Düsseldorf. . Verhindert die EU die Stahlfusion von Thyssenkrupp? So oder so sieht Vorstandschef Guido Kerkhoff keine Gefahr für die geplante Konzernteilung.

Ein mögliches Veto der europäischen Wettbewerbshüter zur geplanten Stahlfusion von Thyssenkrupp mit Tata gefährdet nach Darstellung von Vorstandschef Guido Kerkhoff in keiner Weise die angestrebte Zweiteilung des Essener Traditionskonzerns. „Beide Projekte sind vollkommen unabhängig voneinander und für sich umzusetzen“, sagte Kerkhoff vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf. Das vorgesehene Gemeinschaftsunternehmen mit Tata stehe in keinem Zusammenhang mit der Teilung von Thyssenkrupp.

„Sollte ein Joint Venture – rein fiktiv – nicht stattfinden, ist das für die Machbarkeit der Teilung kein Problem“, betonte Kerkhoff. „Da wir gut stehen und der Stahl Geld verdient, können wir das auch alleine.“ Er verteidigte zugleich die Pläne für das Bündnis mit Tata, bei dem der zweitgrößte Stahlkonzern in Europa nach Arcelor-Mittal entstehen soll. Er rechne weiterhin damit, die Transaktion im Frühjahr abschließen zu können, sagte Kerkhoff. Angesichts weltweiter Überkapazitäten sei dieser Schritt überfällig, mahnte er.

IG Metall warnt vor zu großen Zugeständnissen

Mit Spannung wird erwartet, ob die Europäische Kommission in Brüssel grünes Licht für das Bündnis von Thyssenkrupp und Tata gibt. Auch Auflagen sind denkbar. Die IG Metall hatte Thyssenkrupp unlängst vor zu großen Zugeständnissen an die EU-Wettbewerbshüter gewarnt. „Eine Fusion um jeden Preis ist mit uns nicht zu machen“, betonte Markus Grolms, der die IG Metall im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat vertritt. „Wir hatten für uns immer eine rote Linie mit Blick auf das Fusionskontrollverfahren definiert. Wird die überschritten, gibt es von uns keine Zustimmung mehr“, sagte Grolms der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Fusionspläne sehen vor, dass auf Seiten von Thyssenkrupp und Tata jeweils bis zu 2000 der insgesamt 48.000 Jobs gestrichen werden sollen. Teil des neuen Gemeinschaftsunternehmens sollen unter anderem die Stahlstandorte in Duisburg, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen sein.

„Besondere Verantwortung gegenüber Mitarbeitern“

Vorstandschef Kerkhoff warb angesichts der bevorstehenden Zweiteilung des Konzerns um Vertrauen. Thyssenkrupp habe sich in seiner mehr als 200 Jahre langen Geschichte immer wieder neu erfunden. „Krisen gab es zuhauf, aber Thyssenkrupp und seine Vorgängerunternehmen haben immer Wege gefunden, um die Zukunft neu zu gestalten“, sagte Kerkhoff.

Dabei habe Thyssenkrupp „immer eine besondere Verantwortung“ gegenüber seinen Mitarbeitern gepflegt. Ein Weiter-so könne es allerdings nicht geben, erklärte Kerkhoff. „Thyssenkrupp ging und geht es nicht gut – das haben auch die jüngsten Quartalsergebnisse noch einmal deutlich vor Augen geführt.“ Daher müsse auch an der Leistungsfähigkeit in den Geschäften mit Aufzügen, Autoteilen und Anlagenbau gearbeitet werden. „Wir können es uns nicht erlauben, das zu ignorieren, auch wenn die Teilung viel Aufmerksamkeit benötigt.“

Entstehen sollen zwei neue Unternehmen: Thyssenkrupp Materials mit rund 40.000 Beschäftigten und den Sparten Stahl, Werkstoffhandel und Marine – und Thyssenkrupp Industrials mit etwa 90.000 Mitarbeitern und Geschäften rund um Aufzüge, Autoteile und den Anlagenbau. Bis zu den Sommerferien sollen nach Angaben von Kerkhoff alle Beschäftigten wissen, in welchem Unternehmen sie künftig tätig sein werden.