue Investoren präsentieren.

Stadt will aus der Not des Wegzugs Tugend machen

Aus der Not des Opel-Wegzugs möchte Eiskirch eine Tugend machen. Seiner Lesart zufolge sehnen sich viele andere Städte der Region nach einer Fläche mit einem solchen Entwicklungspotenzial. Wenn ein industrieller Arbeitgeber verschwinde, werde vielerorts erst einmal ein Zaun hochgezogen „und jemand läuft mit einem Schäferhund herum“. Dann dauere es oft viele Jahre, bis etwas Neues entstehe. Noch Ende 2014 seien in Bochum Autos gebaut werden – und nun beginne DHL mit dem Bau des Paketzentrums. „Das ist irre schnell“, sagt Eiskirch. Das Land NRW fördert den Neustart in Bochum mit rund 66 Millionen Euro. Es gehe um ein Gelände, „das Geschichte geschrieben hat“, sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).

So soll das neue Zentrum aussehen.
So soll das neue Zentrum aussehen. © HO

Auch die Dortmunder Immobilienfirma Harpen verfolgt Pläne für das Areal rund um die ehemalige Autofabrik. Unter dem Projektnamen „Mark 51°7“ will Harpen Teile des Opel-Geländes als Technologie- und Dienstleistungsstandort vermarkten.

Neben einer guten Verkehrsanbindung spielt bei Ansiedlungen auch das Thema „Daten-Infrastruktur“ eine entscheidende Rolle. Oberbürgermeister Eiskirch will Bochum als „schnellste Stadt Deutschlands“ positionieren. Auch für die frühere Opel-Fläche soll ein leistungsfähiges Gigabit-Netz zum Standard werden.

>> FLÄCHE VON FÜNF FUßBALLFELDER

Das Gebäude des neuen DHL-Paketzentrums in Bochum soll auf einer Fläche entstehen, die so groß ist wie fünf Fußballfelder.

Ab 2019 will DHL 50 000 Pakete pro Stunde in Bochum bearbeiten. Am derzeit für das Ruhrgebiet zuständigen Standort in Dorsten sind 32 000 Pakete möglich.