Essen. . Verdi ruft die 34.000 Real-Mitarbeiter am Montag zum Streik auf. Die SB-Warenhaus-Kette will den Verkauf aufrecht erhalten.

Mitten im Verkaufsprozess hat die Gewerkschaft Verdi die rund 34.000 Beschäftigten der SB-Warenhaus-Kette Real für Montag zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Mit der ganztägigen Arbeitsniederlegung kurz vor dem ersten Advent will Verdi auf die Konzernmutter Metro ausüben, mit Real wieder in den Flächentarifvertrag zurückzukehren. Doch Olaf Koch, Chef des Düsseldorfer Handelsriesen, hat ganz andere Pläne mit der kriselnden Tochter: Er will sie verkaufen und kann dafür sicherlich keine höheren Personalkosten gebrauchen.

Bundesarbeitsminister Heil (SPD) bei der Demo

Verdi will am Montag scharfes Geschütz auffahren. Zur Protestkundgebung vor der Metro-Zentrale in Düsseldorf haben sich nicht nur Gewerkschaftsboss Frank Bsirske und seine Vorstandskollegin Stefanie Nutzenberger angekündigt. Zu den Real-Mitarbeitern will auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprechen.

„Der Metro-Konzern hat die Katze aus dem Sack gelassen und will Real abstoßen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Beschäftigten existenzsichernde Löhne bekommen, indem für sie wieder der Flächentarifvertrag gilt. An dieser Forderung kommt auch ein neuer Besitzer nicht vorbei“, erklärt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Stefanie Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstand.
Stefanie Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstand. © HO

Nach zweijährigen, aber letztlich ergebnislosen Verhandlungen mit Verdi war Real im Juni aus den Flächentarifvertrag ausgestiegen. Neu eingestellte Mitarbeiter – seit Juni sind es nach Metro-Angaben 3600 – werden nun nach Konditionen bezahlt, die die Konzernmutter Metro mit dem Verein DHV abgeschlossen hat. Verdi spricht von einem „Billigtarifvertrag“. Nach der „Tarifflucht“ seien überdies 4500 Arbeitsverträge mit befristet Beschäftigten nicht verlängert worden.

Metro-Chef Koch kritisiert seit Jahren das Lohnniveau bei Real, das 20 Prozent und mehr über dem der Wettbewerber liege, die zum Teil schon aus dem Tarifvertrag ausgestiegen waren. Im September dann überraschte Koch mit der Ankündigung, dass alle Bedingungen für den Verkauf von Real erfüllt seien. Die Metro selbst wolle sich wieder ganz auf ihr Kerngeschäft, den Großhandel, konzentrieren.

Metro-Chef Olaf Koch.
Metro-Chef Olaf Koch. © Kai Kitschenberg

Der Veräußerungsprozess, heißt es im Konzernumfeld, ist inzwischen in vollem Gang. „Wir streben an, Real als Ganzes zu verkaufen, und werden nur ernsthafte Interessenten in Betracht ziehen“, erklärte Koch am Freitag. „Alle eingehenden Angebote werden wir mit der Unterstützung von entsprechenden Beratern gründlich prüfen.“

Real-Chef Henning Gieseke kündigt an, dass trotz der geplanten Arbeitsniederlegungen am Montag der Verkauf in allen 279 Filialen weitergehen werde. „Verdi schadet mit dem Streik sowie dem Aktionstag im laufenden Weihnachtsgeschäft dem Unternehmen und damit auch den Mitarbeitern“, sagt Gieseke. „Ein Streik in der jetzigen Situation ist einfach nur sinnlos. Der unrealistischen Forderung nach einer Rückkehr in den Verdi-Flächentarifvertrag werden wir nicht nachkommen, da bei Real gültige Tarifverträge angewendet werden“, gibt sich Patrick Müller-Sarmiento, Co-Chef bei Real, hart.

Der Umsatz von Real war im Geschäftsjahr 2017/18 (Ende September) um 2,3 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Unter Berücksichtigung der Schließung von drei Märkten betrug das Minus 1,7 Prozent. Die Metro-Großmärkte dagegen konnten ihren Umsatz flächenbereinigt um 1,3 Prozent steigern. Negative Währungseffekte bescherten dem Großhandelsgeschäft jedoch ein Minus von 1,4 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro.