Düsseldorf. . Die Aktionäre sind mit der Geschäftsentwicklung des Handelskonzern Metro unzufrieden. Hoffnung setzen sie in den neuen Investor Daniel Kretinsky.
„Real in gute Hände“ steht auf den Plakaten, die Mitarbeiter vor der Düsseldorfer Messe in den blauen Himmel halten. Drinnen versammeln sich die Aktionäre des Handelskonzerns Metro, der seine SB-Warenhaustochter Real verkaufen will, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft zu konzentrieren. Und wirtschaftlich wieder erfolgreicher zu werden. 70 Cent pro Aktie für das maue Geschäftsjahr 2017/18 – die Anteilseigner haben schon bessere Zeiten gesehen.
Die geplante Veräußerung der 278 kriselnden Real-Märkte soll der Durchbruch für die Metro werden. Doch Olaf Koch, Chef des Mutterkonzerns Metro, kann den Aktionären noch keinen Vollzug melden. In „zwei bis vier Monaten“, kündigt er an, soll der Vertrag mit einem Erwerber unterschrieben sein. „Es gibt genügend Interessenten, das Unternehmen zu erwerben. Wir werden in diesem Geschäftsjahr 100 Prozent Großhandel sein“, so Koch.
900 Millionen Euro schwere Immobilien bei Real
Er zeigt sich zudem optimistisch, dass der Verkauf ihm Geld in die Kasse spülen werden. Denn immerhin besitzt Real attraktive Immobilien im Wert von 900 Millionen Euro. Zuletzt hatte der Metro-Chef überdies noch an der Gehälter-Schraube gedreht. Nach dem Ausstieg der SB-Warenhauskette aus dem Flächentarifvertrag mit Verdi für neue Mitarbeiter seien bereits 5600 neue Arbeitsverträge geschlossen worden, betont Koch – zu schlechteren Bedingungen.
Mit einer Mischung aus Selbstkritik und Optimismus für die Zukunft versucht Koch in einer 90-minütigen Rede, die enttäuschten Anteilseigner für sich zu gewinnen. „Wir haben Fehler gemacht, die wir erfolgreich korrigiert haben“, sagt Koch. Das vergangene Geschäftsjahr sei ein schwieriges, aber auch ein gutes gewesen. „Wir wollten um zehn Prozent wachsen. Am Ende waren es 1,2 Prozent“, räumt der Metro-Chef ein.
Metro-Aktie im Sommer auf ein Rekordtief
Und er erinnert an den Sommer, als der Wert der Aktie des Handelsriesen auf ein Rekordtief von zehn Euro abgestürzt war. „Schmerzhaft und alarmierend“ nennt er die Entwicklung. Doch Koch sieht die Metro auf einem guten Weg. „Wir haben das Russland-Geschäft wieder in den Griff bekommen“, sagt der Manager und sieht auch beim Aktienkurs eine „Trendwende“ seit August. Am Freitag wurde die Metro-Aktie an den Börsen mit etwas mehr als 15 Euro gehandelt.
Den von Koch versprühten Optimismus mögen die Aktionäre nicht teilen. „Die Euphorie ist leider verflogen. Wir hatten auf einen Befreiungsschlag durch die Spaltung gehofft. Die Börsenträume sind aber wie Seifenblasen zerplatzt“, beurteilt Jella Benner-Heinacher von der Anlegerschutzvereinigung DSW die 2017 vollzogene Abtrennung der Elektronikketten Media Markt und Saturn von der Metro. Den Metro-Aktienkurs hält sie für „desaströs“ und bezeichnet die Dividende in Höhe von 70 Cent je Aktie als „Trostpflaster“.
Hoffnungen scheinen die Aktionäre in den Einstieg des tschechischen Braunkohle-Milliardärs Daniel Kretinsky bei der Metro zu setzen. „Er macht uns Hoffnung, dass er an die Zukunft von Metro glaubt“, sagt Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Kretinsky taucht am Freitag nicht persönlich in Düsseldorf auf. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Steinemann aber erklärt, dass er dessen Einzug oder eines Vertreters in das Kontrollgremium offen gegenüber stehe. Wenn Kretinsky seine Optionen zieht und dem bisherigen Mehrheitsaktionär Haniel alle und der Ceconomy große Anteile abkauft, könnte er im Sommer über mehr als 30 Prozent der Anteile am Metro-Konzern besitzen. In diesem Fall müsste er den anderen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten.
Welche Pläne der öffentlichkeitsscheue Investor mit der Metro verfolgt, ist völlig unklar. Vorstandschef Koch hat nach eigenen Angaben Kretinsky zweimal getroffen. Dabei habe Kretinsky durchblicken lassen, dass er den Verkauf von Real unterstütze.