Bochum. . Bei der Hauptversammlung von Thyssenkrupp gibt es viele kritische Fragen zur Konzernspaltung. Vorstandschef Kerkhoff verteidigt seine Pläne.

Vor der geplanten Zweiteilung des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp machen Aktionärsvertreter Druck. „Die Prognose für 2019 lässt keine Jubelstürme aufkommen“, sagte Winfried Mathes von der Sparkassen-Investmenttochter Deka auf der Hauptversammlung in Bochum.

„Mit der Aufspaltung in ein Werkstoffgeschäft und ein Industriegütergeschäft und dem Glauben daran, dass dadurch alles von allein besser wird, ist es nicht getan“, gab Mathes zu bedenken. Das zeige auch die jüngste Aktienkursentwicklung: „Lag der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie bei Ankündigung der Aufspaltung bei 21 Euro, so dümpelt er heute bei 16 Euro herum.“ Der Deka-Manager mahnte, der Konzern müsse seine Wettbewerbsfähigkeit steigern.

„Getrennt sind wir stärker“

Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff warb indes eindringlich für seinen Plan, aus einem Konzern innerhalb weniger Monate zwei neue Unternehmen zu schmieden: Thyssenkrupp Materials mit rund 40.000 Beschäftigten und den Sparten Stahl, Werkstoffhandel und Marine – und Thyssenkrupp Industrials mit etwa 90.000 Mitarbeitern und Geschäften rund um Aufzüge, Autoteile und den Anlagenbau.

„Wir machen aus Thyssenkrupp zwei starke Unternehmen“, sagte Kerkhoff im Bochumer Ruhr Congress. „Wir ermöglichen den Geschäften so, sich schneller und dynamischer zu entwickeln.“ Kerkhoff betonte: „Getrennt sind wir stärker.“

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Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) äußerte sich dagegen kritisch zur geplanten Spaltung des Revierkonzerns. Der Plan sei „aus der Not geboren“. Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) thematisierte die hohen Kosten für die Spaltung, die auf rund 800 Millionen Euro geschätzt werden. „Wann rechnet sich das und wieso rechnet sich das?“, fragte Hechtfischer.

Aktionärsvertreter kritisieren Dividende

Vorstandschef Kerkhoff räumte ein, dass es wichtige „Baustellen“ in den Geschäften von Thyssenkrupp gebe. Insgesamt sei das Unternehmen zwar „in einer soliden Verfassung“, es gebe aber in vielen Bereichen „großes Potenzial“ für Verbesserungen. „Wir kennen unsere Schwachstellen“, sagte Kerkhoff.

Gleich zwei Mal musste Kerkhoff im vergangenen Geschäftsjahr die Ergebnisprognose nach unten korrigieren. „Als ehemaliger Finanzvorstand weiß ich genau, was der Kapitalmarkt jetzt von uns erwartet. Wir müssen unsere Performance-Ziele erreichen.“

Die Dividende von Thyssenkrupp soll unverändert bei 15 Cent je Aktie bleiben. Daniel Vos von der (SdK) kritisierte, dass es überhaupt eine Gewinnausschüttung geben soll. „Es gibt hier nichts zu verteilen“, sagte Vos. Die Dividende werde aus der Unternehmenssubstanz gezahlt.

Kritik an Abfindung für Hiesinger

Kritik gab es auch an der Abfindung für den im vergangenen Jahr ausgeschiedenen Vorstandschef Heinrich Hiesinger. „Trotz aller Verdienste für das Unternehmen finden wir die Abfindung von 4,5 Millionen Euro für Herrn Hiesinger inakzeptabel, der immerhin auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausscheidet“, sagte Deka-Manager Mathes. Auch SdK-Sprecher Vos äußerte sich kritisch zur Abfindung.

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Auch die geplante Ausgestaltung der Konzernspaltung wirft nach Ansicht von Deka-Manager Mathes Fragen auf. „Zwar bleiben wir zu 100 Prozent Aktionär an der Thyssenkrupp Materials, allerdings erhalten wir nicht 100 Prozent der Aktien der neuen Thyssenkrupp Industrials“, sagte er. Ein Minderheitsanteil der Aktien von Industrials soll von Materials gehalten werden: „Wieso erhalten wir Thyssenkrupp-Aktionäre nicht umgekehrt 100 Prozent der Aktien von Thyssenkrupp Industrials und nur einen Mehrheitsanteil an Thyssenkrupp Materials?“