Essen. In der Thyssenkrupp-Zentrale in Essen stehen Einschnitte bevor. Zwei Sparten werden aufgelöst. Hunderte Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen.
Neue Unruhe bei Thyssenkrupp: Am Konzernsitz in Essen müssen sich die Beschäftigten auf erhebliche Einschnitte gefasst machen, denn die Organisationsstruktur des Unternehmens mit weltweit rund 160.000 Arbeitsplätzen soll sich grundlegend ändern. Einzelheiten will die neue Vorstandschefin Martina Merz dem Vernehmen nach am Dienstag (8. Oktober) bei einem internen Treffen mit 150 Führungskräften vorstellen.
Ein Großumbau von Thyssenkrupp zeichnet sich ab: Die Sparten für Autoteile (Components) und Anlagenbau (Industrial Solutions) sollen aufgelöst werden, womit aller Voraussicht nach mehrere Hundert Arbeitsplätze in der Verwaltung wegfallen.
Zwei „Business Areas“ von Thyssenkrupp werden aufgelöst
Die zwei Bereiche, die aus Essen gesteuert werden, sind bislang neben den Geschäften rund um Stahl und Aufzüge wichtige Säulen des Thyssenkrupp-Konzerns. Allein die Autosparte von Thyssenkrupp ist weltweit Arbeitgeber für rund 35.000 Mitarbeiter. In der Sparte Industrial Solutions (IS) waren zuletzt mehr als 21.000 Menschen beschäftigt. Eigene Vorstände mit einem eigenen Verwaltungsapparat steuern die jeweiligen „Business Areas“ von Thyssenkrupp. Künftig soll die Führungs- und Verwaltungsstruktur deutlich schlanker sein.
![Martina Merz hat Guido Kerkhoff an der Spitze von Thyssenkrupp abgelöst. Martina Merz hat Guido Kerkhoff an der Spitze von Thyssenkrupp abgelöst.](https://img.sparknews.funkemedien.de/401354971/401354971_1682498515_v16_9_1200.jpeg)
Große Teile des Holding-Konzepts hat noch Guido Kerkhoff entwickelt, der vor wenigen Tagen überraschend seinen Posten räumen musste. Die frühere Aufsichtsratschefin Martina Merz, die nun übergangsweise den Thyssenkrupp-Vorstand führt, hat unlängst in einem Mitarbeiterbrief betont, ihr Ziel sei „eine effiziente Organisation“.
Kosten in der Konzernverwaltung sollen drastisch sinken
Die Kosten in der Verwaltung des Konzerns sollen sich auf rund 200 Millionen Euro pro Jahr nahezu halbieren. Aus den Reihen des Thyssenkrupp-Großaktionärs Cevian hatte es in der Vergangenheit wiederholt massive Kritik an den Kosten der Konzernverwaltung gegeben.
„Viele haben Angst um ihren Job“, ist auf dem Thyssenkrupp-Quartier zu hören. Es gilt als offene Frage, ob der geplante Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen möglich ist.
Konzernweit – so wurde es noch zu Zeiten von Kerkhoff entschieden – sollen in den kommenden drei Jahren rund 6000 Arbeitsplätze bei Thyssenkrupp wegfallen. Der Essener Industriekonzern schreibt rote Zahlen und leidet unter hohen Schulden sowie Pensionsverpflichtungen. In der Anlagenbausparte läuft bereits eine Sanierung. Das Geschäft mit Autoteilen wird durch die schwache Konjunktur belastet.
Spartenchef Fasswald vor dem Absprung
Im Geschäftsbereich Industrial Solutions steht Spartenchef Marcel Fasswald, der den Job erst vor einem Jahr übernommen hat, schon wieder vor dem Absprung. Karsten Kroos, der seit vielen Jahren das Autogeschäft von Thyssenkrupp führt, bleibt dem Vernehmen nach aber im Konzern. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.
Im Umfeld der Konzernführung wird betont, die Auflösung der beiden „Business Areas“ sei nicht gleichzusetzen mit der Abwicklung der Geschäfte. Der frühere Konzernchef Kerkhoff hatte sich bereits offen für Partnerschaften oder Teilverkäufe in den Sparten Components und Industrial Solutions gezeigt.
Als lukrativster Teil von Thyssenkrupp gilt die Aufzug-Sparte (Elevator) mit rund 53.000 Beschäftigten. Doch ausgerechnet dieser Bereich wird möglicherweise verkauft, damit Geld in die Konzernkasse kommt. Kerkhoff hatte sich ursprünglich lediglich für einen Teilbörsengang ausgesprochen, bei dem Thyssenkrupp die Mehrheit behalten sollte. Kerkhoffs Rausschmiss könnte auch damit zu tun haben, dass er weitergehenden Plänen im Wege stand. Dem Vernehmen nach hat sich Cevian konzernintern für einen Mehrheitsverkauf der Sparte Elevator ausgesprochen.