Essen. . Ringen mit der EU-Kommission um die Stahlfusion: Thyssenkrupp und Tata machen Zugeständnisse und planen Verkäufe, aber nicht in Deutschland.

Um eine Freigabe der Wettbewerbshüter für ihre angestrebte Stahlfusion zu erlangen, wollen sich Thyssenkrupp und Tata von Standorten in Spanien, Belgien und Großbritannien trennen. Damit dürften die Beschäftigten in Deutschland von möglichen Verkäufen von Werken oder Anlagen verschont bleiben. Die IG Metall hatte unlängst vor zu großen Zugeständnissen an die Wettbewerbshüter gewarnt.

Zu den Details der Verhandlungen wollte sich der Essener Industriekonzern nicht äußern. Die beiden Unternehmen hätten „ein umfassendes Paket an Lösungsvorschlägen“ bei der zuständigen Europäischen Kommission eingereicht, teilte Thyssenkrupp lediglich mit. „Unsere Vorschläge decken aus unserer Sicht alle von der Kommission vorgetragenen Bedenken ab“, sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff. „Das Angebot ist weitreichend und ein substanzielles Entgegenkommen.“ Zugleich bestehe „kein Risiko für die industrielle Logik des Gemeinschaftsunternehmens“.

Wettbewerb für Autostahl im Blick

Die EU-Kommission hatte unter anderem Bedenken mit Blick auf den künftigen Wettbewerb beim Stahl für die Auto- und die Verpackungsindustrie geäußert. Beim feuerverzinkten Bandstahl für die Autoindustrie bieten Thyssenkrupp und Tata nach Angaben aus informierten Kreisen nun zwei Werke in Spanien und Belgien zum Verkauf an. Beim Verpackungsstahl sind die Konzerne bereit, sich von zwei Standorten in Belgien und Großbritannien zu trennen. Betroffen sein könnten einige hundert Arbeitsplätze. Die EU-Kommission kündigte eine Prüfung bis zum 5. Juni an.

Thyssenkrupp und Tata wollen Europas zweitgrößten Stahlkonzern nach ArcelorMittal mit rund 48.000 Mitarbeitern schmieden. Große Standorte befinden sich in Duisburg sowie in Ijmuiden (Niederlande) und Port Talbot (Großbritannien). Neben der Stahlfusion plant Thyssenkrupp auch eine Teilung des Essener Konzerns in zwei selbstständige Unternehmen. Dabei soll das traditionsreiche Werkstoff- vom Industrie-Geschäft getrennt werden.

Wenig Spielraum für Nachbesserung

Die Stahlstandorte in Spanien, Belgien und Großbritannien sollen an Käufer gehen, die bereits in der Stahlproduktion tätig sind, betonte ein Insider. Zudem seien Thyssenkrupp und Tata bereit, mit den Käufern langfristige Lieferverträge über Vormaterial abzuschließen.

Die beiden Stahlkonzerne erwarten durch die Fusion jährlich wiederkehrende Einspareffekte in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro. Diese erhofften Vorteile für die Bilanz seien durch die angestrebten Verkäufe der Standorte nicht gefährdet, hieß es in informierten Kreisen.

Würden die Wettbewerbshüter die Vorschläge als unzureichend bezeichnen, gebe es nur wenig Spielraum für Nachbesserungen, sagte ein Insider. Zu „wirtschaftlichem Unsinn“ seien die Unternehmen nicht bereit.