Essen. NRW-Ministerpräsident Laschet schaltet sich bei Thyssenkrupp ein. Eine Sonderdividende ist vom Tisch. Finanzinvestor Cevian bestätigt Zusage.

Angesichts von Spekulationen über eine Sonderdividende mitten in der Konzernkrise hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei Thyssenkrupp eingeschaltet. Nach Gesprächen mit dem Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian erklärte Laschet, der Finanzinvestor plane nicht, Geld nach einem möglichen Verkauf der lukrativen Aufzug-Sparte aus dem Konzern zu ziehen. „Cevian Capital hat mir gegenüber zugesichert, dass eine Sonderdividende oder Ausschüttung nicht beabsichtigt ist“, sagte der Ministerpräsident unserer Redaktion.

„Das ist eine wichtige Botschaft und ein Erfolg“, betonte Laschet. „Alle Erlöse müssen in die Zukunft des Unternehmens investiert werden. Das schafft Klarheit für die Mitarbeiter und Perspektiven für den Gesamtkonzern.“

Sparte Elevator gilt als lukrativster Teil von Thyssenkrupp

Die Thyssenkrupp-Sparte Elevator mit rund 53.000 Beschäftigten ist derzeit der mit Abstand lukrativste Teil des Essener Traditionskonzerns. Mit rund 18 Milliarden Euro wird der Wert der Sparte deutlicher höher eingeschätzt als die Marktkapitalisierung an der Börse von Thyssenkrupp insgesamt. Zuletzt erreichte der Revierkonzern lediglich eine Gesamtbewertung von rund acht Milliarden Euro. Vor wenigen Tagen stieg Thyssenkrupp aus dem Leitindex Dax ab. Die Geschäfte von Thyssenkrupp rund um Stahl, Werkstoffhandel, Anlagenbau, U-Boote und Autoteile leiden derzeit unter der konjunkturellen Flaute oder hausgemachten Problemen.

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Ein Sprecher von Cevian erklärte am Dienstag auf Anfrage, der Investor habe nie eine Sonderdividende bei Thyssenkrupp gefordert. Auch der stellvertretende Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Markus Grolms, der im Konzern die Interessen der IG Metall vertritt, betonte, ihm liege eine entsprechende schriftliche Zusicherung von Cevian-Gründungspartner Lars Förberg vor.

IG Metall hat Zusage von Cevian eingefordert

Gleichwohl war die Verunsicherung bei Thyssenkrupp angesichts vermeintlicher Forderungen von Investoren in den vergangenen Tagen groß. Grolms sagte unserer Redaktion, die Arbeitnehmer hätten die Zusage von Cevian „eingefordert, seit bekannt wurde, dass die Aufzug-Sparte an die Börse gebracht oder verkauft werden soll“.

Die IG Metall würdigte den Einsatz Laschets. „Ministerpräsident Laschet hat uns dabei öffentlich, aber vor allem bei internen Gesprächen immer unterstützt“, sagte Grolms. Die Botschaft, dass Cevian keine Ausschüttung anstrebe, sei „enorm wichtig“ für die Beschäftigten und die Unternehmen des Konzerns.

Laschet in Gesprächen mit Spitzen der IG Metall

„Unser gemeinsamer Einsatz mit den Gewerkschaften hat sich gelohnt“, sagte Laschet. „In meinen Gesprächen mit den Spitzen der IG Metall habe ich betont: Wir werden weiter alles dafür tun, damit Thyssenkrupp ein Beispiel für gelingende Mitbestimmung bleibt. Nur mit der Geschlossenheit zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern wird es eine gute Zukunft für das Unternehmen geben können.“

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Bei Cevian wird im Zusammenhang mit Spekulationen über eine mögliche Sonderdividende hervorgehoben, der Finanzinvestor habe bei der Hauptversammlung 2017 sogar gegen eine Gewinnausschüttung gestimmt, damit das Geld im Unternehmen bleibt.

Hoher Investitionsbedarf am Stahlstandort Duisburg

Nach dem traditionsreichen Ankeraktionär Krupp-Stiftung ist Cevian der zweitgrößte Investor von Thyssenkrupp. Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp, der weltweit rund 160.000 Menschen beschäftigt, schreibt derzeit wieder rote Zahlen. Eine harte Sanierung steht an. Zugleich ist der Investitionsbereich an den großen Stahlstandorten wie Duisburg und Bochum angesichts ambitionierter Klimaschutzziele groß.

„Die Arbeitnehmer haben das größte Interesse daran, eine Sonderausschüttung zu verhindern, und genau das werden wir auch tun“, hatte Grolms bereits vor wenigen Tagen erklärt. Mit einer vom Aufsichtsrat beschlossenen Grundlagenvereinbarung hat die IG Metall bei Firmenverkäufen von Thyssenkrupp praktisch ein Veto-Recht. Sollte es zu einer Trennung von der Aufzug-Sparte kommen, müsste zunächst eine „Fair-Owner-Vereinbarung“ („fairer Eigentümer“) mit der Gewerkschaft getroffen werden.